55. Prunksitzung in Rödinghausen: „Alles andere kann jeck!“

Rödinghausen. Eine solche Karnevalssitzung lässt sich kaum in Worte fassen: &bdquo;Wär ich ein Möbelstück dann wär ich eine Lampe aus den 70ern!“ Der Party-Hit &bdquo;Wackelkontakt“ beschreibt natürlich das Gegenteil dessen, was am Wochenende beim großen &bdquo;Jeckiläum“ in Rödinghausen herrschte. Denn: Im Gegensatz zum Sitzungskarneval der Siebziger in den rheinländischen Hochburgen, war die Stimmung im ausverkauften Haus des Gastes (HdG) am Freitag- und Samstagabend alles andere als angestaubt. Mehr als vier Stunden lang feierten 180 Jecken eine Sitzung, die weit und breit ihresgleichen sucht. Schon früh hielt es viele Gäste nicht mehr auf ihren Plätzen – zahlreiche Jecken standen auf den Stühlen und genossen das &bdquo;TV-Spektakel des Jahres“. Im 55. Jubiläumsjahr präsentierten die Mitglieder des Heimatvereins ihrem bunt verkleideten Publikum einmal mehr ein rasantes Bühnenprogramm mit temperamentvollen Darbietungen aus tollen Showtänzen, unterhaltsamem Gesang und heiteren Büttenreden, bei denen kein Auge trocken blieb. Und dazwischen immer wieder: &bdquo;Rödinghausen Helau!“ und mehrstufige Raketen. Mit begeistertem Jubel und nicht enden wollenden Rufen nach Zugabe ließ es das gut gelaunte Narrenvolk ab 20.11 Uhr im HdG so richtig krachen und bewies einmal mehr: In Rödinghausen wird Karneval mindestens so fröhlich und ausgelassen gefeiert wie in den Karnevalshochburgen im Rheinland. &bdquo;Freunde, Ihr seid enorm in Form!“ Schon vor der offiziellen Eröffnung und dem Einzug der prächtigen Funkengarde herrschte ausgelassene Stimmung im bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal. Die &bdquo;Deko-Queens“ des Heimatvereins hatten mit ihrer diesjährigen Dekoration in Anlehnung an das Jubiläumsmotto &bdquo;Kanal 55“ neue Maßstäbe gesetzt: Hunderte Bilder von Prunksitzungen aus den vergangenen sechs Jahrzehnten, unzählige, aus Pappkartons gebastelte Fernsehgeräte und viele liebevolle Details mehr schmückten den Fest-Saal. Sitzungspräsident Bodo Richter unterhielt seine närrischen Gäste bestens und brachte ein Stück rheinländisches Karnevalsgefühl mit. Auch gelang es ihm den ganzen Abend über, das Narrenvolk mehrfach zum Durchdrehen zu bringen: &bdquo;Freunde, Ihr seid enorm in Form!“, stellte er immer wieder beim Blick in die feiernde Runde fest. &bdquo;Eisbrecher“ Simon Scholz machte mit seiner Bütt den Auftakt auf der Bühne: Als Bernd das Brot las er aus seinem Tagebuch vor und berichtete von seinem harten Alltag beim Sender &bdquo;Kiknarr“. Dabei ließ er kein deprimierendes Detail aus und machte klar: Das Leben läuft nicht immer wie geschnitten Brot. Das Duo Zweierpasch spielte mit seinem Publikum ein packendes Musikquiz um eine Runde Wertmarken für den Gewinnertisch. Dabei galt es, den live auf der Bühne eingespielten Songs zu lauschen und bekannte Karnevalshits zu erraten. &bdquo;Dirndl-Queens“ erobern die Herzen der Gäste Fesche Dirndl, Hofkulisse und &bdquo;Ein Bett im Kornfeld“: Mit ihrer perfekt einstudierten Choreografie und professionell ausgeführten Bewegungskombinationen tanzten sich die &bdquo;Pre Ladies“ in diesem Jahr als Dirndl-Queens in die Herzen der Zuschauer und bildeten einen gelungenen Übergang zum nachfolgenden &bdquo;Bauernreport“. Ein wahrer Angriff auf die Lachmuskeln war die Dokusoap mit Bauer Köppenbrink, der von seinen umfassenden Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht berichtete. Dass bei seinen Schilderungen von Bewerberin Irmgard, die ihm statt “28er Reifen für seinen Traktor 28 Seifen mitbrachte“, kein Auge trocken blieb, versteht sich von selbst. &bdquo;Er wollte nicht in Rente gehen. . .“: Für Lacher sorgte einmal mehr das fünfköpfige Ensemble von Rödinghausens bekanntester Band: De Klööner konnten sich zwar auch in dieser Session die eine oder andere gefürchtete lokalpolitische Spitze nicht verkneifen und auch der Glasfaserausbau im Ort blieb nicht unerwähnt, dafür gab es aber viel Lob und Applaus vom Publikum für Bürgermeister Siegfried Lux’ Entscheidung, für eine weitere Amtszeit anzutreten. &bdquo;Heiße Danceclips für schwingende Hüften und zappelnde Beine“: Einen Wahnsinnsauftritt bescherten die Tänzerinnen der Youngstars den Jecken im Saal. Rasant wechselnde Bewegungen, witzige Polizei-Requisiten und ein Hit-Medley brachten das Publikum in Wallung und der Showtanz-Gruppe die erste Rakete des Abends ein. Tanzunterricht von den &bdquo;Wiehenperlen“ Stimmung, Schunkeln, Ehrungen, Raketen, Zaubertricks, viele weitere Comedy-Einlagen von &bdquo;Two Half Man“, oder &bdquo;Den Kellerasseln“, die &bdquo;etwas andere Herzblatt-Show“ und nicht zuletzt das verhinderte Kinderprinzenpaar &bdquo;Conny und Kim“ von 1991 – die Zeitreise durch 55 Jahre Karneval am Wiehen nahm im Laufe des Abends immer mehr Fahrt auf und sorgte für unvergessliche Momente bei den begeisterten Jecken. &bdquo;Einfach Wahnsinn“ war die Performance der &bdquo;Jeckstreet Boys“: Zu den größten Hits von Scooter rockte das coole Männerensemble in Neon-Kluft – nach einem (!) Jahr Vorbereitungszeit – die Bühne bis zum Anschlag und gab wirklich alles, was das Narrenherz begehrt: &bdquo;Jetzt schwitzen sie ein bisschen!“, kommentierte Bodo Richter angesichts von drei unglaublich starken Zugaben die beeindruckende Leistung der drei Tänzer. Neon, Stulpen, Stirnbänder, Leggings – das Stimmungsfeuerwerk der guten Laune beim 55. Jeckiläum reihte sich bis weit nach Mitternacht aneinander. Mit den Auftritten der Männer-Tanzgruppe &bdquo;Wiehenperlen“ inklusive &bdquo;Wiehenperlen-Move“-Tanzunterricht und der Showtanzgruppe hieß es dann ein letztes Mal Durchdrehen am Samstagabend. Mit dem gemeinsamen Lied &bdquo;Sweet Caroline“ und Superstimmung im Saal klang das &bdquo;TV-Spektakel des Jahres“ bei guter Musik erst nach Mitternacht aus.

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