Beverungen/Holzminden

Motorradlärm im Weserbergland: EU soll aktiv werden

Anwohnerinitiativen fordern beim Arbeitstreffen mit Europaparlamentarier Peter Liese die Verbesserung der Zulassungsbedingungen – gesellschaftlich akzeptable Lösung soll nicht zulasten der Biker gehen.

Motorradfahrer stehen wegen der Verursachung von Lärm oft in der Kritik. | © Pixabay (Symbolfoto)

06.09.2020 | 06.09.2020, 10:00

Beverungen/Holzminden. Vertreter von Bürgerinitiativen aus Niedersachsen und NRW trafen sich in Beverungen zu einem Arbeitsgespräch mit dem südwestfälischen Europa-Abgeordneten und gesundheitspolitischen Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese, sowie dem Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Kommunalpolitischen Vereinigung, Christian Haase, um Maßnahmen zur entschiedeneren Bekämpfung von unnötigem Motorradlärm zu erörtern, der inzwischen bundesweit in vielen betroffenen Regionen für Ärger sorge.

Heinrich Wenisch (v. l.), Edith Götz, Jürgen Steeger, Christian Haase und Peter Liese. - © Privat
Heinrich Wenisch (v. l.), Edith Götz, Jürgen Steeger, Christian Haase und Peter Liese. | © Privat

Inzwischen hätten sich ganze Regionen zu Aktionsbündnissen zusammengeschlossen, heißt es, in denen Kommunen, Landkreise und regionale Initiativen zusammenarbeiten, wie die Initiative „Leiser" im Südwesten, die „Silent Riders" in NRW, oder die bundesweit vernetzten „Vereinigten Arbeitskreise gegen Motorradlärm". Einig waren sich die Teilnehmer, dass bei dem vielschichtigen Problem jede Ebene ihren Teil zu einer Lösung beitragen müsse.

Das „Schwarze-Peter-Spiel", bei dem sich alle Beteiligten seit Jahren die Zuständigkeiten von der EU bis zur regionalen Ebene zuschöben, mit dem Ergebnis, dass es von Saison zu Saison immer lauter auf den Straßen geworden sei, müsse endlich aufhören. Es müsse zeitnah zu einer spürbaren Verbesserung für die lärmbetroffenen Menschen kommen, um die Sozialverträglichkeit zu gewährleisten, so die einhellige Meinung.

Für eine Verschärfung der Lärmschutzregeln

Vor dem Hintergrund, dass sich auch in einer aktuellen Civey-Umfrage im Auftrag des Nachrichtenmagazins Spiegel über 70 Prozent der Befragten für eine Verschärfung der Lärmschutzregeln ausgesprochen hätten, erläuterten Jürgen Steeger, Anwohnerinitiative Bergisches Land, Edith Götz, Mitglied im Arbeitskreis Motorradlärm im BUND, und Heinrich Wenisch, Initiative Weserbergland, auch die Ergebnisse einer Tagung des Umweltbundesamtes 2019 zum Thema „Laute Fahrzeuge", bei der die Sichtweise der Interessengruppen beleuchtet und unmissverständlich die Ursachen der Probleme benannt wurden. Da sowohl die Definition der Grenzwerte für Neuzulassungen als auch die Messverfahren Europarecht tangieren, sprach sich Liese für eine kurzfristige Neubewertung der Problematik im Europäischen Parlament aus. Empfehlungen der Hersteller von Motorrädern müssten zukünftig verstärkt die berechtigten Ansprüche der von Lärm betroffenen Bürger berücksichtigen.

Da davon auszugehen ist, dass Maßnahmen auf europäischer Ebene nicht kurzfristig umsetzbar seien, wurde intensiv über Möglichkeiten diskutiert, in den betroffenen Regionen effektiv und kurzfristig den Lärm zu begrenzen. Es herrschte dabei Einverständnis, dass die notwendige Lärmminderung gesellschaftlich akzeptabel nicht auf Kosten aller Motorradfahrer zu erzielen sei. Die Bürgerinitiativen fordern, gesetzlich einen Schwellenwert für unnötige Lärmbelästigung zu definieren, der bei Unterschreitung die freie Fahrt auf allen Straßen zugesteht.