"Was, wenn es kommt wie in Höxter": Amelunxer fürchten um ihr Dorf

Amelunxen. Das Thema Hochwasser ist in Amelunxen nicht neu. Seit Jahren ist es auf der Agenda bei den Verantwortlichen in Ort und Stadt, vor allem aber nach den Unwettern im vergangenen Jahr ist es aktueller denn je. "Wir waren im vergangenen Jahr arg gebeutelt", blickt Bezirksausschussvorsitzender Wolfram Rode (CDU) zurück. Mehrfach war der Beverunger Ortsteil von Starkregen betroffen gewesen, die Feuerwehr stundenlang im Einsatz, das Schadensbild immer das gleiche: Eine Schlammlawine, die sich durch den Ortskern zieht. "Es hat daraufhin sehr viele Gespräche gegeben. Mit dem Landwirt, der Bahn, der Forstverwaltung, der Landwirtschaftskammer, und und und", so Rode. Jetzt gebe es einen abgeschlossenen Vertrag mit allen Beteiligten, der - so hofft die Stadt Beverungen - zukünftig dafür sorgen soll, den einen oder anderen Bereich zu entschärfen. Es sei ein Anfang, doch das reiche noch nicht, waren sich Bürger und Ausschussmitglieder während der jüngsten Bezirksausschusssitzung einig. Die Lage Amelunxens mit den umliegenden Hängen und durchschnittlich 100 Höhenmetern Unterschied mache es dem Regen einfach, vor allem die große Ackerfläche zwischen Jüdischem Friedhof und Abgunstweg bei plötzlichem Starkregen in eine Erd-Rutschbahn zu verwandeln. Blühstreifen zwischen der Aussaat Um allein dort den Schwung rauszunehmen, werde der Landwirt im kommenden Frühjahr mehrere Blühstreifen zwischen der Aussaat anlegen. "Das wird ein stabileres Gewächs sein, um Wassermassen etwas aufzufangen", erklärte Ralf Meibom von der Stadt Beverungen während der Sitzung. Auch mit der Deutschen Bahn und der Stadt Beverungen habe es einen Termin vor Ort gegeben, welche Maßnahmen entlang der Bahnstrecke, die durch den Ort führt, getroffen werden können. So sollen in diesem und im kommenden Jahr die Durchlassbauwerke freigeschnitten und gespült sowie neue Durchlässe gebaut werden, auch eine Sicherung der Bahnseitengräben mit Wasserbausteinen sei angedacht. Eine Entwässerungsrinne entlang des Wirtschaftsweges zwischen der Bahnstrecke und der Ackerflächen soll im kommenden Jahr folgen, berichtete Ralf Meibom. Mit diesen Maßnahmen soll verhindert werden, dass erneut Schlammmassen durch den Ortskern fließen, Keller volllaufen und Kanäle überfluten. Wasser aus Drenke Doch der Schlamm vom Osterberg sei nicht das einzige Problem, das bei Starkregen auf die Amelunxer zu kommt. Auch aus dem Bereich Drenke sei in der Vergangenheit das Wasser über die Drenker Straße nach Amelunxen geflossen und habe für Einsätze der Feuerwehr gesorgt. "Auch dort sollte die Stadt mal schauen, wie der Durchfluss der beiden Gräben ist", schlug Wolfram Rode vor. Ob freischneiden oder auskoffern der Gräben, dort sieht der Bezirksausschuss Handlungsbedarf und beantragte bei der Stadt dort nach weiteren Möglichkeiten zum Hochwasserschutz zu schauen. "Möglich wäre vielleicht auch, die Lehmkuhle zu nutzen", brachte Rode als Idee ein. Das tieferliegende Grundstück liegt zwischen Amelunxen und Drenke an der Landesstraße 837 (Drenker Straße). "Vielleicht könnte man das Grundstück weiter auskoffern, um dort Regenmassen zu sammeln - wie ein Regenwasserrückhaltebecken", so der Bezirksausschussvorsitzender. Hochwasserschutzkonzept gefordert Doch ob Gräben freischaufeln allein reicht? Einige Bürger meldeten sich während der Bürgerfragestunde zu Wort und waren sich einig, dass die Pläne zwar erste gute Maßnahmen seien, ein Hochwasserschutzkonzept aber zwingend notwendig sei. "Das will die Stadt Beverungen schon seit Jahren, kann es aber nicht finanzieren", befürchtet der Bezirksausschussvorsitzende. Doch die Kosten seien sicher nicht höher als die Schadenssumme, die bei einem Starkregenereignis auf die Stadt zukomme könne, wenn es - ähnlich wie im Ahrtal im vergangenen Jahr - zu einer Katastrophe käme, sind sich die Bürger sicher. "Was, wenn es so kommt wie in Höxter? Wir waren bei dem Starkregen am Freitagabend dabei und haben es mit der Angst gekriegt", berichtete ein Bürger, "Was, ist, wenn das Unwetter zwei Kilometer weiter gewesen wäre?", fragte er im Hinblick auf die Lage von Amelunxen. "Das sind doch die großen Probleme, ein Hochwasserschutzkonzept ist dringend notwendig." Wenn die Kommune keine Geld habe, müsse der Kreis oder das Land in die Pflicht genommen werden, so die Meinung der Bürger. Nach den Starkregenereignissen im vergangenen Jahr musste die Stadt Beverungen das Amelunxer Kanalnetz aufwendig spülen. Um nach möglichen Schäden oder Ablagerungen zu schauen, soll es nun im vierten Quartal des Jahres mit einer Kamera inspiziert werden, gab Wolfram Rode bekannt. "Bis Ende des Jahres sollen etwa 80 Prozent durchleuchtet worden sein, es wird aber ohnehin mehrere Wochen dauern, bis eine Auswertung da ist", so Rode weiter.

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