Überfall auf Pizzeria Avanti: Opfer von Imbiss in Bad Driburg ratlos

Bad Driburg. Ein Video geht um in Bad Driburg. 70 Sekunden lang, etwas wackelig, erschreckender Inhalt. Drei Männer nehmen, um es salopp zu sagen, einen Imbiss auseinander. Besagtes Video schafft es über Umwege auch zu einer Frau, deren Name der Redaktion vorliegt. Um sie zu schützen, nennen die &bdquo;NW“ sie Dalia. Dalia startet das Video, sieht die Zerstörung und kann ihren Augen kaum trauen. Die drei Männer, die randalieren, kennt sie. Kurz zuvor waren sie auch bei ihr und wollten Geld. Dalia macht sich auf den Weg zu dem Imbiss, die Pizzeria Avanti an der Prälat-Zimmermann-Straße in Bad Driburg. Sie kennt den Betreiber. &bdquo;Ich habe gefragt, ob sie die Männer angezeigt haben, das ist so wichtig“, sagt Dalia. Sie selbst habe Anzeige bei der Polizei erstattet, nachdem die Männer bei ihr gewesen seien. &bdquo;Ich hoffe, dass die Polizei jetzt etwas unternimmt.“ Der Vorfall in der Pizzeria, der in Form einer MP4-Datei nun in der Kurstadt die Runde macht, ereignete sich am Montag, 21. Oktober, gegen 22 Uhr. Im Video sind Aufnahmen einer Überwachungskamera zu sehen, die auf einem Handydisplay abgespielt werden. Rechts im Bild leuchtet ein Teil des Touch-Menüs. Die &bdquo;Musik“ spielt sich aber auf dem abgefilmten Bildschirm ab. Drei Männer befinden sich im Gästebereich des Lokals, auf der anderen Seite des Tresens sind eine Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Imbisses zu sehen. Video von der Tat zeigt Streit während Überfall Drei Männer seien es gewesen, schildert Caner Araz, der Bruder des Pizzeria-Betreibers, im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“, die Tat. Drei Männer und eine Frau. Die Frau wird später noch ins Bild laufen. Zunächst, in dem Videoschnipsel nicht, aber in der Langfassung des Überwachungsvideos zu sehen, sei es dem Trio nach eigenem Bekunden um ein Auto vor der Tür gegangen. Später habe einer der Männer dem Personal an den Kopf geworfen, im Lokal würden Drogen gekauft. Dann solle er doch die Polizei rufen, wenn das so sei, erhält er als Antwort. Schließlich habe das Trio Geld verlangt, sagt Caner Araz. &bdquo;Die wollten jeden Monat 5.000 Euro, sonst nähmen sie den Laden auseinander.“ In dem 70-sekündigen Video ist eine schon leicht hitzige Unterhaltung zu hören. Zwischendurch sind einzelne Wortfetzen zu verstehen, aber keine ganzen Sätze. Kommuniziert worden sei teilweise auf Deutsch, sagt Araz. &bdquo;Einer sprach auch Russisch.“ Eine Mitarbeiterin, der Sprache ebenfalls mächtig, habe ihm geantwortet. Lesen Sie auch: Nach Überfall auf Rentner: Wird steigende Jugendgewalt auch im Kreis Höxter zum Problem? Plötzlich geht alles ganz schnell. Ein Mann im Verkaufsraum rennt den Tresen entlang und macht Anstalten, darüber zu klettern, um in den Personalbereich zu gelangen. Ein Mitarbeiter stellt sich ihm in den Weg und der Mann bricht ab. Es wird gerufen. Die Frau tauch im Bild auf, zieht am Arm eines der drei Männer, als wolle sie ihn zurückhalten oder aus dem Laden bugsieren. Ohne Erfolg. Hoher Sachschaden im Imbiss in Bad Driburg Es klirrt und scheppert das erste Mal. Der Mann, den die Frau zurückhalten wollte, fegt mit den Armen vom Tresen, was er erwischen kann, greift einen kleinen Gegenstand und wirft ihn Richtung Personal. Der Damm ist gebrochen. Alle drei Männer greifen nun nach Blechen, einer stemmt einen kleinen Bistrotisch hoch, dessen Fuß abbricht. Der Mann hebt die Tischplatte drohend über den Kopf. Ein anderer greift sich den Fuß und wirft ihn über den Tresen. Dann bricht das Video ab. Wer sich in dem Ladenlokal umsieht, entdeckt auch Tage danach noch Spuren des Angriffs. Beulen und Macken im Metall, gesplittertes Glas am hochglänzenden schwarzen Tresen. &bdquo;Wir haben vor einem Jahr erst renoviert“, sagt Cuma Araz, der Chef des Lokals, bedauernd. Alles soll schnellstmöglich repariert werden. Laut Schätzungen der Polizei kann der Schaden auf mehrere Tausend Euro beziffert werden. Immerhin wurde keiner seiner Angestellten verletzt. Einer der Angreifer habe sich aber wohl geschnitten. Wenige Tage vor der Tat Begegnung mit den Randalierern &bdquo;Warum hier?“, fragt Cuma Araz, &bdquo;das verstehe ich nicht“. Es gebe so viele andere Gastronomiebetriebe in Bad Driburg, in denen mehr verdient würde. &bdquo;Wir sind 15 Jahre an diesem Ort und haben nie so was erlebt“, sagt Caner Araz. Cuma Araz kennt die Männer, die seinen Imbiss angriffen, vom Sehen. Ihre Namen waren ihm bisher unbekannt, die hat er nun durch die Ermittlungen der Polizei erfahren. Genauso wie ihre Wohnorte, die alle im Kreis Höxter liegen. Auch sollen die Männer untereinander verwandt sein. Vater und Sohn sowie ein Cousin des Vaters. Und sie waren auch wenige Tage vor dem 21. Oktober schon einmal gemeinsam in der Pizzeria Avanti. Die Überwachungskamera hat sie auch da schon aufgezeichnet. Beim ersten Besuch ging nichts zu Bruch, sie waren aber auch nicht als normale Kunden da. Gemeinsam mit einem vierten Mann besprechen sie sich. Zwischendurch wird ein Wort an einen Mitarbeiter gerichtet, der wohl Speisen zubereitet. Der vierte Mann, laut Cuma Araz, ein Nachbar, macht eine Geste mit dem Arm, die den anderen bedeutet: Gehen wir. Sie gehen. Türkisches &bdquo;RTL“ berichtet von Überfall in Bad Driburg Die Polizei hat Cuma Araz gesagt, er solle die Videoaufnahmen nicht rausgeben. Es kann den Behörden kaum gefallen, dass der 70-Sekünder bereits rumgeht. Vor allem, weil anscheinend Polizeibeamte zu hören sind, die das Gesehene einordnen. Wer das Handydisplay abgefilmt hat, wissen die Brüder nicht, wie sie beteuern. Auch die Polizei äußert sich zum Ursprung der Datei auf Anfrage der &bdquo;NW“ nicht und verweist auf die laufenden Ermittlungen. Das Video liege allerdings vor, bestätigt Sprecher Jörg Niggemann, und generell sei die &bdquo;Auswertung von Videomaterial“ Teil von Ermittlungsarbeit. Lesen Sie auch: Nach Videos von Rückwärtsgang-Unfall: Wird das Leben der Warburger überwacht? Nicht nur in Bad Driburg kursiert das Video. Auch in der Türkei. Der Sender &bdquo;atv“ hat es gezeigt. &bdquo;Das ist ein wirklich großer Sender“, sagt Caner Araz, der nun zum ersten Mal lacht, &bdquo;Wie RTL“. Wie das türkische Fernsehen daran kam, kann er sich nicht erklären. Hat die Redaktion von &bdquo;atv“ denn mal angerufen? Er lacht erneut: &bdquo;Nein.“ Von Dalia verlangen die Männer 500 Euro Die drei Männer, die den Imbiss heimsuchten, konnten noch am Tatabend von der Polizei ausfindig gemacht werden. Alle drei wurden später wieder freigelassen. Der Hauptverdächtige, ein 41-Jähriger, wurde in eine psychiatrische Einrichtung gebracht, zur &bdquo;Begutachtung“, wie es von der Polizei dazu hieß. Dalia, von der die Männer 500 Euro erpressen wollten, hatte offenbar den Eindruck, sie wollten sich von dem Geld Drogen beschaffen. Das Trio habe versucht, in die Wohnung zu gelangen, womöglich um auch dort zu verwüsten. &bdquo;Aber ich habe mich gewehrt und die Polizei gerufen.“

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