Bad Driburger im Schüleraustausch in Estland: Abenteuer-Auslandsjahr ohne Sprachkenntnisse

Bad Driburg. Ein Jahr lang ein fremdes Land entdecken. In einer Gastfamilie leben, neue Leute und eine neue Kultur kennenlernen. Jedes Jahr entscheiden sich etwa 14.000 Schülerinnen und Schüler in Deutschland dazu, einen Schüleraustausch zu machen. Die Top-Ziele sind dabei vor allem die USA, Kanada oder auch Neuseeland. Auch der Bad Driburger Schüler Robin Günzel entschied sich im vergangenen Jahr für das besondere Abenteuer. Für ihn ging es aber nicht nach Amerika, sondern in ein europäisches Land. Sein Ziel war Estland. Kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland hat der 16-Jährige mit der NW über seine Zeit in dem osteuropäischen Land gesprochen. Für ihn sei immer klar gewesen, er möchte ins Ausland. &bdquo;Mein erstes Wunschziel war Kanada“, erzählt er. Doch die Kosten für einen Aufenthalt in Kanada seien damals zu groß gewesen. Bis zu 30.000 Euro können Schüleraustausche nach Kanada laut Bernhard Reiseversicherung kosten. Seinen Traum wollte Günzel aber nicht loslassen. Und so hört sich der Schüler einen Podcast an, in dem ein Austauschschüler aus Kanada und einer aus Estland ihre Erfahrungen vergleichen. &bdquo;Beim Hören ist mir aufgefallen, dass die Erfahrungen der beiden sehr ähnlich waren.“ Lesen Sie auch: Ein Selfie aus Warburg: Englische Schüler erkunden die Hansestadt Bad Driburger wohnte im Norden von Estland Die Möglichkeit auf ein Stipendium eröffnete sich für den 16-Jährigen, mit dem er einen Zuschuss in Höhe von 3.000 Euro erhielt. Damit war auch die Finanzierung seines Aufenthalts geregelt. Nach der Entscheidung für sein Auslandsjahr in Estland und dem Flug nach Tallinn vergingen nur wenige Monate. Zusammen mit der deutschen Organisation Experiment und der estnischen Organisation Asse reiste Robin Günzel nach Estland. Gewohnt bei einer Gastfamilie hat er in der Stadt Kadrina im Norden von Estland. Dort besucht er wie jeder andere Teenager auch eine estnische Schule. Anfangs war vor allem die Sprachbarriere eine große Herausforderung. Denn als Austauschschüler komme man in Estland ohne die Nationalsprache Estnisch nicht weit. &bdquo;Vor allem in den kleineren Städten sprechen wenig Einwohner Englisch. Das war am Anfang schon schwierig“, sagt er. In Kadrina wohnen etwa 2.600 Menschen. .responsive23-oQRP8o4x58cqiRkH-map-map { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-oQRP8o4x58cqiRkH-map-map { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-oQRP8o4x58cqiRkH-map-map { padding-top: 142.86%; } } Bad Driburger spricht mittlerweile fließend Estnisch Kurz nach ihrer Ankunft in Estland bekam die Austauschgruppe aus zwölf Schülerinnen und Schülern abseits der Schule Sprachunterricht in Estnisch. Mittlerweile hat Günzel die Prüfung zum B1-Sprachniveau abgelegt. Ob er bestanden hat, wisse er zwar noch nicht, er habe aber ein gutes Gefühl. Das B1-Zertifikat ist ein Nachweis für eine fortgeschrittene Sprachverwendung. Mit seiner Gastfamilie versteht sich der Bad Driburger gut. Nach der Schule schaut er zusammen mit seiner Gastfamilie oft Filme. Regelmäßig fährt er mit seiner estnischen Gastfamilie auch in deren Wochenendhaus, um dort gemeinsam die freie Zeit zu verbringen. Und auch in der Schule hat der 16-Jährige viele estnische Freunde gefunden, mit denen er sich auch nach der Schule oft getroffen hat. Auch interessant: Eine Brückenbauerin für bessere Verständigung Ausflüge an die russische Grenze oder nach Finnland Unter den anderen Austauschschülern, die mit Günzel zusammen nach Estland gereist sind, hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. &bdquo;An den Wochenenden haben wir uns oft in Tallinn getroffen. Das war für uns alle am nächsten, weil wir ja in unterschiedlichen Städten wohnten“, erzählt er. Die Organisation Asse lud die Schüler regelmäßig zu kleineren Reisen und Ausflügen ein. &bdquo;Wir sind zusammen auch nach Helsinki in Finnland gereist oder haben uns ein estnisches Dorf an der Grenze zu Russland angeschaut.“ Um den langen Winter in Estland zu überbrücken, hat sich Günzel viel in den Vereinen vor Ort engagiert. So lernte er zum Beispiel auch den estnischen Volkstanz oder auch Disc-Golf kennen. Dabei wird eine Frisbee-artige Scheibe aus Entfernung in einen Korb geworfen. Und auch sonst konnte er die estnische Kultur während des Jahres gut kennenlernen. Sein estnisches Lieblingsessen ist Tatar, das auch gekochtem Weizen und einer Fleischsoße besteht. &bdquo;Die estnische und die deutsche Küche sind aber gar nicht so verschieden“, sagt er weiter. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Bad Driburg Robin Günzel geht nach seinem Auslandsjahr mit gemischten Gefühlen nach Deutschland zurück. &bdquo;Ich freue mich auf jeden Fall auf meine Familie, weil ich sie ja seit einem Jahr schon nicht mehr gesehen habe. Aber es ist natürlich auch traurig, meine Gastfamilie und Freunde nicht mehr sehen zu können“, sagt er. Sein Auslandsaufenthalt habe ihn vor allem offener gemacht. Denn die Esten seien laut Günzel eher zurückhaltender. &bdquo;Wenn man den ersten Schritt macht, dann kann man in Estland aber sehr gut und einfach Freunde finden“, sagt er. Ab dem kommenden Schuljahr wir Günzel in Bad Driburg die Oberstufe besuchen. Nach seinem Abitur möchte er das Abenteuer Ausland aber wieder wagen. Dann will der 16-Jährige für ein Work-and-Travel wieder ins Ausland. Wohin es ihn dann verschlägt, weiß der Schüler zwar noch nicht, aber er freut sich, eine neue Kultur kennenzulernen.

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