Mittwochrätsel

Auflösung: Viele erkennen die Aa, aber auch die Pelzfabrik dahinter

Prachtbau wird Schrottimmobilie

Vergangen: Die Aa zu früheren Zeiten mit den Waschfrauen im Vorder- und der Pelzfabrik im Hintergrund. | © Kommunalarchiv

Peter Steinert
27.12.2017 | 27.12.2017, 10:00

Herford. Das Mittwochrätsel der vergangenen Woche zeigte das Flüsschen Aa, das weiter flussabwärts in der Nähe der Hansabrücke in die Werre mündet. Viele Leser wussten auch, dass der Gebäudekomplex im Hintergrund zur Pelzfabrik Pracht gehört. Die Pracht der Pelzfabrik ist längst verblasst, das Gebäude abgerissen. Eine Baulücke an der Ecke Bäckerstraße/Waisenhausstraße erinnert daran heute.

1865 war die Pelzwarenfabrik von Heinrich Pracht an der Bäckerstraße 7 gegründet worden. Der Geschäftsmann handelte zunächst auch mit Hüten, stellte diesen Zweig aber 1926 ein. Sein Sohn Fritz Pracht (gestorben 20. September 1948) baute den Betrieb weiter aus.

Nach dem Tod des Sohns übernahm 1949 die verwitwete Erna Pracht (geboren am 18. Mai 1884) den Betrieb, der in den 1950er Jahren bis zu 45 Arbeiter beschäftigte, die hauptsächlich Pelzmäntel, Jacken, Capes und Pelzbesätze herstellten. Erna Pracht starb am 18. März 1972.

Idyllisch: Die Aa aus heutiger Sicht, aufgenommen von der Radewiger Brücke. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Idyllisch: Die Aa aus heutiger Sicht, aufgenommen von der Radewiger Brücke. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Zwei Jahre später wurde das Geschäft auf Gerhard Niebaum (Herstellung, Groß- und Einzelhandel mit Pelzwaren) umgemeldet. Am 31. März 1981 wurde der Betrieb eingestellt und bis zum 30. Juni 1981 abgewickelt.

Das Wohn- und Geschäftshaus des Unternehmens blieb den Herfordern zunächst erhalten und wurde 1984 wegen seiner antikisierenden Stilformen in die Denkmalliste eingetragen. Das gleiche traf auf die 1909 erbaute ehemalige Fabrik zu, die 1988 als technisches Denkmal in die Liste aufgenommen wurde.

Zuletzt stand der gesamte Gebäudekomplex leer und verfiel. Diverse Revitalisierungsideen oder Neubaupläne ließen sich nicht verwirklichen. Und als die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte, entschloss sich die Stadt Herford zum Abbruch.

Die Verantwortlichen inklusive Bürgermeister Tim Kähler sehen im derzeitigen brach liegenden Areal aber auch eine Chance, die die Aa betrifft. Das Flüsschen passt ins Konzept, das mit "Herford ans Wasser" betitelt ist und für das kurz vor Weihnachten die Ergebnisse eines freiraumplanerischen Wettbewerbs vorgestellt wurden.

Demnach sollen die Aa und deren Uferbereiche nach städtebaulichen Vorgaben sowie wasserwirtschaftlichen und gewässerökologischen Anforderungen umgestaltet werden. Geplant sind unter anderem terrassenförmige Stufen, die zwischen Capitol-Kino und Sparkassen-Café von der Elisabethstraße zum Flüsschen führen und die direkt der Vorgabe "Herford ans Wasser" folgen. Zugleich soll ein Zugang von der Bäckerstraße zur Aa und ein Weg entlang der Aa ab der Herderbrücke geschaffen werden. Dieser Uferweg würde sich genau in dem Bereich befinden, den das Foto unseres Mittwochrätsels zeigt.

Klaus-Dieter Stork: "Das ist die Aa, die dort im Vordergrund zu sehen ist, in der eine Frau an der Ufermauer Wäsche wäscht. Die vorbei schwimmenden Enten lassen sich davon aber nicht beeindrucken. Bei dem Gebäude im Hintergrund handelt es sich um die ehemalige Firma Pracht-Pelze. Das Gebäude wurde unlängst zusammen mit dem als Schandfleck bezeichneten maroden Haus Bäckerstraße 7/Ecke Waisenhausstraße abgerissen. Zur Zeit klafft dort eine mit Kies abgedeckte Brachfläche, die wieder bebaut werden soll."

Ulrich Stille: Eine fleißige Waschfrau an der Aa von der Radewiger Brücke aus gesehen vis á vis vom Hexenkolk. Damals war die Wasserqualität der Aa vielleicht noch zum Wäschewaschen geeignet. Und im Hintergrund das prächtige Gebäude der Pelzfabrik Pracht mit Elementen des Bauhausstils. 1876 von Heinrich Pracht in der Bäckerstraße 7 gegründet und über viele Jahrzehnte florierend mit der Produktion von Mänteln, Paletots, Stolen, Colliers und Kragen überwiegend aus gelockten Fellen. 1953 waren hier noch 53 Mitarbeiter beschäftigt. Doch dann begann bald der Abstieg vom "Pracht-Bau" zur "Schrottimmobilie", die schließlich im Februar 2016 für 150 000 Euro abgerissen wurde, um Platz zu machen für einen Neubau, der momentan noch auf sich warten lässt."

Information

Gewinne liegen abholbereit

Drei mal gab es beim Rätselbild das Buch Wandertour zu gewinnen. Die Bücher liegen zwei Wochen lang in der Geschäftsstelle der NW, Lübberstraße 15-17, bereit. Die Gewinner sind: Klaus-Dieter Stork, Hans-Walter Arning und Ulrich Stille.
 Herzlichen Glückwunsch!