Herford. Das alte Foto vom vergangenen Mittwoch zeigte einen Blick aus der weihnachtlich geschmückten Rennstraße in Richtung Alter Markt.
Marie-Luise Frischmann erinnert sich: "In den Häusern auf der rechten Seite hatte unser Hausarzt Dr. Stuke seine Praxis im 1. Stockwerk, sowie seine Eltern eine Fleischerei. In dem anderen Haus war lange Jahre das Fischgeschäft Clapier (hoffentlich richtig geschrieben), in dem wir unseren Fisch kauften."
Klaus Nowitzki weiß: "Im Fachwerkhaus (rechtes Bild Vordergrund) war eine Bäckerei. Der Meister kam sicherlich auf 150 Kilo. Als Stift der Fa. Landwehrjohann habe ich mehrfach in der Backerei Reparaturen ausgeführt. Vom Ladengeschäft zur Backstube musste man durch einen kleinen Innenhof bei Wind und Wetter gehen. In dem Innenhof hauste ein Schwein, dass von den Resten der Backerei gefüttert wurde. Das Personal der Backerei ging unzählige Male am Tag durch diesen "Schweinestall" direkt in den Verkaufsladen. Besonders bei Regen - ein heute undenkbarer Zustand für ein Lebensmittelgeschäft, damals Alltag (1960). Mindestens ab 1960 war der Weihnachtsschmuck in der Rennstraße beleuchtet, um auf Ihre Unterzeile zum Foto zu kommen. Ab 1960 habe ich mit Kollegen mehrere Jahre die Weihnachtsbeleuchtung bei Wind und Wetter (auch Frost und Schnee) montiert (ohne Hubwagen natürlich."
Marcus und Annette Cadura schreiben: "Das Foto wurde fast von unserer Geschäftstür, genauer auf Höhe unseres Brandgangs aus aufgenommen. Leider gibt es die beiden alten Häuser nicht mehr, der Abbruch muss wohl ca. 1968 erfolgt sein. Mein Mann kann sich noch an den überdachten Bauzaun aus rohen Brettern erinnern, durch den er als kleiner Junge öfter lief. Ich selber kann keine eigenen Erinnerungen an die beiden Häuser haben, sie waren vor meiner Zeit. Wohl erinnere ich mich jedoch, dass in dem nachfolgenden Neubau die Fleischerei Stiel war, direkt dem jetzigen Geschäft meines Mannes gegenüber; zudem hatte meine Mutter im "Konsum" am Alten Markt immer die Milch für mich gekauft, auch war sie Kundin bei Siepe, dem Eckhaus Alter Markt/Bäckerstraße. Den heutigen Blick aus den Fenstern meines Büros auf die Stelle des Fotos füge ich als Anlage bei. Die Commerzbank ist seit gestern komplett ausgezogen."
Detlev Piekenbrock kennt die Ecke bestens: " . . . denn genau hier hatte mein Vater sein erstes Anwaltsbüro nach dem Krieg. Das Café auf der rechten Seite wich später einem Fischgeschäft mit dem Namen "Klapier". Dem wiederum folgte eine Hähnchenbraterei, mit der ein junger Ausländer seinen Start machte, der im Besitz von zwei namhaften Hotels endete. Links blickt man auf den Konsum. Meine Oma, die uns immer zum Einkaufen mitnahm, erklärte uns, dass sie da nicht hineingehe, weil die dortigen Waren nicht essbar seien.
Zwei Häuser weiter war dann das Lebensmittelgeschäft ,Bitzz?, der klassische Tante-Emma-Laden, geführt von einem Ehepaar, das sich noch um die Kunden bemühte. Uns Kinder interessierte aber mehr der Laden daneben: ,Schnabel? mit den herrlichen Pralinen. Gegenüber das Bekleidungsgeschäft der damaligen Zeit: Franz Siepe."
Rita Frentrup bedauert: "Rechts, leider nicht mehr im Bild, war "Hähnchen Schmidt" und manchmal gab es dort für mich eine Bratwurst, wenn meine Mutter und ich noch etwas länger auf den "Wiebusch-Bus" Richtung Lockhausen warten mussten, der bei "Martinelli" abfuhr."
Klaus-Dieter Stork weiß: "Das Foto entstand zu einer Zeit, als der Autoverkehr noch quer durch die Stadt führte. Eine Fußgängerzone gab es noch nicht. Auf dem Foto rechts ist das Hagenhaus in der Rennstraße zu sehen, welches zusammen mit den benachbarten Häusern 1966 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Im Hintergrund ist das Gebäude des ehemaligen Textilhauses Siepe am Alten Markt zu erkennen. Am linken Bildrand sieht man das ehemalige "Haus der Deutschen Arbeit", in dem sich im Erdgeschoss der Konsum befand und auch die Firma Bekleidungshaus Zethadeem. In der 2. Etage hatte die Barmer Ersatzkasse ihre Geschäftsstelle, bei der ich 1968 meine Ausbildung begann."
Margret Berg war von 1963 bis 1964 Schülerin der Berufsschule am Bahnhof: "Nach dem Schulschluss bin ich nicht in den Bus am Bahnhof eingestiegen der mich nach Hause bringen sollte, sondern in der Rennstraße. Hier gab es das legendäre "Café Krüger". Dort war ich oft Gast, habe mir eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen schmecken lassen, dazu ging es eine kleine Holztreppe rauf in den ersten Stock. Am Fenster konnte ich den Ausblick auf die Rennstraße genießen. Nach "rechts" ging es zum Alten Markt."
Michael Haupt schreibt: "Links zum Alten Markt hin befand sich die Schlachterei Stiel. Die Weihnachtsgirlanden der Rennstraße waren in der Mitte mit Sternen dekoriert, in der Bäckerstraße hingen unter anderem auch Glocken. Wenn dann noch Schnee auf den Girlanden lag, sah das einfach fantastisch aus. Der Schmuck der Bäckerstraße war für mich immer der schönste."