Mittwochrätsel

Auflösung: Das „Haus des Handwerks“ an der Elisabethstraße soll wieder ein Schmuckstück werden

Größeres Fachwerkhaus wurde 1750 gebaut und war der Hof der Koadjutorin der Äbtissin der Herforder Abtei

Alte Zeiten: Der Garten mit seinen Obstbäumen war noch von einer höheren Mauer umfasst. | © Kommunalarchiv

Frank-Michael Kiel-Steinkamp
15.02.2017 | 21.02.2017, 15:43

1868 Einzug der Landwirtschaftlichen Lehranstalt

Detlev Piekenbrock hat ähnliche Erinnerungen: „Direkt daneben eröffnete seinerzeit der Junior des damals bedeutensten Bekleidungsgeschäftes eine noble Gaststätte, wo sich die ,Fürsten’ der Stadt trafen! Als er sich dann wieder zurückzog, kam die gute Monika hinter die Theke. Hier gibt es jetzt Lasagne. Das Haus selbst hat seine Bedeutung verloren. Zuletzt hatte dort der Mieterverein seinen Sitz neben einer Anwaltskanzlei. "

Gisela de Pagter wurde, veranlasst durch den Artikel ,Suche nach Erinnerungen an das Ravensberger Gymnasium’ angeregt, dem Haus trotz schneidender Kälte auf die Spur zu gehen: „Erster Standort des Ravensberger Gymnasiums war das Gebäudeensemble, so die NW. Das müsste also vor 1896 gewesen sein. Tor und Tür sind offen auf dem Foto, Gardinen hängen an den Fenstern. Sollte es die Zeit um 1945 gewesen sein, als die Aufnahme entstand und Flüchtlinge aus dem Osten dort eingezogen waren?

Ich als Lehrkraft, die manches Schulgebäude kennengelernt hat, gehe mit kritischen Blicken und Fotoapparat um den Komplex herum. In Bürgersteighöhe drei bemalte Stromkästen, na ja. Die rückwärtige Hauswand mit Schieferschindeln gedeckt – teils zerbrochen, Holzsparren, auf die man nagelte, schauen hindurch. Das geschlossene Fenster weist ein Ofenloch auf. Hier wurde also einst mit Holz mangels Kohle in einem ,Kanonenrohr’, so sagte man, geheizt. Und das war um 1945. Ich habe derartiges als Kind oft genug gesehen.

Von den hölzernen Balken an der Straßenseite blättert die Farbe ab; Löcher im Gebälk dienen dazu, die Papiertaschentücher dort zu deponieren. Die Fenster zur Straßenseite sind verhangen, undurchsichtig, dreckig, seit Jahrzehnten scheint’s nicht geputzt. Und doch tut sich in dem Haus etwas. Rechtsanwälte sind dort untergebracht, und wendet man sich nach rechts, so sieht man, es brennt dort in ersten Geschoss Licht. Im Parterregeschoss ein ansehnliches Fenster – bleiverglast mit Handwerkersymbolen wie Zirkel, Spachtel, Dreieck, Hammer.

Die Motive der beiden Nachbarfenster sind nicht zu erkennen. Über der Eingangstür Westfalenross und Herforder Wappen. Schmiedeeisern und sorgfältig gearbeitet. In der Ecke Mülleimer, ein rostiger Fahrradständer. Der Blick nach oben zeigt ein leicht vorkragendes Obergeschoss und Knaggen ähnliche kleine Verzierungen – unkenntlich. Ich wage mich in das Gebäude, da hier ein- und ausgegangen wird. Die Volkshochschule hat Räume im hintern Erdgeschoss belegt. Für Kurse wie ,Deutsch als Fremdsprache’? Es hat den Anschein.

Dann das Treppenhaus: Ein Augenstecher, gedrechseltes Geländer, weitausschwingen Stufen, wie bei uns zu Hause in Bielefeld, denke ich. Die alten Laternen stehen noch an alter Stelle. Welch ein Wunder! Denn das hohe Mauerwerk, Naturstein, auch überholungsbedürftig, ist um die Hälfte niedriger als damals, als man noch von der Kreishandwerkerschaft Herford Stadt und Land sprach, so jedenfalls liest man auf dem schmiedeeisernen, an der Außenwand angebrachten Hauszeichen."

Klaus Nowitzki meint: „Tritt man näher heran, sieht man unsäglich viel Gebäudeschäden. Für mich ein unverständliches Rätsel, wie die aus Tradition geborene Handwerksorganisation Ihr Aushängeschild so verkommen lassen konnte. Käufer kann ja nur ein Liebhaber des Fachwerkes sein. Ich wünsche dem mutigen Investor eine gute Hand."