Konkurrenten kooperieren: Wie sich Bünder Busunternehmer beim Personalmangel helfen

Bünde. Am letzten Schultag vor den Sommerferien wird das Bünder Busunternehmen Brand seine letzte Fahrt machen. Wie berichtet, gibt die Familie ihre in dritter Generation geführte Firma auf, weil sie kein Personal findet und vor allem die jüngeren Fahrer keine mehrtägigen Klassenfahrten oder Städtereisen mehr übernehmen wollen, weil sie selbst Familie haben. Für die Personalnot gibt es verschiedene Gründe und mittlerweile kooperieren eigentliche Konkurrenten in Sachen Mitarbeiter und der Suche danach. Eigentlich könnte sich Geschäftsführerin Andrea Brand glücklich schätzen. Die Bücher sind mit Buchungen von Schulen, Vereinen und Gruppen bis in das kommende Jahr hinein gut gefüllt. Doch im vergangenen Monat musste sie allen absagen, die einen Bus für eine Fahrt nach den Sommerferien gebucht haben. &bdquo;Wir werden unseren Betrieb aus Mangel an Busfahrern zum 14. Juli 2025 schließen“, schrieb Andrea Brand unzähligen Empfängern. Bis zum letzten Schultag in diesem Schuljahr rollen die Räder bei Firma Brand also noch. &bdquo;Es war uns wichtig, dass wir vor allem den Schülerspezialverkehr in diesem Schuljahr noch vernünftig zu Ende bringen“, sagt Andrea Brand. Auch die Schulen und Vereine sollten rechtzeitig informiert sein, um noch möglichst einen Ersatz zu finden. Etwa fünf Vollzeitstellen hat das Busunternehmen. Hintergrund: Kein Busfahrer zu finden - Reiseunternehmen stellt Betrieb ein Ausbildung zum Busfahrer kostet durchschnittlich 12.000 Euro Wie aber sieht die Lage bei anderen Busunternehmen in Bünde aus? Wie auch schon Andrea Brand sagte, ist ein Grund für den Fahrermangel die teure Ausbildung. Bis in die 2000er-Jahre hinein gab es noch eine ganze Reihe ehemaliger Zeitsoldaten der Bundeswehr, die beim Militär einen Lkw-Führerschein machen konnten, den sie später zivil umschreiben ließen und noch für vergleichsweise wenig Geld den Personenbeförderungsschein draufsattelten. Wer auf diese Weise zum zivilen Busführerschein kam, gab früher kaum einen dreistelligen DM- oder später auch Euro-Betrag aus. Je nachdem, wen man heute fragt, werden aktuelle Preise von durchschnittlich 12.000 Euro genannt. Doch spätestens seit dem Ende der Wehrpflicht 2011 gibt es auch kaum noch ehemalige Soldaten mit dieser Kraftfahrerausbildung. Und wer investiert schon einen fünfstelligen Betrag aus eigener Tasche für eine Lizenz? &bdquo;Fahrer, die die Busfahrerausbildung bei Polizei oder Bundeswehr gemacht haben, sind bei uns seit vielen Jahren gar nicht mehr in der Belegschaft“, sagt Hermann Meyering vom Reisedienst &bdquo;Der Elsetaler“ aus Bünde. Durch die Corona-Pandemie und das damit verbundene Fahrverbot für Reisebusse hätten viele Fahrer in der Pandemie den Job gewechselt – und seien auch nach der Pandemie nicht wieder zurückgekehrt. &bdquo;In der Pandemie wurde das Thema Freizeit und Familie zudem immer wichtiger für viele Menschen. Da die meisten Reisen oder Ausflüge allerdings am Wochenende und zu Feiertagen stattfinden, ist das für viele Menschen – besonders für jüngere – nicht sehr attraktiv“, so Meyering weiter. Kein neues Problem: Busfahrer schon 2012 verzweifelt gesucht Viele Busfahrer erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter Auch beim Bünder Express sind die Bus fahrenden Ex-Soldaten eine aussterbende Spezies. Wie Geschäftsführer Lennart Frentrup auf NW-Nachfrage mitteilt, seien es aktuell noch zwei Fahrer, die die Ausbildung bei der Bundeswehr durchlaufen hätten. &bdquo;Bis Ende 2026 werden hier im Unternehmen einige Mitarbeiter das Rentenalter erreichen und dann ausscheiden. Hierfür werden wir frühzeitig Ersatz suchen, damit kein Personalengpass entsteht. &bdquo;Kurzfristig Personal zu ersetzen ist wirklich schwierig geworden“, so Frentrup, der dennoch von zurzeit &bdquo;ausreichend Fahrpersonal“ spricht. &bdquo;Wir stellen fest, dass es im Moment häufiger Anfragen von Arbeit suchenden Fahrerinnen und Fahrern gibt“. Wegen Personalmangels sei beim Bünder Express in den letzten Jahrzehnten aber noch keine Fahrt ausgefallen, betont der Geschäftsführer. Busunternehmen aus Kirchlengern hat sogar zu viele Bewerber Von einer &bdquo;sehr komfortablen personellen Aufstellung“ spricht Dirk Köstring für die Firmen Stoffregen Omnibusbetriebe in Kirchlengern und die Omnibus-Verkehrsgesellschaft Bünde (OVG). Aktuell habe Köstring sogar Unterlagen von Bewerbern auf seinem Schreibtisch, die er &bdquo;bis auf Weiteres vertrösten“ müsse, so Köstring gegenüber der Neuen Westfälischen. Zu dieser Nachfrage sagt er: &bdquo;Das haben wir der Bezahlung von Tariflohn und weiteren Annehmlichkeiten in unseren Betrieben zu verdanken, da die Löhne der Vergangenheit bei Weitem nicht auskömmlich waren, um eine Familie zu ernähren.“ Dass er wegen Personalmangels eine Reise stornieren musste, sei bei ihm &bdquo;zum Glück noch nie vorgekommen“, so Köstring. Nur noch vier der 51 in Vollzeit arbeitenden Fahrer bei Stoffregen und den OVG wurden bei der Bundeswehr ausgebildet. Projekt &bdquo;Ultimo“: In Herford fährt ein autonomer Bus .responsive23-cC1MV2smOWk5GKfA-bar-horizontal-gehalt-fahrer-innen-nach { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-cC1MV2smOWk5GKfA-bar-horizontal-gehalt-fahrer-innen-nach { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-cC1MV2smOWk5GKfA-bar-horizontal-gehalt-fahrer-innen-nach { padding-top: 142.86%; } } Busunternehmen rekrutiert für Großauftrag aus Usbekistan Die Unternehmen gehen für die Rekrutierung ihres Fahrpersonals unterschiedliche Wege, wie sie der NW mitteilen. &bdquo;Der Elsetaler Reisedienst gehört seit 2019 zum Verbund der Kooperation Reiseallianz. Das ist ein Zusammenschluss mehrerer Busunternehmen. Diese Betriebe ergänzen sich bei der Auslastung der Fahrzeuge als auch der Fahrer. Über alle Betriebe hinweg wird eine gemeinsame Disposition angestrebt, um Auslastungsspitzen ausgleichen zu können. Deshalb ist bei uns noch keine einzige Reise wegen Fahrermangels abgesagt worden“, sagt Hermann Meyering. Dennoch sei das Thema der Fahrerknappheit auch für den Elsetaler ein Dauerbrenner. Fünf zusätzliche Fahrer würde Meyering sofort einstellen, sofern es Bewerber gäbe. Der Bünder Express setzt zur Personalgewinnung auf eine Werbekampagne für den Beruf. &bdquo;Diese Kampagne entwickeln wir gerade mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in Herford“, sagt Geschäftsführer Lennart Frentrup. Dirk Köstring gibt einen Einblick in die Unternehmensplanungen für das kommende Jahr und will Personal aus dem Ausland gewinnen. Er sagt: &bdquo;Für einen Großauftrag der Deutschen Bahn im nächsten Jahr benötigen wir eine Vielzahl an zusätzlichen Mitarbeitern, welche wir in Zusammenarbeit mit einer Agentur und dem Jobcenter aus Usbekistan rekrutieren werden. Die Vorbereitungen sind im vollen Gange und scheinen vielversprechend zu sein.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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