Wie sich AfD und Linke das Wahlergebnis schönreden

Kreis Herford/Bad Oeynhausen. Es gibt sie, die Verlierer der Bundestagswahl im heimischen Wahlkreis. Die CDU gehört eindeutig dazu. Aber da sind auch Linke und AfD, die Verluste hinnehmen müssen. Doch deshalb gleich von einer Niederlage sprechen? Das sehen die örtlichen Spitzenkandidaten ganz anders. Warum eigentlich? Ein Blick auf die CDU: Die Spitzenposition, die sich die CDU bei den letzten beiden Bundestagswahlen erarbeitet hatte, ist weg. Zu deutlich sind die Verluste der Christdemokraten. 23,5 Prozent der Wähler aus dem Kreis Herford und aus der Stadt Bad Oeynhausen haben ihr Kreuz bei der CDU gemacht, ein Minus von 8,2 Prozentpunkten gegenüber der Bundestagswahl vor vier Jahren. Was soll Direktkandidat Joachim Ebmeyer da schon anderes sagen, als das man "enttäuscht" sei? Allerdings: In ersten Stellungnahmen am Wahlabend wurde das schlechte Ergebnis der Partei nicht mit der Situation vor Ort oder dem örtlichen Spitzenkandidaten erklärt. Vielmehr seien es Gründe gewesen, auf die man hier keinen Einfluss gehabt habe. Der politische Rückenwind aus Berlin habe gefehlt, moniert Ebmeyer. Und auch "die Enttäuschung über den Spitzenkandidaten Armin Laschet" habe eine Rolle gespielt. Warum ist Ebmeyer gescheitert? Was heißt das Ergebnis für die Zukunft der CDU im Kreis Herford? Das werden die Verantwortlichen in den kommenden Tagen analysieren müssen. Nach seiner Niederlage bei der letzten Bundestagswahl hatte der damalige Direktkandidat und CDU-Kreisvorsitzende Tim Ostermann die Verantwortung abgegeben, wollte nicht noch einmal antreten. Ebmeyer rechnete sich gute Chancen aus, ein ernsthafter Gegner von SPD-Mann Stefan Schwartze zu sein. Am Ende könnte er zu unbekannt gewesen sein außerhalb seiner Heimatstadt Enger. Er hatte nicht viel Zeit, sich potenziellen Wählern als Alternative für Schwartze zu präsentieren. Aber sicherlich muss sich Joachim Ebmeyer auch die Frage gefallen lassen, ob er der richtige Kandidat für seine Partei gewesen ist. Ein Minus bei den persönlichen Zustimmungswerten von mehr als 9 Prozent gegenüber Ostermanns Ergebnis von vor vier Jahren spricht nicht dafür. Zur Einschätzung: Gegenüber 2013 hat die CDU 50 Prozent ihrer Wähler verloren - ist von knapp 40 auf aktuell 23,5 Prozent abgerutscht. Die AfD ist abgerutscht: Dabei war das Ziel der rechtsextremen Partei klar: Mehr Wähler überzeugen, bei den Erst- und Zweitstimmen zulegen, drittstärkste Kraft im heimischen Wahlkreis werden. Das Ziel wurde klar verfehlt. 2017 reichte es noch für Platz vier hinter CDU, SPD und der FDP. 10,8 Prozent der Wähler haben damals ihr Kreuz bei der AfD gemacht. Doch die Erfolgskurve der Rechtsextremen hat zumindest einen Knick bekommen, neue Wähler konnten nicht mobilisiert werden - im Gegenteil. Knapp 2.000 Wähler weniger als noch vor vier Jahren konnten sich durchringen, ihre Zweitstimme für die AfD abzugeben. Und auch Direktkandidat Sebastian Schulze kommt nicht an sein Ergebnis von 2017 heran. Zum zweiten Mal war der Mann aus dem Sauerland in den Kreis Herford gekommen, um hier Stimmen zu holen. 9,4 Prozent schaffte er am Ende - das bedeutet Platz vier unter den Direktkandidaten. Von einer persönlichen Niederlage oder gar einer Niederlage seiner Partei möchte Schulze indes nichts wissen. Er werte das Ergebnis "als Erfolg", so Schulze gegenüber der Neuen Westfälischen. Man habe auch einen "guten Wahlkampf gemacht". Knapp zweistellig sind die Zustimmungswerte der AfD lediglich in Bünde, Herford, Kirchlengern und Löhne. In den anderen Städten und Gemeinden im Wahlkreis 133 ist das Zweitstimmenergebnis einstellig. Die Linke spielt keine Rolle mehr: Das gilt zumindest bei Bundestagswahlen. Dabei ist es noch nicht lange her, dass mit Inge Höger eine Abgeordnete der Linken aus Herford fest im Bundestag gesessen hat. Diese Zeit ist vorbei. Auf nicht einmal 4 Prozent kommen die Linken im heimischen Wahlkreis. Das Minus bei den Zweitstimmen beträgt knapp 3,4 Prozentpunkte - mit Ausnahme der CDU hat keine Partei größere Verluste hinnehmen müssen. Mehr als 5.500 Wähler hat die Linke im Vergleich zur letzten Bundestagswahl verloren. Auch die Linke wird überlegen müssen, welche Folgen die Wahl haben kann oder haben muss. Das berühmte "weiter so" wird nicht funktionieren - dann müsste die Partei wohl damit rechnen, in vier Jahren noch weiter abzurutschen und vielleicht "Die Partei" an sich vorbeiziehen zu sehen, die immerhin 2.000 Zweit-Wählerstimmen einsammelte. Stimmen an die SPD verloren Von eigenen Fehlern will Direktkandidat Jan Lieberum am Wahlabend noch nichts wissen. Das Bundesergebnis wirke sich auch auf den lokalen Kandidaten aus, so seine Erklärung der Zahlen. Und da die deutschlandweiten Werte für die Linke nicht gut seien, würde auch sein Ergebnis nicht sonderlich gut ausfallen. Zudem, so vermutet er, hätten viele Menschen "strategisch gewählt", um Armin Laschet zu verhindern: "Die haben Scholz gewählt und damit haben wir Stimmen an die SPD verloren", so Lieberum gegenüber der Neuen Westfälischen. Der Niedergang der Linken in zwei Zahlen: 2009 erreichte die Partei mit 8 Prozent ihren Höchstwert im Wahlkreis 133 bei einer Bundestagswahl. In diesem Jahr ist es nicht einmal die Hälfte.

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