Wie ein Ex-Grüner aus Bad Driburg-Reelsen zum AfD-Mitglied wird

Bad Driburg-Reelsen. Der ehemalige Grünen-Landtagsabgeordnete Peter Eichenseher ist jetzt AfD-Mitglied. Das bestätigte der Reelsener gegenüber der Neuen Westfälischen. Er habe lange überlegt, letztendlich sei es aber ein richtiger und konsequenter Schritt, begründete der 65-Jährige seine Entscheidung. Nun spielt er mit dem Gedanken, noch einmal in die Kommunalpolitik einzugreifen. Eichenseher saß von 1995 bis 2005 für die Grünen im Landtag. Zuvor war er sechs Jahre Mitglied des Kreistages in Höxter. &bdquo;Es waren nie die Parteiprogramme, die mich besonders interessiert haben, sondern vielmehr die Projekte", erklärt er sein Engagement für die Politik und erinnert beispielsweise an den Kampf gegen das marode Atomkraftwerk in Würgassen vor nunmehr 25 Jahren oder Bahnprojekte. &bdquo;Da haben die Grünen viel richtig gemacht", sagt er rückblickend. Dennoch blieb er stets unbequem für seine Partei, die 25 Jahre lang seine politische Heimat war. Einer, der als verkehrspolitischer Sprecher bei einem Bahnprojekt auch mal mit der CDU stimmte, wenn es ihm richtig erschien. Dafür musste er einst seinen Sprecher-Posten abgeben. Es ist der Endpunkt eines langen Prozesses der Entfremdung 2015 trat er aus der &bdquo;Schön-Wetter-Partei", wie er sie nannte, aus. Eichenseher störte sich nach eigener Aussage massiv an der &bdquo;verfehlten Migrationspolitik der CDU". Dass die Grünen dies mitgetragen haben, nahm er seiner Partei übel. Aber auch, dass sie für die Milliardenhilfen für Griechenland stimmten. Auch die Einführung des Euro hatte er bereits sehr kritisch gesehen. Er ging. Endpunkt eines langen Entfremdungsprozesses, der nun bei der AfD endete. "Er passt überhaupt nicht zu den Grünen" Bei den Grünen in der Region ist Eichenseher schon lange kein Thema mehr. &bdquo;Er ist ja schon lange kein Mitglied mehr. Mit diesen Ansichten passt er auch überhaupt nicht zu den Grünen", sagt Martina Denkner, Grüne Ratsfrau aus Bad Driburg. Sie sieht in der rechtspopulistischen Partei eine große Gefahr und erinnert daran, dass die AfD in ihren Reihen mit Bernd Höcke einen thüringischen Landesvorsitzenden hat, der gerichtlich bestätigt als &bdquo;Faschist" bezeichnet werden darf und von dem Parteivorsitzender Peter Gauland betont, er gehöre zur Mitte der Partei. Auch sein ehemaliger Weggefährte im Kreistag, der Grüne Kreistagssprecher Gisbert Bläsing, zeigt sich von dem &bdquo;Sinneswandel" überrascht und enttäuscht. Auch er warnt vor den Provokationen der Alternative für Deutschland.Die nationalistischen und rechtsradikalen Positionen, welche Teile der AfD besonders in Ostdeutschland vertreten, schrecken Eichenseher bei seinem Parteiwechsel offenbar nicht. Er sieht darin kein Problem. Sie würden medial aufgebauscht. Er stellt die AfD vielmehr als Partei enttäuschter, politisch ausgegrenzter Bürger dar. Aktives Engagement begann im letzten Jahr Sein Weg zur AfD sei auch politisch ein weiter gewesen, räumt er ein. Was ihn nach eigener Aussage als politischer Mensch besonders aufregte: &bdquo;Die massive Ausgrenzung der Bürger, die sich politisch engagieren." Das sei aus seiner Sicht undemokratisch. Gerade wegen der anhaltenden Ablehnung durch den Mainstream habe er begonnen, sich für die Partei und ihre Inhalte näher zu interessieren. Im vergangenen Jahr begann sein aktives Engagement. Konkreter Auslöser war der Umgang der Paderborner Theatergemeinde mit der AfD. Das Paderborner Theater hatte im Programmheft eine Grafik abgedruckt, die das Hakenkreuz und das AfD-Logo, die Wahlergebnisse von NSDAP und AfD sowie die Zahl von 681 antisemitischen Straftaten 2017 und sechs Millionen Opfern des Holocaust. Eichenseher erstattete ebenso wie die AfD Strafanzeige wegen Volksverhetzung. "Ich fühle mich ganz wohl dabei" Deshalb begann er im letzten Jahr auch, den noch jungen AfD-Kreisverband bei der Pressearbeit zu unterstützen. Stets betonte er aber, nicht Mitglied werden zu wollen. Ein schwieriger Balanceakt, der immer erklärungsbedürftig blieb. Das Verharren im Ungefähren solle mit seinem offiziellen Eintritt nun ein Ende haben. &bdquo;Ich fühle mich ganz wohl dabei." Auch die ersten Rückmeldungen seien sehr positiv, berichtet Peter Eichenseher. Ganz anders die Wahrnehmung der Grünen Ratsfrau Martina Denkner. &bdquo;Unfassbar" hätten die einen gesagt, den Kopf geschüttelt die anderen. Insgesamt sei die Personalie aber sehr wenig diskutiert worden. Eichenseher plant in Bad Driburg nun ein politisches Engagement. Hier will er zur Kommunalwahl im kommenden Jahr antreten, &bdquo;wenn wir ein gutes Team zusammenbekommen". Erste Themen: die Situation des Hochhauses Sulburgring und der Ausbau der Zentralen Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge im ehemaligen Clemensheim. Anliegen, die bei anderen Parteien schon lange diskutiert werden. Wirklich langfristig geplant habe Eichenseher seinen Eintritt in die AfD nicht, sagt der freiberufliche Tonmeister, der gerade erst in den beruflichen Ruhestand gegangen ist. Er wollte sich jetzt in seinem Bauernhaus in Reelsen, wo ein schwarzer Flügel in der Deele steht, vor allem der Musik widmen. Nun kommt ihm wieder die Politik dazwischen. Wie lange, bleibt abzuwarten.

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