Atommüll-Lager Würgassen: „Hinterzimmer“-Entscheidung auf dem Prüfstand

Würgassen. Der Arbeitskreis Würgassen der Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal hat sich mit den CDU-Abgeordneten und Kandidaten auf Bundes- und Landesebene ausgetauscht. Dabei waren Politiker aus den vier hauptbetroffenen Kreisen Höxter, Holzminden, Kassel Land und Northeim. Es ging um das geplante Atommüll-Bereitstellungslager auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände. Fazit: Das Logistik-Gutachten, für das sich länderübergreifend NRW und Niedersachsen eingesetzt hatten, soll vorangetrieben werden. Und: Die Zweifel bezüglich der Hochwasser- und vor allem der Erdfall-Gefahr bleiben. Genauso wie die Befürchtung, dass Atommüll aus der Asse nach Würgassen gebracht werden könnte. Würgassen hätte nicht auf Liste gelangen dürfen Der Arbeitskreis machte gegenüber den CDU-Vertretern noch einmal deutlich, dass das Vorhaben auf einer politisch motivierten Entscheidung beruhe. &bdquo;Nach einem zweifelhaften Auswahlverfahren im Hinterzimmer ist durch ein fragwürdiges, im Vorfeld auf Würgassen zugeschnittenes Scoring der Standort als vermeintlich geeignet präsentiert worden", heißt es in einer Pressemitteilung. Dabei hätte Würgassen gemäß den Ausschlusskriterien der Entsorgungskommission gar nicht auf die Auswahlliste gelangen dürfen. Außerdem sei die Notwendigkeit eines bundesweiten, zentralen Logistikzentrums zum Vorsortierten der schwach- und mittelradioaktive Abfälle gar nicht nachgewiesen. Dieses sogenannte Bereitstellungslager sei erst 2016 im Koalitionsvertrag als Option ins Spiel gekommen – lange nach der Genehmigung für das Endlager Konrad in Salzgitter. Ursprünglich sei eine &bdquo;Just-in-time"-Belieferung im Einschichtbetrieb geplant gewesen – mit einer Pufferhalle direkt bei Schacht Konrad für die Abfederung von Betriebsstörungen. &bdquo;Wenn heute keine Direktbelieferung denkbar sei, ist dies auch bereits bei der Planfeststellung nicht möglich gewesen", so die BI. Nun argumentiere die BGZ mit der Zeitersparnis durch die Änderung auf einen Zweischichtbetrieb. &bdquo;Das kann als einziges Argument für ein Projekt von derartiger Tragweite und immensen Belastung einer vollkommen unbeteiligten Region mit überhaupt nicht zu beziffernden Kosten nicht gelten gelassen werden", meint der Arbeitskreis. Logistikgutachten soll eng und kritisch begleitet werden Zudem lasse die Dimension der Anlage Schlimmes befürchten. In Würgassen könnte nach Einschätzung der BI ein &bdquo;unendliches Zwischenlager" entstehen. So lasse es aufhorchen, dass aus der Region Asse/Wolfenbüttel bereits die Forderung nach Transport und Lagerung des Atommülls in einer schwächer besiedelten Region laut werde. Die Landtagsabgeordneten Matthias Goeken und Uwe Schünemann sicherten in dem Gespräch mit den BI-Vertretern zu, das Logistikgutachten zu Würgassen &bdquo;eng und kritisch" zu begleiten. Man müsse letztendlich zu einem &bdquo;wirklich neutralen, faktenbasierten und damit aussagekräftigen" Gutachten gelangen. Dazu sei man auch auf die Unterstützung aus dem Bundesumweltministerium angewiesen und hoffe auf baldige Auftragserteilung. Könnte Würgassen sogar zum Endlager werden? Neben der Hochwasser-Gefahr im Weserbogen standen auch geologische Risiken auf der Tagesordnung. Der Sachverständige Claus Schubert wies daraufhin, das eine genaue Untersuchung des Untergrund bei einem derartigen Vorhaben zwingend erforderlich sei. &bdquo;Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Würgassen sogar zum Endlager wird, wenn nämlich die Kapazitäten von Schacht Konrad ausgeschöpft sind oder andere Genehmigungen auslaufen", befürchtet der Arbeitskreis. Schubert sprach von &bdquo;beunruhigenden Befunden" bei den vorliegenden, öffentlich zugänglichen Bohrkernen. Doch von diesem Erdfall-Risiko versuche die BGZ als Bauherrin abzulenken und schaffe weiter Fakten. Auch mit möglichen Auswirkungen der Atomgesetznovelle auf Würgassen befasste sich die Runde. Dadurch könnten unter Umstände Klagemöglichkeiten eingeschränkt werden. Dieses Thema soll bei einem Folgetreffen vertieft werden. Der Arbeitskreis sucht ausdrücklich auch den Informationsaustausch mit anderen politischen Kräften, will sich also auch mit Vertretern anderer Parteien treffen.

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