Hilfskonvoi rollt aus Bad Driburg ins Katastrophengebiet

Bad Driburg/Erftstadt. Mit zwölf Fahrzeugen startete ein Hilfskonvoi am Wochenende aus Bad Driburg Richtung Katastrophengebiet. &bdquo;Die Fahrt allein war schon ein Abenteuer", wie Mario Obornik, einer der eifrigen Helfer, später bei Facebook schreibt. Denn die wenigsten, die jetzt hinterm Steuer der großen Wagen saßen, hatten darin Erfahrung. An Bord der Fahrzeuge: Spenden, die die Bad Driburger innerhalb einer Woche gesammelt haben. &bdquo;Es war ein toller gesellschaftlicher Zusammenhalt über politische Grenzen hinaus", sagt Wilk Spieker im Gespräch mit nw.de. Spieker, Berufsbetreuer aus der Kurstadt und Bundestagskandidat der Piratenpartei, hatte einen Spendenaufruf gestartet und die Menschen in und um Bad Driburg um gute gebrauchte Elektrogeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen gebeten. &bdquo;Auf der Deponie in Erftstadt wurden 40.000 Elektrogeräte entsorgt, die sind alle kaputtgegangen", berichtet Spieker. 20 funktionierende Automaten sind mit dem Bad Driburger Konvoi im Katastrophengebiet angekommen. "Es geht weiter" Genauso wie palettenweise Wasser, das Aldi und Lidl in der Badestadt &bdquo;einfach so", wie Spieker sagt, gespendet hätten. &bdquo;Die haben ja da unten kein Wasser – und ein erwachsener Mensch braucht im Sommer ja drei Liter am Tag." Wahrscheinlich eher mehr, schließlich packt, wer in den Krisengebieten unterwegs ist, gerade ziemlich kräftig mit an. &bdquo;Und es geht ja weiter", kündigt Spieker an. Möbel und Kleidung beispielsweise hätten die Helfer noch gar nicht zu den Hochwasser-Betroffenen bringen können. Auch Spieker selbst will mit seinen Elektrogeräten in die zweite Runde gehen, die Menschen ermutigen, &bdquo;längst überfällige Neuanschaffungen" zu tätigen und die ersetzten Geräte zu spenden. Von dem, was die Bad Driburger binnen so kurzer Zeit bewegen konnten, ist Spieker begeistert. &bdquo;Die ganze Autobahn war voll von Bad Driburger Autos", sagt er. Aber wie geht so was? Wie entsteht binnen so weniger Tage nach einer Naturkatastrophe wie unter anderem in Erftstadt eine so große, strukturierte zivile Hilfsaktion? Es ist etwa 21 Uhr am 16. Juli. Der Bad Driburger Unternehmer Mario Obornik entdeckt bei Facebook den Aufruf zu einer Hilfsaktion. Für Obornik und seine Frau steht fest, dass sie helfen wollen. 25 Minuten später wird eine WhatsApp-Gruppe eröffnet, in der die Helfer sich organisieren. Einen Kontakt zu Menschen in Erftstadt gibt es außerdem. "Die ganze Autobahn war voll von Bad Driburger Autos" Spendenaufrufe werden in den Sozialen Medien geteilt. &bdquo;Und siehe da am Samstag, 17. Juli, trudelten auch schon die ersten Spenden ein und es wurde von Tag zu Tag mehr. Wir sortierten, packten um und beschrifteten die Kartons wie am Fließband", beschreibt Obornik. Wenige Tage später, am Mittwoch, 21. Juli, sind vier Transporter randvoll bepackt. Um 8 Uhr in der Früh geht es los in Richtung Erftstadt-Bliesheim. &bdquo;Am Abend, als wir dann wieder alle völlig erschöpft und ausgelaugt zu Hause ankamen, blickten wir auf einen riesen Berg von Spenden – und uns allen war klar, dass das noch nicht das Ende unserer Hilfsaktion war, sondern lediglich nur die Spitze des Eisberges", erklärt Obornik. Denn es kommen immer mehr Spenden rein. &bdquo;Wir mussten fast alle drei Stunden nach neuen Transportmitteln einschließlich Fahrern suchen, aber auch das erledigte sich nach kurzen Telefonaten von ganz alleine", fährt der Bad Driburger fort. &bdquo;Wir packten aus, wir sortierten, wir packten ein und beschrifteten die Kartons und Taschen. Wir verluden die Spenden in Anhänger und Transportern." Zu den 20 Elektrogeräten, die Wilk Spieker organisierte, kommen &bdquo;riesengroße Lebensmittelspenden, Hygieneartikel und Hundefutter sowie neue Unterwäsche und Socken". Am Samstagabend, 24. Juli, blicken die Helfer stolz auf zehn voll bepackte Transporter und zwei Lkw, mit denen es am frühen Sonntagmorgen nach Bliesheim geht. Mittags kommen sie an und entladen. &bdquo;Dieses Ereignis war für uns alle etwas Besonderes. Und obwohl wir gestern Abend alle fix und fertig in unsere Betten gefallen sind, bereuen wir nicht eine einzige Minute, mit der wir den Menschen helfen konnten", schreibt Mario Obornik.

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