Zwei Sichtungen: Ein Wolf ist wieder in der Egge unterwegs

Hochstift. Neugierig schnuppernd hält das Tier kurz inne, schaut in die Kamera des Harvester-Fahrers und läuft dann in einem Bogen über die gefällten Stämme um das Waldarbeitsfahrzeug herum: Das Video eines Wolfes aus der zweiten Wochenhälfte geht derzeit viral, aufgenommen aus der Fahrerkabine von einem finnischen Harvester-Fahrer, der gerade in der Egge aufräumt. Und es gibt bereits ein weiteres aus der Nacht zu Montag, aufgenommen bei den Waldarbeiten ganz in der Nähe Luftlinie zwei Kilometer von der ersten Sichtung entfernt: Das Tier läuft um kurz nach 4 Uhr im Scheinwerferlicht des Arbeitsfahrzeuges vorbei, berichtet der dortige Förster Wilhelm Brandenburg. Ein Wolf ist wieder in der Egge unterwegs. Und zwar im Bereich des Fernsehturms bei Willebadessen und Nordportal ICE-Strecke im Bereich Forstrevier Torfbruch. Das sagt Ulrich Menzel, Wolfsberater im Kreis Paderborn. Und dass dies die Region mit den derzeit meisten Wolfssichtungen sei. Seine Bewertung des Videos? &bdquo;Aus meiner Sicht sehr eindeutig ein Wolf – auch wenn ich kein Biologe bin", sagt Menzel und hat auch Rücksprache gehalten mit den Wolfsberater-Kollegen, die dies bestätigen. Gemeldet wird das Ganze nun an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), das für mögliche genetische Abgleiche bei Funden mit dem Senckenberg Institut in Frankfurt zusammenarbeitet. Das Institut ist das nationale Referenzlabor für den Wolf in Deutschland. Dort werden alle Genproben rund um den Wolf ausgewertet und archiviert. Nicht nachbaubare Verzweigungen Das erste Tag-Video der aktuellen Sichtung hat Menzel schon auf den Standort hin überprüft (&bdquo;eindeutig"), Nummer zwei steht nun an. Wie er das macht? Neben dem genauen Standort des Maschinenführers schaut er sich vor Ort auch charakteristischen Bäume und einzigartige, nicht nachbaubare Verzweigungen an. Um zweifelsfrei den forstlichen Standort festlegen zu können – &bdquo;damit klar ist, das Video ist kein Import aus Brandenburg oder Polen", erklärt der Förster. Was ist mit Spuren oder Wolfskot (Losung) und Fellbüscheln für einen möglichen genetischen Fingerabdruck und Identifizierung des Tieres? Menzel sagt: &bdquo;Das ist müßig. Bei Schnee wäre es deutlich einfacher. Aber wir können nicht auf Verdacht das weitläufige Areal nach Losung oder Haaren absuchen. Das ist schlimmer als die Stecknadel im Heuhaufen." Allerdings, schränkt er ein, gebe es Zufallsfunde. Und die kämen häufiger mal von Waldbesuchern und Spaziergängern. &bdquo;Wir sammeln viele Hinweise – je mehr, desto besser. Um ein objektives Gesamtbild der Verbreitung zu bekommen", erklärt der Wolfsberater. Deshalb seien diese Hinweise wichtig für eine &bdquo;Verdichtung der Informationen". &bdquo;Wahrscheinlichkeit", dass es sich um das gleiche Tier handeln könnte Ob es sich um das gleiche Tier handelt, zu dem bereits zwei DNA-Proben binnen drei Monaten vorliegen, da will sich Menzel nicht 100-prozentig festlegen: Eine Wölfin hatte im Herbst im Wald bei Altenbeken eine Kotprobe gelassen. Und im Januar auf einer Wiese bei Kleinenberg vier Schafe gerissen. Das Areal liege nahe an den jetzigen Sichtungen, sagt der Wolfsberater und spricht von einer &bdquo;Wahrscheinlichkeit", dass es sich um das gleiche Tier handeln könnte. Zwei der bestätigten Nachweise binnen drei Monaten in einer Region braucht es, damit diese als Wolfsgebiet gilt – dann gibt es Zuschüsse zum Herdenschutz und Entschädigungen im Bedarfsfall, erklärt Ulrich Menzel. Wie Waldbesucher und Spaziergänger sich verhalten sollen, wenn der Wolf kommt? Menzel betont: &bdquo;Nicht weglaufen oder klein machen. Das löst einen Reflex beim Wolf aus, den Menschen zu folgen." Stattdessen: &bdquo;Sich groß machen und rückwärts langsam zurückgehen, um den Abstand zu vergrößern." Das Landesumweltministerium warnt zudem davor, Wölfe anzufassen oder zu füttern. Und vor allem: Hunde gehören an die Leine. Menzel: &bdquo;Der Wolf sieht den Hund als Beutekonkurrenten an. Wenn Wolf und Hund zusammentreffen – die Situation möchte ich mir nicht vorstellen. Das hatten wir zwar noch nicht, aber ich hoffe, das kriegen wir auch nie." Er sagt über den Umgang mit dem Wolf: &bdquo;Wir werden noch vieles lernen müssen."

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