Millionenprojekt: Martinsweg für Radfahrer wieder frei

Spenge. Seit Mittwoch ist der Martinsweg auf Höhe der Schäferwiese auch offiziell wieder mit dem Rad befahrbar. Das sagt Jens Nickolaus, Diplom-Ingenieur bei der Stadt. Und auch die Arbeiten am Bodenretentionsfilter direkt neben dem Martinsweg sind beendet. Die Kosten beziffert er auf vier Millionen Euro. Damit erfüllt die Stadt Spenge jetzt die Auflagen des Landes. Denn 2016 musste sich die Spenger Politik auf Weisung des Landes mit dem Bau eines solchen Beckens beschäftigen. Im April 2020 begannen die Arbeiten und nach gut 13 Monaten - inklusive einer kleinen witterungsbedingten Verzögerung - ist die Schäferwiese jetzt umgestaltet. Mit dem Bau des Beckens erfüllt die Stadt die Richtlinien des Hochwasser- und Umweltschutzes. Für die Ausführung war das Bad Oeynhausener Unternehmen Kögel-Bau verantwortlich; die Planungen hatte die Bochumer Ingenieurgesellschaft Tuttahs & Meyer übernommen. Nickolaus: "Die Zusammenarbeit hat prima geklappt." Wenn die Radfahrer über den wieder frei gegebenen Martinsweg fahren, sehen sie kurz vor der Neuenkirchener Straße in westlicher Richtung hinter dem Zaun jetzt eine begrünte Fläche; auch der Bereich vor dem Zaun wird noch mit Wildblumen bepflanzt. Nur wenig deutet auf das technische Bauwerk Retentionsfilterbecken hin. "Selbst Störche sind hier schon gesichtet worden", sagt Nickolaus, "vielleicht haben die hier ein paar Frösche gefunden." Denn feucht genug ist es dort partiell. Schließlich sollen die über 18.000 Schilfpflanzen schnell wachsen. Die Pflanzen, die bis zu zwei Meter hoch werden, helfen im Fall von Starkregen-Ereignissen, die Wassermassen zu reinigen. Platz für 2.500 Kubikmeter Wasser Das Wasser wird in bis zu 1,80 Meter dicken Rohren von den Regenrückhaltebecken an der Langen Straße und am Klärwerk zu den Bauwerken und Kammern auf der Schäferwiese geleitet. Dort wird es grob geklärt, teilweise auf ein höheres Niveau gepumpt und fließt in die Beschickungsrinne. Dort läuft es durch die Gabionenmauern und versickert schlussendlich inmitten der Schilfpflanzen. Zwischen deren Wurzeln und im Carbonat-Sand wird das Überlauf-Wasser biologisch geklärt, fließt durch die Drainage und wird in ein nachgelagertes Regenrückhaltebecken gepumpt. Von dort aus gelangt es in den Mühlenbach. Sauber und für die Natur unbedenklich. Das Becken westlich und östlich der sogenannten Beschickungsrinne hat eine Oberfläche von gut 2.750 Quadratmetern, ein Gesamtvolumen von 3.460 Kubikmetern und eine Wasseraufnahmekapazität von 2.500 Kubikmetern. Das Gesamtvolumen ruht auf einer Sohle aus wasserundurchlässiger Folie. Darauf liegt ein Spezial-Vlies mit Drainage-Rohren darüber. Die wiederum werden durch eine 35 Zentimeter Schicht aus feinem Kies bedeckt. Und über der ein Meter messenden Schicht aus Filter-Silikat wachsen jetzt die Schilf-Pflanzen. Doch da die noch nicht groß genug sind, werden - im Falle eines Starkregen-Ereignisses - die Wassermassen zunächst direkt in das nachgelagerte Regenrückhaltebecken, das nahe der Neuenkirchener Straße liegt, geleitet. Ein Habitat für Pflanzen und Insekten Wenn bis dahin auch die Fläche am Besebach renaturiert ist, entsteht im Umfeld des Beckens ein schönes Stück Natur und womöglich ein Habitat für Pflanzen und Insekten. Mitte Juli sollen die Arbeiten beginnen, das teilte Doris Bartelheimer vom Umweltmanagement der Stadt auf NW-Nachfrage mit. Für die Arbeiten zeichnen das Bad Oeynhausener Ingenieurbüro JWA und das Landschafts- und Gewässerbauunternehmen Böwingloh & Helfbernd verantwortlich. Die Kosten kalkuliert die Stadt mit 220.000 Euro. In dem Projekt soll der durch die Verlegung des Mischwasserkanals zwischen Langer Straße und Martinsweg geschaffene Platz genutzt werden, um den Besebach mäandrieren, also sich winden, zu lassen. Im Süden des Retentionsbeckens gibt es einen Durchstich unter dem Weg und dann wird der Bach durch die Auenlandschaft geleitet. Durch die großzügige Verlegung des Baches, so erklärt Doris Bartelheimer entstehen weitere Retentionsflächen. Zudem werde die Natur im Bereich der Aue durch die periodischen Überschwemmungen aufgewertet. Und es gibt noch eine gute Nachricht für die Radfahrer: Der Martinsweg soll auf einer Strecke von 1,25 Kilometern zwischen der Mühlenburger und der Neuenkirchener Straße saniert werden. Im April hatte der Hauptausschuss beschlossen, Fördermittel zu beantragen. Ebenso wie für den Ausbau der Radwegeachse in Richtung Wallenbrück bis zur Straße Industriezentrum sowie den Ausbau des Radweges entlang des Besebachs zwischen der Langen Straße und dem Martinsweg. Ausgebaut werden sollen die Strecken in den Jahren 2022 und 2023. Vermessen sind die Wege bereits.

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