Spartipps vom Heizungsexperten Experte aus dem Kreis Herford: Wie Hausbewohner 20 Prozent Energie sparen können

Herr Sawieracz, welche Heizungsanlagen gibt es derzeit hauptsächlich im Kreis Herford? Maik Sawieracz: Mit einem ganz hohen Anteil sind Gas-Brennwertheizungen vertreten. Ich schätze deren Anteil auf 70 vielleicht 80 Prozent. Dazu kommen Öl-Heizungen und wenige Holz-Heizungen. Deren Zahl ist aber zu vernachlässigen. Was kann und sollte ich als Besitzer an der Steuerung für Gas-Brennwert-Heizungen einstellen? An der Heizung wird in der Regel eine Wunsch-Raumtemperatur eingestellt. Und da sind vom Heizungsbauer schon immer Reserven eingeplant. Die müsste man absenken; sowohl die Tag- als auch die Nacht-Wunschtemperatur. Da muss der Betreiber der Anlage selbst tätig werden, weil man als Heizungsbauer nicht pauschal weiß, wie weit er die Temperatur senken kann. Denn irgendwann kommt der Punkt, wo der Hausbewohner friert; und dann muss der selbst entscheiden, ob er die erhöht, oder so lässt. Dazu sollte er verstehen, wie die Technik funktioniert. Worüber muss der Hausbesitzer Bescheid wissen. Welche Möglichkeiten der Steuerung gibt es da? Da gibt es den Begriff der Heizkurve. Die stellt Abhängigkeit der Heizkörpertemperatur zur Außentemperatur dar. Habe ich also eine hohe Heizkurve, werden die Heizkörper sehr heiß. Habe ich eine niedrigere, werden sie nicht so heiß. Bei einer Fußbodenheizung fahre ich eine eher flache Heizkurve; bei Heizkörpern eine steilere. Sie wird an das Haus, an die Heizflächen und an die Bewohner angepasst - hier muss man manchmal nachjustieren. Das machen aber die wenigsten. Übernimmt diese Aufgabe der Heizungsfachmann oder darf das der Hausbesitzer selbst bewerkstelligen? In der Regel macht das der Fachmann. Wer es aber genau haben will, muss immer selbst reagieren. Da muss man immer zwei, drei Tage abwarten und dann das Ergebnis beurteilen; und gegebenenfalls korrigieren. Es wäre ja nicht sinnvoll, wenn alle zwei, drei Tage der Heizungsbauer kommen müsste. Also gilt das Motto: Selbst ist der Mann? Man sollte sich beim Heizungsbauer schulen lassen. Da gibt es auch Fachbegriffe, die immer wieder auftauchen. Erklären sie bitte, was die "Vorlauftemperatur" ist? Das ist die Temperatur, die in den Heizkörper geschickt wird. Die der Kessel mit seiner Flamme erzeugt. Also die Temperatur des erhitzen Wassers, die an die Raumluft übertragen wird? Ja. Es gibt Menschen, die die Heizung extrem niedrig stellen, um zu sparen; die Wohnung also auskühlen lassen. Ist das sinnvoll? In der Nacht ja. Wenn man aber in einem schlecht isolierten alten Haus wohnt, mit dünnen Wänden und vielleicht auch zugigen Fenstern, dann macht es keinen Sinn, weil ich ja morgens alles wieder aufheizen muss. Aber wenn ich ein gepflegtes Haus habe, mit Doppelverglasung und vielleicht einer Dämmung an der Außenwand, oder sogar einen Neubau, dann ist das Herunterfahren der Temperatur auf jeden Fall in Ordnung. Man kann die Heizung nachts auch ganz abschalten. Bei mittelgut gedämmten Objekten würde ich sagen: Absenken um fünf, sechs Grad Raumtemperatur. Das sollte man auch mal messen und kontrollieren. Warum? Oftmals fällt die Temperatur gar nicht so stark wie vermutet. Da kann man dann noch mal nachregeln. Sie plädieren für eine eigene Kontrolle? Ja unbedingt. Jedes Haus ist individuell. Jeder Nutzer hat andere Bedürfnisse. Das kann der Heizungsbauer gar nicht abschätzen. Deshalb plant er immer Reserven ein. Und die muss man jetzt ausloten. Um welche Quote kann ich bei einer Gas-Brennwertheizung die Kosten insgesamt senken? Allein durch die Optimierung der Einstellungen und mit ein wenig Einschränkungen kann man 10 Prozent hinbekommen. Wie wichtig ist das Entlüften und das Wasser nachfüllen? Wenn der Heizkörper Luft hat, dann merkt man das. Dann gluckert er oder wird nicht vollflächig warm. Dann wissen die Leute, dass sie entlüften müssen. Wichtig ist: Wenn man entlüftet, muss das fehlende Wasser wieder nachgefüllt werden. Aber ich glaube nicht, dass es so viele Heizkörper mit Luft darin gibt; und wenn, dann sind es meistens die obersten im Haus. Können Sie bitte mit wenigen Sätzen erläutern, was bei einem hydraulischen Abgleich passiert? In der Regel sind die Thermostatventile an den Heizkörpern immer gleich, egal wir groß oder klein der Heizkörper ist. Beim hydraulischen Abgleich wird im Inneren des Ventils eine Drossel eingestellt, die dafür sorgt, dass insbesondere kleinere Heizkörper nicht überversorgt werden. Je langsamer das Wasser hindurchfließt, desto kälter ist das zum Heizkessel zurücklaufende Wasser und umso stärker ist die Abkühlung der Abgase und umso geringer ist der Stromverbrauch der Heizungspumpe. Welche Voraussetzungen sind dazu notwendig? Um den Abgleich durchführen zu können, müssen spezielle Ventile an den Heizkörpern vorhanden sein. In unserer Region wurden die erst ab den Jahren 2010 bis 1212 flächendeckend eingebaut. Für einen Abgleich können die aber nachgerüstet und auf die Heizkörpergröße einreguliert werden. Wie groß ist der Nutzen? Nach einer Untersuchung waren bis zu 15 Prozent Energieeinsparung möglich. Es gibt den hydraulischen Abgleich aber auch in verschiedenen Ausführungen. Wenn man den aufwendiger betreibt, wird auch das Haus analysiert. Und dann weiß der Heizungsbauer auch besser, wie er den Wärmeverlust und die Wärmedämmung einzuschätzen hat. Damit kann man zusätzliche Rückschlüsse auf die Einstellung der Heizung ziehen. Dann kann man noch mehr sparen. Was kostet ein solches Ventil? Ungefähr 60 Euro inklusive Montage. Würde sich die Sparquote durch das eigene Optimieren der Heizung und einem zusätzlichen hydraulischen Abgleich weiter erhöhen; und auf welche Prozentzahl? Wie allgemein bekannt, sind durch den hydraulischen Abgleich Einsparungen von bis zu 15 Prozent möglich. Durch weiteres Optimieren und Abbau von Sicherheitszuschlägen - wie zum Beispiel bei der "Heizkurve" - sind sicherlich noch weitere 10 Prozent Einsparung möglich. Da das wirkliche Optimum nur sehr schwer und mit hohem Aufwand erreichbar ist, halte ich im Schnitt 20 Prozent Einsparung für durchaus realistisch. Hinzu kämen weitere 6 Prozent durch Absenkung der Raumtemperatur um 1 Grad. Lohnt es sich, bei den aktuellen Fördermöglichkeiten die Gasheizung gegen ein System mit Wärmepumpe auszutauschen? Das kommt auf das Haus an. Die Wärmepumpe ist nur dann effizient, wenn sie mit sehr niedrigen Temperaturen arbeiten kann. Am besten unter 40 Grad. Das lässt sich oft nicht realisieren. Bei einer Fußbodenheizung sind die Heizkosten einer Wärmepumpe oft preisgleich einer Gasheizung, wenn nicht sogar günstiger. Im Neubau mit Sicherheit günstiger. Und im Altbau? Da brauche ich höhere Temperaturen. Und da gibt es Zeiten im Jahr, in der die Wärmepumpe nicht in ihrem optimalen Betrieb läuft. Und dann liegt sie - bei den hohen Stromkosten - im Betrieb bei den Heizkosten höher. Wenn ich in einem Einfamilienhaus eine Wärmepumpe nachrüsten will, dann muss sich schon so - mit allen Nebenarbeiten - um die 25.000 bis 30.000 Euro ansetzen. Und dann spart man Geld? Weil man noch nicht sagen kann, wie die Heizkosten sich entwickeln - im Moment steigen die ja sowohl für Gas als auch für Strom - ist eine Umrüstung im Altbau oder einem älteren Haus mit Heizkörpern, aus ökonomischer Sicht, schwer darstellbar. Man braucht also neue Heizkörper? Ja. Was kostet ein neuer? Da würde ich um die 600 Euro im Durchschnitt ansetzen. Sind die neuen Systeme derzeit überhaupt lieferbar? Heizkörper ja. Wärmepumpen nein. Da muss man mit mindesten vier, in der Regel mit sechs Monaten Lieferzeit rechnen. Teilweise sogar mehr. Je nach Hersteller. Wie hoch sind die Förderungen? Es hat sich kürzlich geändert. Für eine Wärmepumpe gibt es jetzt 25 Prozent. Wird ein Ölkessel oder eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung ersetzt, gibt es 10 Prozent extra; also insgesamt 35 Prozent. Wenn man das alles als Paket mit weiteren Maßnahmen und einem Energieberater zusammen plant, dann kann man noch mal 5 Prozentpunkte mehr bekommen. Also maximal 40 Prozent Förderung. Ja.

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