Warum die Zukunft auch im Kreis Höxter aus Sicht von Elmar Brok nur gemeinsam geht

Kreis Höxter. &bdquo;Geht es hier herein?“, fragt Elmar Brok. Der langjährige Europaabgeordnete steht vor einer Eisdiele in Bad Driburg. Der CDU-Politiker hat sich dazu bereiterklärt, mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ darüber zu sprechen, wie direkt und unmittelbar die Entscheidungen in Brüssel sich auf das Leben vor Ort auswirken - ein flammender Appell an alle Bürger, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Brok öffnet die Tür und bestellt zuerst ein Eis. Zu Beginn des Treffens macht Brok Werbung für sein neues Buch, dessen Titel irgendwie auch als Überschrift für dieses Treffen dienen könnte: &bdquo;Verspielt Europa nicht“. Brok wiederholt ihn noch einmal, so, als wolle er an alle appellieren, die am Sonntag, 9. Juni, von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden: &bdquo;Verspielt Europa nicht.“ Brok war von 1980 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments und von 1999 bis 2007 sowie von 2012 bis 2017 Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Heute ist der 77-Jährige Vizepräsident der Christlich Demokratischen Internationale, das ist der Weltverband christdemokratischer, zentristischer und christlich-sozialer Parteien. Bis heute ist der gebürtige Verler regelmäßiger Gast im Kreis Höxter, besucht Parteitage der Christdemokraten ebenso wie Volks- und Schützenfeste. Bei der Frage, was die EU ganz unmittelbar mit dem Kreis Höxter zu tun hat, überlegt Brok keine Sekunde. Die Sache mit dem Geld: &bdquo;Agrar-Subventionen, Leader-Programm, Dorferneuerung.“ Dinge, die dem Kreis Höxter einen Geldsegen aus Brüssel einbringen. Das Problem: &bdquo;Bei uns wird nicht draufgeschrieben, woher das Geld kommt.“ Der Geldfluss aus Brüssel in den Kreis Höxter, er ist alles andere als bescheiden. 2021 überwies Brüssel Landwirtinnen und Landwirten im Kreis Höxter 2,2 Millionen Euro an Subventionen - 1.409 Einzelpersonen, Firmen oder Organisationen haben von dem Geld profitiert, ihre Einzelanträge waren bewilligt worden. Im Leader-Programm hat der Kreis Höxter allein für die Förderphase 2014 bis 2022 3,1 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung bekommen. Produkte von Bad Driburg nach Bordeaux - so einfach wie nach Brakel Der 77-Jährige betont, dass der Hauptnutzen auch vor Ort der europäische Binnenmarkt sei, von dem auch der Kreis Höxter profitiere. &bdquo;Als ich vor gut 40 Jahren Europaabgeordneter wurde, lag der Exportanteil am Umsatz der Firmen bei 40 Prozent, heute liegt er bei 70 Prozent.“ Heute sei es ebenso leicht, Produkte von Bad Driburg nach Bordeaux zu exportieren, wie vor der Einführung des Binnenmarktes von Bad Driburg nach Brakel. &bdquo;Jeder vierte Arbeitsplatz ist heute abhängig vom europäischen Binnenmarkt“, betont Brok. Ein Land wie Deutschland sei also abhängig vom europäischen Binnenmarkt. Und der gesamte wirtschaftliche Aufschwung sei darin begründet. &bdquo;Wir wären arme Säcke, wenn wir Europa nicht hätten.“ Aber auch mit Blick auf die Zukunft hält Brok die EU für unerlässlich: &bdquo;Welche großen Herausforderungen, vom Klimaschutz über Jobs, Energie bis zur Sicherheit, kann ein einzelner europäischer Nationalstaat bewältigen“, fragt er rhetorisch, antwortet schließlich selbst: &bdquo;keine“. Man könne es zwar besser machen, auch die EU mache Fehler. Aus der Sicht von Brok wäre es aber ein Fehler, die EU deshalb grundsätzlich infrage zu stellen. Denn: &bdquo;Aus der Sicht der großen Blöcke, Washington, Moskau, Peking, sind wir nur Kleinstaaten.“ Es gehe nur gemeinsam. Er formuliert seine große Sorge in drei Worten Und dann kommt Brok von der weiten Welt wieder zurück auf den Kreis Höxter. 70 Prozent der wichtigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen würden im Europäischen Parlament getroffen. Insofern berühre die Politik und damit die Wahl direkt das Leben vor Ort im Kreis Höxter. &bdquo;Man muss die richtigen Abgeordneten wählen, damit sie es richtig machen“, sagt er. Stellt den jetzt leeren Eisbecher vor sich auf den Tisch, schaut aus dem Fenster. &bdquo;Meine Sorge ist, dass Europa zerbricht“ - nicht zuletzt angesichts aktueller Bedrohungen durch linken und rechten Populismus. Als Warnung vor Alleingängen gibt er noch mit auf den Weg: &bdquo;Immer, wenn wir in Deutschland meinten, wir könnten es besser, haben wir fürchterlich einen auf die Schnauze gekriegt.“ Dann steht er auf und geht in Richtung seines Autos. In wenigen Minuten hält er einen Vortrag im Pfarrheim der Driburger Südstadtkirche für Bürger, die vor kurzer Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben oder sich demnächst einbürgern lassen möchten.

Meistgelesen