Wie Spenger Sänger sich gegen das Chorsterben stemmen

Spenge. Immer mehr Traditionschöre in Deutschland bleiben stumm. Der Grund: Es fehlt an Nachwuchs. Junge Menschen scheinen sich immer weniger für den Chorgesang und das Singen zu interessieren. Viele Mitglieder sind im fortgeschrittenen Alter und die einzelnen Stimmgruppen sind oftmals nicht mehr ausgeglichen besetzt. Doch das muss nicht immer so sein, zeigt sich im Gespräch mit Chorleiterin Lola Skwarczynski. Am Zulauf in Spenger Chören und Umgebung kann man sehen, dass es auch anders geht. &bdquo;Die Chance auf das erfolgreiche Fortbestehen in einer Zeit, in der sich Chöre im Wandel befinden, liegt vor allem in der Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren“, sagt Skwarczynski. Sie leitet insgesamt vier Chorgemeinschaften mit ganz unterschiedlichen Ausrichtungen. Neben den Spenger &bdquo;Paulus-Singers“ (Gospel) und dem Chor &bdquo;Grenzenlos“ gehören auch der Bielefelder Chor &bdquo;Dreiviertel Acht“ sowie die Meller &bdquo;St. Annen Sisters“ zu ihrem Dirigat. Und das seit vielen Jahren. &bdquo;Wir passen uns den Veränderungen an“ Ganz oben auf der Liste eines &bdquo;überlebensfähigen“, erfolgreichen Chores stehe der Leitfaden: &bdquo;Wir passen uns den Veränderungen an und sagen nicht: Das haben wir so noch nie gemacht und deshalb bleibt alles, wie es ist.“ Eine Sängergemeinschaft erfahre Popularität und Zuspruch unter dem Motto: Singen bedeute Freude und Spaß. Die Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen und Verordnungen habe das allgemeine Chorsterben beschleunigt, aber das Problem überalterter Strukturen existiere schon länger. &bdquo;Seit mindestens 15 Jahren haben die Traditionschöre mit fehlendem Nachwuchs zu kämpfen. Nach Corona sind viele der älteren, angestammten Mitglieder nicht zur aktiven Chorgemeinschaft zurückgekehrt“, sagt Lola Skwarczynski. Zu Pandemiezeiten galt gemeinsames Singen in geschlossenen Innenräumen wegen des hohen virushaltigen Aerosolausstoßes als gefährlich. Vier Millionen Chormitglieder deutschlandweit mussten also längere Zeit darauf verzichten, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Männerchöre sterben aus Das Wegfallen von Präsenzproben und der Ersatz durch virtuelle Proben mit verkürzten Zeiten habe zu einem erheblichen Mitgliederschwund beigetragen. &bdquo;Ganz besonders hat es die reinen Männerchöre getroffen“, meint Skwaczynski. &bdquo;Die sind am Aussterben.“ Etwas besser sehe es bei den Männerchören aus, die sich auch für Frauen geöffnet hätten. Oftmals würden keine Tenöre mehr gefunden und somit auch nicht mehr die nötigen Töne getroffen werden, sagt die langjährige Leiterin, die einer musikalischen Familie entstammt. Beliebt unter den Mitgliedern sei mittlerweile das Singen moderner Lieder wie Schlager und englischsprachiger Titel mit tiefergehenden Texten. Fehlende Sprachenkenntnisse löse Lola Skwarczynski so: &bdquo;Ich habe unter die Noten zunächst die Texte in Lautschrift geschrieben.“ Im Laufe der Zeit hätten sich die Mitglieder an die Aussprache gewöhnt und sie seien immer sicherer geworden. &bdquo;Dreiviertel Acht“ in Bielefeld feiert 25-jähriges Bestehen Die Chorleiterin möchte &bdquo;ihren“ Sangesbrüdern und -schwestern ein Kompliment machen: &bdquo;Es herrscht ein toller Zusammenhalt untereinander und alle unterstützen sich gegenseitig.“ Motivierend sei es auch, &bdquo;Meilensteine“ vor sich zu haben. &bdquo;Auftritte und Konzerte sind wichtig. Wir warten nicht, bis wir eingeladen werden, sondern wir überlegen uns, wo wir gerne singen möchten.“ Viele Vereine würden sich freuen, wenn bei Feierlichkeiten gesungen würde. Auch Ständchen zu besonderen Geburtstagen und vielen weiteren Anlässen seien beliebte Termine bei den Sängerinnen und Sängern. Lola Skwarczynski ist sich sicher: &bdquo;Chöre stärken die lokale Kultur.“ Gemeinsame Ausflüge und Chorwochenenden stärken das Miteinander: &bdquo;Ganz viel vom Chor besteht aus sozialen Kontakten.“ Im vergangenen Jahr feierte Lola Skwarczynski das 25-jährige Jubiläum mit ihren 33 &bdquo;St. Annen Sisters“. Den gleichen Geburtstag feiern in diesem Jahr die 30 Mitglieder vom Chor &bdquo;Dreiviertel Acht“ in Bielefeld. &bdquo;Durch eine generationenübergreifende und demokratische Ausrichtung der Vereinsstruktur lassen sich viele Mitglieder nach wie vor für das Singen in der Gemeinschaft begeistern“, ist sich Skwarczynski sicher. Um die Begeisterung im Chor wieder neu zu entfachen und wachsen zu lassen, biete sie auch anderen Sängergemeinschaften ihre Unterstützung an: &bdquo;Da kann man sich gerne austauschen.“

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