Mittwochrätsel

Auflösung: Das „Haus des Handwerks“ an der Elisabethstraße soll wieder ein Schmuckstück werden

Größeres Fachwerkhaus wurde 1750 gebaut und war der Hof der Koadjutorin der Äbtissin der Herforder Abtei

Alte Zeiten: Der Garten mit seinen Obstbäumen war noch von einer höheren Mauer umfasst. | © Kommunalarchiv

Frank-Michael Kiel-Steinkamp
15.02.2017 | 21.02.2017, 15:43

1954 erwarben die Handwerker das Gebäudeensemble

Ulrich Stille weiß: „Eine Phase in der langen Geschichte ist besonders bemerkenswert, denn in diesem Haus wurde 1868 eine ,Landwirtschaftliche Lehranstalt’ gegründet, in der für fast 30 Jahre den Schülern die Kenntnisse vermittelt wurden, die für eine erfolgreiche Landwirtschaft Voraussetzung waren. Der Umzug der ,Klutenschule’, wie sie bisweilen boshaft bezeichnet wurde, in das stattliche neue Schulgebäude am Münsterkirchplatz, wo sich heute die Volkshochschule befindet, erfolgte 1896.

Mit dem Umzug war auch die Umbenennung in ,Landwirtschafts- und Realschule’ verbunden, da sich der Fächerkanon erweitert hatte. Dieser Trend entwickelte sich fort und 1929 konnte hier an der ,Oberrealschule’, erstmals die Reifeprüfung abgelegt werden. Auch mein Schwiegervater machte hier sein Abitur und reiste dafür täglich von Vlotho zur Schule an. In den 30er Jahren noch eine kleine „Weltreise".

Allerdings waren der Name und der Standort der Schule auch jetzt noch nicht endgültig. 1948 wurde die Schule ein „Neusprachlich- naturwissenschaftiches Gymnasium", das seit 1954 den Namen „Ravensberger Gymnasium" trägt und seit 1960 seinen Standort auf dem ehemaligen Lübberbruch als große und moderne Schule hat, deren Wurzeln aber im alten Fachwerkhaus an der Elisabethstrasse liegen."

Aus der Vereinsgeschichte des RGH-Ehemaligenvereins: Ferdinand Burgtorf gründet 1865 in Osnabrück eine Ackerbauschule. Anfang Oktober 1868 verlegt er die Schule nach Herford. Hier beginnt er an der Elisabethstraße mit vier Klassen und 46 Schülern den Unterricht. Im Jahre 1875 wird die Schule in eine Landwirtschaftsschule umgewandelt. Das Abgangszeugnis berechtigt zur Teilnahme am einjährig-freiwilligen Heeresdienst. Aus der Bauernschule oder Klutenschule ist die Kadettenanstalt geworden. Ostern 1896 kommt als dritte Abteilung die Realschule hinzu. Kurz danach wird das neue Schulgebäude am Münsterkirchplatz in Betrieb genommen."

Das größere der beiden Gebäude wurde 1750 gebaut und gehörte ursprünglich zur Fürstabtei. Es war der Hof der Koadjutorin der Äbtissin der Herforder Abtei. Seit 1816 war es Land- und Stadtgericht und seit 1886 Ackerbauschule als Vorläuferin der Landwirtschaftsschule. Ab 1896 waren hier Pfarrerwohnungen für die Münsterkirche untergebracht. Das kleinere Haus war vor 1780 im Besitz des Amtmanns Johann Justus Schröder. Bis 1841 gehörte es dem Kaufmann Karl Wilhelm Dietrichs, der es für 2.700 Taler an Land- und Stadtgerichtsdirektor Johann Konrad Heinrich Beckhaus verkaufte. 1954 erwarben die Handwerker beide Gebäude.