Erinnerungen an Atom-Protest: „Mit dem Presslufthammer nach Würgassen“

Borgentreich/Würgassen. Die Pläne für das zentrale Atommüll-Bereitstellungslager in Würgassen treffen auch bei der Bürgerinitiative &bdquo;Lebenswertes Bördeland und Diemeltal" auf Widerstand. &bdquo;Wir kämpfen seit 30 Jahren für eine lebenswerte Region und wollen die Protestbewegung unterstützen", unterstreicht Josef Jacobi vom Vorstand der Bürgerinitiative. Der Körbecker ist ein &bdquo;Urgestein" der Anti-Atomkraft-Bewegung. Bei großen Veranstaltungen in Brokdorf, Wackersdorf oder Gorleben war er dabei. Früher brach er oft zu Demonstrationen mit seinem Trecker von Körbecke nach Würgassen auf, um gegen das Atomkraftwerk zu protestieren. Schon immer hatte sich Josef Jacobi für eine Abschaltung der Meiler eingesetzt, weil er Atomkraft für zu gefährlich hält. "Dieses Ziel halte ich auch immernoch für richtig" &bdquo;Was da nun in Würgassen gemacht wird, ist nicht richtig. Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung betreibt eine schlechte Informationspolitik", kritisiert der Sprecher der BI. Schacht Konrad in Salzgitter ist nach seiner Auffassung als Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll nicht genehmigungsfähig. &bdquo;Und jetzt wird versucht uns ein möglicherweise ewiges Zwischenlager vorzusetzen", befürchtet Josef Jacobi. Er hält die Konzeption mit Würgassen als Logistikdrehscheibe für radioaktive Abfälle aus dem gesamten Bundesgebiet für falsch. Wenn radioaktiver Müll entsteht, müsse er nicht nach Würgassen geliefert werden. Er solle da behandelt und zwischengelagert werden, wo er entsteht. Schon immer ein Gegner Erste Berührung mit dem Thema Atomenergie hatte Josef Jacobi bereits Ende der 1960er Jahre. Alfred Dregger, hessischer Bundestagsabgeordneter der CDU, absolvierte damals einen Wahlkampfauftritt in der Warburger Stadthalle. Das AKW Würgassen war noch in Bau. &bdquo;Es wurde gesagt, jetzt beginnt das Atomzeitalter, aber damals waren auch die ersten kritischen Stimmen zu hören", erinnert sich der Körbecker Biobauer. Die Anti-Atomkraftbewegung hatte in den Folgejahren großen Zulauf und Anfang der 1980er Jahre wurde im nordhessischen Wethen erfolgreich eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll verhindert. Im Juni 1981 versammelten sich dazu 3000 Menschen aus der Region zum Protest – davon 500 Landwirte mit Treckern. Auch Josef Jacobi war mit dem Trecker dabei. Protest gegen AKW Würgassen Auch die Tage nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im April 1986 sind ihm noch sehr präsent: &bdquo;Wir durften unser eigenes Futter nicht mehr verfüttern und haben es dem Atomkraftwerk in Würgassen vor die Tür gekippt." Strommasten am Atomkraftwerk Würgassen wurden von der Organisation &bdquo;Robin Wood" für acht Tage besetzt. &bdquo;Wir sind dann mit 20 Treckern von Körbecke, Borgentreich und Haarbrück aus dorthin gefahren, um sie zu unterstützen." Weihnachten 1987 folgte ein Skandal: &bdquo;Da wurden atomare Abfälle aus Würgassen von der Firma Transnuklear illegal nach Belgien geliefert", so Jakobi rückblickend. Daraufhin hätte er mit anderen Atomkraftgegnern drei Tage das Haupttor am AKW Würgassen blockiert. Bei einer weiteren Aktion wurde mit einem Presslufthammer am Haupttor das AKW Würgassen &bdquo;symbolisch" abgerissen. Rückbau mit "grüner Wiese" als Ziel Nach wiederholten Sicherheitsmängeln wurde das AKW Würgassen 1997 stillgelegt. Im Jahr 1997 begann auch der Rückbau und das Ziel der &bdquo;grünen Wiese" wurde versprochen. &bdquo;Dieses Ziel halte ich auch immer noch für richtig", betont Josef Jacobi. Die Bürgerinitiative &bdquo;Lebenswertes Bördeland und Diemeltal" werde die geplanten Maßnahmen in Würgassen daher aufmerksam begleiten. Auf der nächsten Vorstandssitzung wird sich die BI mit dem Thema &bdquo;Atommüll-Zwischenlager Würgassen" befassen.

Meistgelesen