Warum Spenges Bürgermeister trotz knapper Kassen nochmal zur Wahl antritt

Herr Dumcke, Sie haben die Absicht bekundet, im September wieder zur Bürgermeisterwahl anzutreten. Wenn denn die SPD Sie nominiert und Sie gewählt werden, werden Sie Ziele verfolgen. Welche sind das? Bernd Dumcke: Ich bin ja nicht bekannt dafür, dass ich große Konzepte schreibe und die in eine Schublade packe. Ich habe die letzten 15 Jahre immer ein bisschen situativ gearbeitet und habe geguckt, wo sich Möglichkeiten und Notwendigkeiten für die Stadt Spenge ergeben, um daraus Entwicklungen abzuleiten, die notwendig sind. Oder eben auch die möglich sind, weil entsprechende Förderprogramme da sind. Es ist ja nicht so, dass wir in Geld schwimmen und alles selber machen könnten. Dann würde man vielleicht ein Konzept machen. Aber ich habe halt immer geguckt, wo sind die Chancen und die Möglichkeiten und habe die dann am Schopfe gepackt, beziehungsweise unseren Politikern vorgeschlagen. Als Oberziel kann man vielleicht formulieren - und das werde ich auch nicht aufgeben - dafür zu sorgen, dass unsere Stadt attraktiv wahrgenommen wird von den Leuten, die hier leben, aber vielleicht auch von außerhalb. Dieses Gefühl – in Spenge entwickelt sich was - möchte ich gerne beibehalten. Sie bauen also weiterhin – auch in Anbetracht der knappen Mittel – auf die Wahrnehmung von Förderprogrammen, von Fördermöglichkeiten? Dumcke: Na ja, ich sage mal, wenn unser Stadtsäckel prall gefüllt wäre, würde ich natürlich auch gerne darauf verzichten und das dann anderen überlassen. Aber tatsächlich: Größere Projekte können wir uns immer nur mit Förderung leisten. Da muss man sich nichts vormachen. Gesetzt den Fall, dass nach der Wahl auch die AfD im Rat sitzt: Können Sie sich überhaupt eine Zusammenarbeit mit Vertretern der extremen Rechten vorstellen? Dumcke: Ich persönlich kann mir eine Zusammenarbeit, im Sinne von: &bdquo;Wir setzen uns zusammen und entwickeln gemeinsam politische Inhalte“ nicht vorstellen. Weil ich diese Partei für eine Partei halte, die mir meine demokratischen Rechte wegnehmen möchte. Aber es gibt demokratische Spielregeln für Kommunalparlamente, die werde ich selbstverständlich einhalten. Und das ist dann die Basis, wie man arbeitet. Lesen sie auch: NRW-Kommunalwahlen am 14. September 2025 Es wird also keine kooperative Zusammenarbeit geben? Dumcke: Also von mir nicht. Der Martinspark wird voraussichtlich 2025 fertiggestellt werden; der Rathaus-Umbau möglicherweise auch noch begonnen. Wann steht fest, welche Heizung dort installiert wird? Dumcke: Das kann ich verlässlich nicht sagen. Ich kann verlässlich sagen, es wird eine Wärmepumpe. Mit welchem System die betrieben wird, das ist aktuell in der Findungsphase. Deswegen haben wir entsprechende Ingenieurbüros beauftragt, uns da zu begleiten. Das heißt, das Konzept ist noch nicht fertig. Insofern kann ich Ihnen das tatsächlich auch nicht sagen. Dementsprechend können Sie auch noch keinen groben Kostenrahmen angeben? Dumcke: Nein, das ist im Moment nicht möglich. Ich kann sagen, welche drei Varianten besprochen werden. Und das sind? Dumcke: Da ist eine Variante Erdbohrungen. Da muss aber geprüft werden, ob das wirklich sinnvoll und möglich ist. So eng beieinander, 17 Löcher im Garten des Rathauses. Ich habe da Bedenken, muss ich ehrlich sagen. Ansonsten gibt es die Eisspeichertechnologie. Die ist nach allem, was wir bisher wissen, innovativ. Aber sogar noch teurer als mit Erdbohrungen. Und dann gibt es natürlich die klassische Luftwasserwärmepumpe. In Kombination mit entsprechenden PV-Anlagen, was auch für die anderen Varianten gilt. Da ist die Frage, wie effizient solche Systeme arbeiten. Wenn man sich also dem Eisspeicher zuwendet, dann müsste der doch deutlich innovativer und effizienter arbeiten als ein anderes System, weil es eben dann doch so teuer ist. Angesichts der Perspektive für die nächsten Jahre sei die Frage nach Ihrer Motivation erlaubt. Kein Geld im Stadtsäckel, möglicherweise die Rechten im Parlament. Das sieht nicht nach einer vergnügungssteuerpflichtigen Zukunft aus. Dumcke. Als ich angefangen habe, war die finanzielle Lage ja auch nicht rosig. Und das hat fast die ganze Zeit über angehalten. Und trotzdem haben wir hier was hingekriegt. Und so werde ich definitiv auch weiter arbeiten. Und ich glaube, auch in Zukunft wird in finanziell schwierigen Zeiten etwas möglich sein. Und es wird mir auch in Zukunft gelingen, Mehrheiten für Dinge zu finden, die wichtig sind für unsere Stadt. Hinzu kommt jetzt natürlich, dass möglicherweise andere Parteien mit in den Stadtrat einziehen. Dumcke: Ja, das ist so. Damit gehe ich dann aber auch um. Ansonsten hat mir die Arbeit immer Spaß gemacht, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen. Und: Sie macht mir auch heute noch Spaß. Auch mit 62 Jahren? Dumcke: Der Spaß ist natürlich die Hauptmotivation, auch noch mal anzutreten. Ich habe es aber auch schon mal an anderer Stelle gesagt: Wir können auch nicht alle in jungen Jahren in den Ruhestand gehen. Das gibt unsere demografische Situation gar nicht her. Und weil ich das immer sage, sage ich dann zu mir auch: Okay, wenn du das immer sagst, dann musst du selber auch anbieten, entsprechend lange zu arbeiten. Bleibt die Frage: Möchten die Menschen in Spenge, dass so weiter gearbeitet wird wie in den vergangenen 15 Jahren oder haben sie Lust auf Veränderung? Welches Potenzial hat denn überhaupt die Stadt, sich des Nimbus’, die Schlafstadt von Bielefeld zu sein, zu entledigen? Dumcke: Na ja, das hört sich ja so an, als wäre das ein schlechter Nimbus. Das ist ja überhaupt nicht zutreffend. Ich sage mal, man kann sich ja freuen, wenn Menschen, die in Bielefeld arbeiten, sich trotzdem dafür entscheiden, in Spenge wohnen zu wollen. Das ist ja ein positiver Aspekt für Spenge. Das heißt ja: Ich nehme einen Arbeitsweg in Kauf, weil ich mich hier wohlfühle. Und weil das angenehm ist mit den Rahmenbedingungen, die ich hier vorfinde. Ich finde das positiv. Es steht also wohl eine Menge Arbeit an. Dazu braucht es eine funktionierende Mannschaft im Rathaus. Gibt es da auf lange Sicht Probleme mit den Fachkräften? Dumcke: Es ist schwerer geworden, tatsächlich gutes Personal zu finden. Man bekommt nicht mehr so viele Bewerbungen. Aber die Erfahrung der letzten beiden Jahre ist, dass wir wirklich gutes Personal gewinnen konnten. Wir sind fachlich gut aufgestellt, da habe ich überhaupt keinen Zweifel. Und ich finde, wir haben hier ein wirklich hervorragendes Team in diesem Rathaus. Das ist übrigens auch noch mit eine Motivation, noch mal anzutreten, weil ich wirklich eine tolle Mannschaft habe. Auch interessant: Kommunalwahl 2025 - News und Infos Die Freibad-Interessengemeinschaft Lenzinghausen will das Bad und Becken sanieren. Könnten Sie sich vorstellen, nach juristischer Prüfung die weitere Entwicklung des Freibades Lenzinghausen wohlwollend zu begleiten? Dumcke: Ja, vorstellen kann ich mir alles. Man muss sich aber begleitend auch ein paar Fragen stellen und die auch beantworten. Das, was da im Moment angedacht ist, ist eine Investition, die auf 20 Jahre angelegt ist. Und in diesen 20 Jahren müsste die Freibad-Interessengemeinschaft das dann sowohl finanziell als auch personell leisten können. Sie haben den Sachverhalt der Folgekostenübernahme rechtlich prüfen lassen? Dumcke: Ja. Die Juristen haben gesagt, dass es rechtssicher möglich ist, auszuschließen, dass die Stadt Spenge da eintreten muss. Da muss man sich aber gerade machen und sagen: Okay, wenn da in fünf Jahren dann tatsächlich die Weiterführung des Bades aus irgendeinem Grund nicht mehr möglich ist - sei es aus finanziellen Gründen, sei es aus personellen Gründen - dann wird da der Schlüssel umgedreht. Obwohl da ein saniertes Becken verfügbar wäre. Finanziell sind wir nicht in der Lage, als Stadt Spenge wieder in die Betreiberrolle reinzugehen. Sie geben also grünes Licht? Dumcke: Nein, ich werde eine so weitreichende Entscheidung über 20 Jahre hinweg nicht ohne Ratsbeschluss treffen. Da muss der Ratsbeschluss her, dass man wirklich den Vertrag dementsprechend ändern und anpassen und auf 20 Jahre verlängern will. Wenn das geschieht und die entsprechenden Fördermittel dann fließen, dann könnte das Projekt umgesetzt werden. Die nächste Ratssitzung wäre erst im April... Dumcke: Da wird es, wenn der Verein den Umbau in diesem Jahr machen will, wohl die Notwendigkeit geben, eine Sonderratssitzung zu machen. Und das ist auch schon angedacht? Dumcke: Ich habe noch keine Rückmeldung von irgendwem, ob das mitgetragen wird. Lassen wir uns in die Glaskugel schauen. Wünsche sind selbstverständlich erlaubt. Welches bisher noch nicht diskutierte Projekt wird 2025 noch umgesetzt? Dumcke: Da wird es keines geben, weil die Projekte größerer Art viel mehr Vorlaufzeit benötigen. Was kommt, ist auf jeden Fall das klimaneutrale Rathaus. Und wir werden die Erschließung des Baugebietes Neuenkirchener Straße auf jeden Fall in die Umsetzung bringen. Wir haben die beiden Feuerwehrgerätehäuser, die gestartet werden müssen. Und wir werden aller Voraussicht nach – da sind wir in Verhandlungen und Gesprächen – als Investor für eine Kita auftreten. Für die Kita an der Ravensberger Straße. Ähnlich wie wir das ja in Lenzinghausen für die Kita Regenbogen schon gemacht haben. Ein Projekt, das wirklich toll gelaufen ist, sowohl was die Bauzeit angeht, als auch den Kostenrahmen. Dann sind wir auch schon gut ausgelastet mit den Projekten. Wann zählt die Stadt 20.000 Einwohner? Dumcke: Ich glaube, das sind Ideen, die nicht Wirklichkeit werden. Für 5.000 Einwohner zusätzlich hätten wir aktuell auch gar keine Flächenpotenziale.

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