
Spenge. Am Sonntag, 9. Juni, ist Wahl. Europawahl. Und viele gehen hin. Zumindest wird das so sein, wenn sich eine große Zahl von Menschen die Schülerinnen und Schüler von der Klasse neun bis zur Oberstufe aus der Spenger Regenbogen-Gesamtschule als Vorbild nehmen. Denn die haben im Vorfeld zu einer Junior-Wahl eingeladen; und da ist das Interesse groß.
An drei Tagen „üben“ die jungen Leute wählen. Entstanden ist das Projekt in Spenge unter Anleitung von Lehrerin Nuran Kalinci. Sie hat im Fach Gesellschaftslehre der neunten Klassen die EU auf dem Lehrplan. „Und da gehört natürlich die Europawahl in diesem Jahr dazu. Das Interesse war sehr groß. Die Schüler wollten etwas zu diesem Thema erfahren.“ Also haben alle zusammen sechs der antretenden Parteien unter die Lupe genommen. Sie haben die Wahlprogramme analysiert und unter den Aspekten: Umwelt, Klimaschutz, Sozialpolitik, Bildung, Digitalisierung, Verteidigung und Sicherheit und die Beziehung der Parteien zu Europa analysiert. Zudem haben sie hinterfragt, wie sehr bei den Parteien Theorie und gelebte Praxis deckungsgleich erscheinen oder auseinanderdriften. Kurz: Es geht um die Zukunft Europas.
Nuran Kalinci erlebte, wie sehr einige Schülerinnen und Schüler in der Klasse neun noch „überfordert“ waren, die Jugendlichen in der Oberstufe jedoch einen großen Informationsvorsprung besaßen. „Die Differenz war deutlich.“ Ein Grund mehr für sie, gerade auch die jüngeren Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Wahl mitzunehmen. „In der Klasse neun sind schon einige 16 Jahre alt und dürfen wählen. Sie haben wir informiert.“ Diejenigen, die noch nicht zur Wahl gehen dürfen, seien zumindest auf den Pfad des Interesses an Politik geführt.
Mehr zum Thema: Europawahl im Überblick - Was Bürgerinnen und Bürger wissen müssen
Demokratische Werte vermitteln
Insgesamt haben sich 13 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer aus der Schülerschaft um die Organisation der Wahlen gekümmert. Sie verschickten nach den Infos aus den Kurslisten die Wahlbenachrichtigungen, die Einladungen zur Wahl, koordinierten den Ablauf und kontrollierten zu den Wahlzeiten an drei Tagen während der Mittagspause im Physikraum die Unterlagen. Am Freitag, 7. Juni, wird ausgezählt und das Ergebnis in der nächsten Woche nach der eigentlichen Wahl am Sonntag bekannt gegeben.
Und auch Ilka Schoppe als didaktische Leiterin an der Schule äußert sich sehr positiv zu dem Projekt: „Wir legen auf diese Aktion sehr großen Wert, weil wir ein großes Anliegen daran haben, die Kinder demokratisch zu erziehen und ihnen Werte zu vermitteln.“ Durch die Wahl in den Räumen der Schule sinke dann auch die „Hemmschwelle, zur Wahl zu gehen“ im realen Leben. „Wir brauchen die Meinung der jungen Menschen.“
Zwei Schülerinnen, die beiden 18-jährigen Hanna Strathmann und Maria Potschazki, haben sich nicht nur bei der Junior-Wahl engagiert; sie werden auch am Sonntag wählen gehen. „Ich halte wählen generell für sinnvoll“, erklärt Hanna Strathmann, „und wenn man eine Stimme hat, sollte man sie auch nutzen. Wir können mit unserer Stimme auch auf die EU Einfluss nehmen. Und damit die Demokratie stärken. Mir ist der Klimaschutz sehr wichtig.“ Marie Potschazki argumentiert ähnlich. „Wir haben im Unterricht sehr oft über die Wahl gesprochen und teilweise auch sehr eingehend darüber geredet.“
Wie wichtig schätzt sie die Wahl auf EU-Ebene ein? „Generell ist es wichtig, seine Stimme abzugeben. Egal wo und wann; ich finde bei jeglicher Gelegenheit. Auch mir ist der Klimawandel sehr wichtig. Das ist etwas, was uns noch lange betrifft, weil wir noch jung sind. Und auch das Thema Gleichberechtigung interessiert mich.“
Lesen Sie auch: Schüler wollen generell ab 16 wählen - Lehrkräfte skeptisch
INFORMATION
Juniorwahl zur Europawahl 2024
In der Woche vor der Europawahl geht es in der Mittagspause für 380 Schülerinnen und Schüler der 9. bis 12. Klasse der Regenbogen-Gesamtschule Spenge bei der Juniorwahl an die Wahlurne.
Bei der Juniorwahl, das teilt die Schule mit, geht es um das Üben und Erleben von Demokratie. In den letzten Wochen stand das Thema „Demokratie und Wahlen“ auf dem Stundenplan und nun geht es – wie bei der „echten“ Europawahl am 9. Juni 2024 – für die Schülerinnen und Schüler mit Wahlbenachrichtigung und Ausweis in das Wahllokal. Ein Großteil von ihnen darf sogar dieses Jahr bei der echten Europawahl teilnehmen, da das Wahlalter bei der Europawahl auf 16 Jahre herabgesetzt wurde. Die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die vorher die Wählerverzeichnisse angelegt haben und später die Stimmen auszählen, übernehmen aktiv Verantwortung und sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Wahl.
Die Juniorwahl wird gefördert durch den Deutschen Bundestag, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie die Bundeszentrale für politische Bildung.
Seit 1999 wird die Juniorwahl als „best-practice-Projekt“ zur politischen Bildung bundesweit zu Landtagswahlen, Bundestagswahlen und Europawahlen durchgeführt. Seither haben sich schon mehr als 3 Millionen Jugendliche beteiligt, wodurch die Juniorwahl zu den größten Schulprojekten in Deutschland zählt. Dieses Jahr machen mehr als 4.800 Schulen mit. Das Gesamtergebnis der Juniorwahl wird am Wahlsonntag, 9. Juni, um 18 Uhr auf http://www.juniorwahl.de veröffentlicht.