"People-Mover": Bad Driburg testet die Mobilität der Zukunft

Bad Driburg. Die Kurstadt Bad Driburg ist zusammen mit Bad Lippspringe, Kreis und Stadt Paderborn sowie den Unternehmen Westfalen-Weser-Netz und Phoenix Contact und der Uni Paderborn Gründungsmitglied in einem besonders innovativen Verein. Neue Mobilität Paderborn will im Hochstift ein elektrisch betriebenes, autonom fahrendes Verkehrssystem installieren. Es ist als Pilotprojekt für den ÖPNV der Zukunft in ländlichen Räumen gedacht. Einstimmig hat sich der Rat der Stadt Bad Driburg zu einer Mitgliedschaft ausgesprochen. &bdquo;Der Bus ist aus Klimaschutzgründen ein ideales Verkehrsmittel, aber gerade im ländlichen Raum ist er wegen der ungünstigen Taktungen nicht konkurrenzfähig zum Individualverkehr", erklärt Uni-Professor Thomas Tröster, Vorstandsvorsitzende des Instituts für Leichtbau mit Hybridsystemen der Universität Paderborn im Bad Driburger Stadtrat. Im Projekt Neue Mobilität Paderborn hat er begonnen, mit seinem Institut den Bus neu zu denken und in ein zukunftsweisendes autonomes Verkehrssystem zu überführen. Dabei werden die Plätze des Busses in kleine, autonom fahrende Einzelkabinen zerlegt. Die zirkeln im Fünf-Minuten-Takt durch Stadtteile oder Ortschaften und holen die Fahrgäste von zuhause ab. Diese People-Mover genannten Kabinen fahren die Leute dann zu sogenannten Hubs, wo die kleinen Gondeln zu einem Zug zusammengeschlossen werden, der von einem starken Shuttle gezogen, dann die Passagiere direkt ins Zentrum von Bad Driburg oder gleich nach Paderborn oder Höxter befördert. Dort gibt es wieder einen Hub, wo der Zug entkoppelt wird und die Fahrgäste in ihren kleinen Kabinen zu ihren Zielorten rollen. Testfahrten sollen 2022 beginnen &bdquo;Ganz unabhängig vom Ziel entfällt das lästige Umsteigen und man steht auch nicht an zugigen Haltestellen im Regen, sondern bleibt bis zur Ankunft in der Kabine und kann in der Zeit arbeiten oder entspannen", erklärt Projektleiter Tröster. An den Hub-Stationen befindet sich auch die Infrastruktur zum Laden der Batterien für die kleinen People-Mover und die stärkeren Shuttle-Zugmaschinen. Klingt nach entfernter Zukunftsmusik, ist aber gar nicht so weit weg. &bdquo;Schon im nächsten Jahr wollen wir mit den ersten Shuttle-Testfahrten beginnen", sagt Tröster. Bundesweit gibt es rund 40 Kommunen, in denen Modellprojekte für den autonomen ÖPNV laufen. Hier handelt es sich zumeist um herkömmliche Buslinien, die aber von selbstfahrenden Fahrzeugen bedient werden. Diese Systeme lösen aber nicht die Problematik der mangelhaften Akzeptanz im ländlichen Raum, wo Busse nur die Notfallmobilität für Menschen ohne Führerschein darstellen. Thomas Tröster: &bdquo;Genau das aber wollen wir mit unserem Schwarm-Prinzip ändern und zeigen, dass auch im ländlichen Raum der private Pkw verzichtbar ist." "Aushängeschild" für die Kurstadt Das Konzept der Neuen Mobilität Paderborn ist auch extrem sparsam bei den Betriebskosten. &bdquo;Wir senken den Energiebedarf für den Verkehr um 70 Prozent und gehen von Kosten von drei Cent pro Kilometer aus", sagt Tröster. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll das Konzept bis zur Betriebsreife entwickelt werden. Durch seine Mitgliedschaft hofft Bad Driburg, dann ganz vorne mit dabei zu sein. &bdquo;Für uns als Gesundheitsstandort und Kur- und Touristikstadt wäre so ein Verkehrssystem ein echtes Aushängeschild", stellte sich der Rat einstimmig hinter das Modellvorhaben. So eine Teilnahme gibt es natürlich nicht gratis. Die Mitgliedschaft in der Neuen Mobilität Paderborn soll etwa 5.000 Euro jährlich betragen. Kommt es zu einer Projektumsetzung, muss sich die Stadt mit dem jeweiligen Eigenanteil beteiligen. Auch wenn diese Verkehrsprojekte meist zu 100 Prozent gefördert sind, verbleiben immer Arbeiten, die von den Kommunen zu übernehmen wären.

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