Erfolgreiche Präsentation: Autonomes Shuttle flitzt am Flughafen Paderborn ohne Fahrer

Kreis Paderborn. Versuche mit fahrerlosen Personenshuttles im Straßenverkehr laufen weltweit: etwa mit Taxis in San Francisco, mit Bussen in Hamburg und mit Kabinenwagen im Paderborner Land. Letztere werden durch die Initiative Neue Mobilität Paderborn (Nemo) vorangetrieben und diese hat ihren nächsten Entwicklungsschritt vorgestellt. Ein Prototyp ist vor den Augen der Öffentlichkeit am Airport Paderborn/Lippstadt selbstständig gefahren. Und wann sind die Viersitzer auf den Straßen im Paderborner Land unterwegs? Die Antwort darauf hängt davon ab, wem die Frage gestellt wird. Am Vormittag waren Vertreter der an Nemo beteiligten Kommunen und weitere Projektpartner dran, nachmittags durften auch Medienvertreter am Flughafen zuschauen und in den 450-Kilo-Fahrzeugen mitfahren. Große Tür, bequemer Sitz, nur die Software will beim Start im Vorführwagen nicht sofort gehorchen. Die Vertreter der beteiligten Hochschulen TH OWL und TH Augsburg macht das aber nicht bange. Nach ein paar Neustarts läuft es. Die Forscher sind stolz auf die Verkehrszulassung ihres Prototypen mit Sicherheitsfahrer nach einem langwierigen Verfahren. Es war einer von vielen Schritten, um die putzigen Kabinenwagen in Zukunft zu einem Bestandteil des ÖPNV im Hochstift werden zu lassen. Der Bund gibt 18 Millionen Euro Fördermittel. An Nemo sind 70 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen beteiligt, gebaut werden die Fahrzeuge vom Start-up Inyo mit Sitz östlich von München. Die genannten Hochschulen liefern das Gehirn fürs autonom fahrende Auto. Auf dessen Dach soll ein Laserscanner dafür sorgen, dass Hindernisse und Unwägbarkeiten rechtzeitig erkannt werden, wie der aus Hövelhof stammende TH-OWL-Professor Ulrich Büker erläutert. Kostenvorteil für die Paderborner Nemo-Shuttles Einmal unterwegs, rollt das Wägelchen zielsicher die vorherbestimmte Route unterhalb der Airport-Wartehalle ab, macht ganz ohne Eingreifen des Sicherheitsfahrers eine 180-Grad-Kehre und beendet die Tour am vorherbestimmten Punkt. Zu sehen sind zufriedene Gesichter bei den Verantwortlichen. Allen voran ist es Landrat und Nemo-Vorstandsmitglied Christoph Rüther, der viel mehr im Projekt sieht, als ein Forschungsvorhaben. &bdquo;Ich möchte, dass die Fahrzeuge schon im kommenden Jahr offizielle Routen im On-Demand-Verkehr bedienen können“, fordert er Tempo bei allen Beteiligten. Zwar müsste es dabei noch Sicherheitsfahrer geben, also Personal, das im Notfall eingreift, aber Rüther drückt - es ist Wahlkampf - auf die Tube und will eine steile Lernkurve sehen. Lesen Sie auch: Test am Paderborner Flughafen: &bdquo;NeMo.bil“ soll Verkehr der Zukunft ändern Er verspricht sich von Nemo den Einstieg in den ÖPNV der Zukunft. Seit Jahren ist er dabei, den Busverkehr im Hochstift neu zu strukturieren - vor dem Hintergrund davongaloppierender Kosten. &bdquo;Unsere Fahrzeuge haben hingegen einen Effizienz- und Ressourcenvorteil“, sagt Nemo-Geschäftsführer Jonathan Behm. Er koordiniert das Projekt und weiß, dass die Fortschritte nicht nur in Wirtschaft und Wissenschaft genau beobachtet werden. Auch die Kommunen der Region haben großes Interesse. Im Video: Fahrt mit dem autonomen Shuttle In mehreren Städten und Gemeinden sollen ab Herbst erste Testfahrten im öffentlichen Raum stattfinden. &bdquo;Wir werden das nicht nur in einem Ort machen, sondern mehrere Kommunen dafür auswählen“, sagt Behm. Spannend wird die Auswahl der Strecken. Wünsche aus den Rathäusern liegen reichlich vor. So würde Bad Lippspringe gerne die Anbindung eines kommenden City-Outlet-Parkplatzes vom Vorderflöß an die Innenstadt testen, in Salzkotten soll etwa das Gewerbegebiet Berglar mit dem Bahnhof verknüpft werden. Auch der Airport soll künftig Haltepunkt werden, wenn es nach Geschäftsführer Roland Hüser geht. In Etteln, das Dorf mit der digitalsten Ausstattung weit und breit, wird sogar schon ein Stellplatz für das Inyo-Fahrzeug geplant, wie Ortsvorsteher Ulrich Ahle verrät. Wird Bentelers Holon mit Nemo-Shuttles verknüpft? Nemo-Geschäftsführer Behm ist aber vorsichtig mit Prognosen, wann Nemo-Minis tatsächlich autark durchs Kreisgebiet rollen. Immerhin geht er davon aus, dass &bdquo;irgendwann zwischen 2028 und 2030“ eine erkleckliche Zahl im Verkehr zu sehen ist. Wie viele? Das sei &bdquo;noch zu klären“, sagt er. Eine große Hürde werde die europäische Zulassung fürs autonome Fahren sein, sagen alle Beteiligten. Dafür seien noch jede Menge Tests nötig. Der Landrat will weiter Druck machen, dass die Umsetzung schnellstmöglich kommt, sagt er. Zum Thema: Selbstfahrende Fahrzeuge in OWL: 2025 starten Projekte in zwei Kreisen Gespräche laufen derweil offenbar auch mit Benteler. Dessen Tochterfirma Holon hat soeben in Hamburg sein autonomes Busshuttle als 15-Sitzer gezeigt, das bald Testfahrten im Verkehr unternehmen soll. Es könnte später als eine Art Zugmaschine für die kleineren Nemo-Mobile werden, ist aber noch Zukunftsmusik. Vorher sollen erstmal die Viersitzer allein zeigen, wie sie das Paderborner Land neu vernetzen können. Getestet werden sie dafür künftig auch im Paderborner Zukunftsquartier an der Driburger Straße.

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