Kirchenaustritte

Beverunger Katholiken hinterfragen ihren Gebäudebestand

Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit Beverungen zieht daraus ihre Schlüsse und will ein Immobilienkonzept erstellen. Werden Gebäude abgegeben?

Werben für die Umfrage: Pfarrer Frank Schäffer (v.l.), Katja Koch (PGR-Vorsitzende), Ursula Bußmann (Gemeindereferentin), Petra Schlüter (PGR-Mitglied), Marianne Behler (KV-Mitglied), Heike Gogrewe (PGR-Mitglied) und Johannes Schröder (Verwaltungsleiter). | © Pfarrei Beverungen

Svenja Ludwig
24.03.2024 | 24.03.2024, 11:00

Beverungen. Jahr um Jahr entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, aus der katholischen oder evangelischen Kirche auszutreten. 2023 waren es im Beverunger Stadtgebiet 109, wie das zuständige Amtsgericht Höxter auf Anfrage mitteilt. Im gesamten Amtsgerichtsbezirk, der auch die Städte Höxter und Marienmünster umfasst, traten im vergangenen Jahr 397 Menschen aus.

„Es werden jedes Jahr ein paar mehr“, erfährt die „NW“ aus dem Amtsgericht. „Die katholische Kirche finanziert sich überwiegend aus der Kirchensteuer. Jede der 27 (Erz-)Diözesen erhält die Kirchensteuer seiner Gläubigen“, wie es auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz heißt. Weniger Gläubige bedeuten also auch geringere Einnahmen.

Der Trend geht natürlich auch nicht an den Gemeinden vorbei. „Die Zahl der Gläubigen ist seit langem rückläufig“, schreibt die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit Beverungen in einem Flyer, der am Wochenende im Stadtgebiet verteilt werden soll. Doch der Wandel geht noch weiter. „Das gilt auch für das kirchliche Leben (Gottesdienste, Gruppentreffen, Vereinsleben) und das Interesse daran“. Gleichzeitig habe sich die Zahl der kirchlichen Immobilien im Stadtgebiet aber nicht verändert. Elf Kirchen und neun Pfarrheime führt die Pfarrei in einer kurzen Pressemeldung dazu auf. Und genau dieser Gebäudebestand soll nun unter die Lupe genommen werden.

Johannes Schröder, Verwaltungsleiter der Pfarrei, betont im Gespräch mit der „NW“ jedoch, dass aktuell ausgeschlossen sei, dass Kirchen geschlossen würden. Auch bezüglich der Pfarrheime gibt es leise Entwarnung: „Es soll kein Raum weg, es muss überall Raum sein, um sich treffen zu können“, erklärt Schröder, „das muss das Ziel sein“. Aber ob dieser Raum zwingend in einem Pfarrheim zu finden sein muss, das ist die Frage. Möglich wäre es theoretisch auch, einen solchen Raum in einem Dorfgemeinschafts- oder Schützenhaus zu finden, oder ein Pfarrheim mit der evangelischen Gemeinde zu teilen. Davon, Pfarrheime unbedingt schließen zu wollen oder gar auf Anweisung des Erzbistums zu müssen, könne aber keine Rede sein, sagt Schröder. „Es kann auch dabei herauskommen, dass wir alle Gebäude brauchen.“

Erzbistum: „Zu viele und zu große Gebäude“

Gleichwohl hat das Erzbistum das Thema Immobilien auf dem Schirm. „Wenn jetzt eine Renovierung anstünde, würde das Erzbistum nur Geld dazu geben, wenn der Immobilienbestand reduziert würde“, erklärt Schröder. „Im Moment sind wir aber bautechnisch auf einem guten Stand.“ Auf der Homepage des Erzbistums wird Domdechant Alfons Hardt wie folgt zitiert: „Fakt ist: Wir haben zu viele und zu große kirchliche Gebäude.“

Die Kirchengemeinden seien aufgerufen, „ihren Gebäudebestand an ihren tatsächlichen Bedarf anzupassen“. Tragfähige Konzepte und innovative Ideen seien deshalb gefragt. „So kann die Herausforderung, Gebäudeflächen zu reduzieren, zu einer Chance werden, die neue Kräfte freisetzt.“

In der Umfrage, die sowohl auf dem Flyer als auch in der Pressemeldung beworben wird, will die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit also herausfinden, welche Gebäude wie häufig von wem genutzt werden. Der Fragebogen ist auch online unter bit.ly/Umfrage-Immo erreichbar. Ein paar Angaben zur ausfüllenden Person, dann geht es dann in medias res. „Wie oft besuchen Sie einen Gottesdienst in der Kirche Ihres Ortes?“, will die Pfarrei wissen und schlägt „gar nicht“, „mehrfach im Jahr“, „mehrfach im Monat“ und „nur zu besonderen Anlässen“ als Antwortmöglichkeiten vor. Werden andere Kirchen im Stadtgebiet besucht? Und wie oft wird an Veranstaltungen im Pfarrheim teilgenommen? Zu welchen Anlässen?

Befragung läuft bis Mitte April

„Wir, die Gremien der Pfarrei als Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, möchten bewusst mit Ihnen und Euch in die Zukunft gehen, deshalb laden wir Sie ein, mit uns ins Gespräch zu kommen“, heißt im Flyer weiter. Der Fragebogen solle helfen, einen ersten Überblick zu bekommen. Wer teilnehmen möchte, sollte die Umfrage bis zum 14. April ausfüllen und abgeben. Zum Beispiel in der dazu vorgesehenen Box in den Kirchen oder im Pfarrbüro, An der Kirche 7.

Auf Basis der Ergebnisse sollen dann Gespräche geführt werden, bei denen die Gemeindemitglieder und ihre Meinungen erneut gefragt sein werden. Die Termine stehen bereits fest und finden, sofern es nicht anders benannt wird, im Pfarrheim des jeweiligen Ortes statt.

Die Termine im Überblick

Los geht es im Ortsteil Würgassen am Dienstag, 23. April, um 19.30 Uhr. Am Abend drauf, Mittwoch, 24. April, kommen die Dalhäuser um 19.30 Uhr zusammen. In Amelunxen wird am Samstag, 11. Mai, um 20 Uhr diskutiert, die Hersteller treffen sich am Dienstag, 14. Mai, um 19.30 Uhr. Die Kernstadt ist am Dienstag, 28. Mai, um 19.30 Uhr dran.

Im Juni stehen schließlich Wehrden am Sonntag, 2. Juni, um 19 Uhr, Jakobsberg am Mittwoch, 5. Juni, um 19.30 Uhr, Haarbrück am Mittwoch, 12. Juni, um 19.30 Uhr, Drenke am Dienstag, 18. Juni, um 19.30 Uhr, Blankenau einen Tag drauf am Mittwoch, 19. Juni, um 19.30 Uhr in der Kirche, und zum Abschluss Tietelsen am Dienstag, 25. Juni, um 19.30 Uhr in der Kirche auf dem Plan.