Riesiger Batteriespeicher am ehemaligen Atomkraftwerk Würgassen geplant

Beverungen. Es ist eine Frage, die sich viele in der Region stellen: Was wird aus dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerkes Würgassen nach der erfolgreichen Verhinderung eines Hunderte Millionen Euro teuren Zwischenlagers für Atommüll? Erste, schon sehr konkrete Ideen wurden jetzt bei einem Besuch von NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) öffentlich. &bdquo;Ziel ist es, das Areal zu einem Energiestandort für regenerative Energien weiterzuentwickeln“, sagt Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Eine konkrete Idee des regionalen Energieunternehmens Westfalen-Weser und der Stadt Beverungen: der Bau eines Riesenbatteriespeichers. Noch sind die Pläne nicht fertig und die Unterschriften nicht drunter – doch aber schon sehr konkret. Der große Batteriespeicher &bdquo;soll als netz- und systemdienlicher Speicher in das bestehende Netz von Westfalen-Weser eingebunden werden“, erläutert Westfalen-Weser-Sprecherin Maria Pottmeier-Rath. Sie spricht von einem sehr großen Vorhaben. Einer der größten seiner Art Denn der neue Batteriespeicher soll eine Leistung von 144 Megawatt haben. Damit wäre er über eine Stunde lang in der Lage, eine maximale Leistung von 280 Megawatt zu liefern, was etwa dem Energiebedarf von 5.000 Elektroautos entspricht. &bdquo;Es wäre einer der größten Speicher seiner Art in ganz Deutschland“, ergänzt der heimische CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Goeken, der die Ministerin bei ihrem Besuch begleitete. Zur Einordnung: Der Energiekonzern RWE hat im vergangenen Herbst angekündigt, einen ähnlich großen Batteriespeicher mit einer Leistung von 140 Megawatt in Hamm zu bauen – der soll nach Unternehmensangaben etwa 90 Millionen Euro kosten. Zurückhaltung bei weiteren Details Mit weiteren Details zum geplanten Großprojekt in Würgassen bei Beverungen halten sich die Beteiligten bisher zurück, auch weil noch einige Fragen zu klären sind, wie Hubertus Grimm unterstreicht. Klar ist aber, dass Würgassen sich besonders gut für einen Großspeicher eignen würde, denn hier gibt es einen Anschluss an das 380-Kilovolt-Hochspannungsnetz und ein entsprechendes Umspannwerk. Zudem werden überall in Deutschland zur Unterstützung der Energiewende große Batterien gebraucht. Sie dienen nicht nur als reine Energiespeicher, sondern sorgen auch für Stabilität in Stromnetzen und schützen vor Stromausfällen. Nach Angaben des Verbands der Elektrotechnik-Elektronik-Informationstechnik (VDE) werde der Ausbau von Batteriespeichern derzeit forciert. In Kürze sollen sie Leistung und Kapazität von Pumpspeicheranlagen übertreffen. &bdquo;Diese mit Wasserkraft betriebenen Anlagen sind seit Jahrzehnten ein Klassiker für zuschaltbare Regelenergie“, so der VDE in einer Fachinformation. Aktuell betrage ihre installierte Leistung in Deutschland 6,7 Gigawatt mit einer Kapazität von 9,6 Gigawattstunden. Weitere Ideen Der große Batteriespeicher ist nicht die einzige Idee für den Standort Würgassen, an dem bereits vor zehn Jahren die nuklearen Rückbauarbeiten am Reaktorgebäude sowie dem Maschinenhaus abgeschlossen worden waren. So gebe es auch die Erwägungen, ein Gas- oder Wasserstoffkraftwerk auf dem Gelände zu errichten, um eine verlässliche Energieversorgung sicherzustellen und keine Abhängigkeiten zur Windkraft oder der Sonnenenergie zu schaffen, berichtet Landespolitiker Matthias Goeken. Aktuell lagern auf dem Gelände allerdings noch 1.500 Fassgebinde mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Betrieb beziehungsweise dem Rückbau des Kernkraftwerks. Ziel ist es, dieses Lager bis 2029 zu räumen. Mitte Dezember hatte das Bundesumweltministerium bekannt gegeben, auf ein Logistikzentrum für mittel- und radioaktive Stoffe zu verzichten. Es braucht auch Stromnetze Maßgeblich für die neuen Würgassen-Pläne ist nach Angaben von Goeken, dass die erzeugte Energie in die Region abtransportiert beziehungsweise in das Netz eingespeist werden könne. Dazu benötige man jetzt einen schnellen Ausbau des Übertragungsnetzes Richtung Westen. Gleiches gilt aber auch für das Verteilnetz. Die beiden Geschäftsführer von Westfalen-Weser, Andreas Speith und Jürgen Noch, stellten bei dem Besuch der Ministerin vor, welche Herausforderungen Westfalen-Weser als Verteilnetzbetreiber hat. Um weiteren dezentral erzeugten Strom aufnehmen und weiterleiten zu können, investiert das Unternehmen in den kommenden zehn Jahren 1,2 Milliarden Euro: eine Milliarde für den Ausbau des Leitungsnetzes und 200 Millionen Euro für die Digitalisierung. Ministerin Neubaur und Matthias Goeken informierten sich zudem beim Wasserkraftwerk der Familie von Weichs in Amelunxen über den Betrieb eines solchen Kraftwerks und damit verbundene Herausforderungen.

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