Grüne legen bei Diskussion um parkende Autos im Kreis Herford nach

Rödinghausen. Der Vorstoß der Grünen, &bdquo;Möglichkeiten zum Schutz nicht motorisierter Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer an der Alten Dorfstraße prüfen lassen zu wollen“, hat zuletzt für Irritation und Unverständnis bei den anderen Fraktionen gesorgt. Besonders Dirk Kleineweber (FDP) hielt mit seiner Kritik im Fachausschuss nicht hinterm Berg und quittierte das Ganze mit einem Kopfschütteln. Es handele sich wieder &bdquo;um einen typischen Grünen-Antrag: Wir wollen etwas verbessern, wo alles in Ordnung ist“. Auch Vertreter von CDU und SPD zeigten sich verwundert über die im Antrag beschriebene Situation und konnten das Problem nicht nachvollziehen. Die Grünen monierten in ihrem Antrag, dass mit der Umgestaltung der Alten Dorfstraße von 2009 bis 2011 Verkehrsflächen geschaffen werden sollten, die für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sicher sind – in der Realität sei es aber so, dass die Flächen nahezu vollständig als Parkflächen genutzt würden. Ältere Menschen mit Rollatoren und Fußgänger und Fußgängerinnen mit Kinderwagen könnten sich nicht durchgängig abseits der Fahrbahn bewegen. Sicherheit und Aufenthaltsqualität seien dadurch deutlich reduziert, hieß es. Die Grünen wollten daher verschiedene Punkte überprüfen lassen, wie für mehr Sicherheit gesorgt werden könnte. Da die Umgestaltung der Alten Dorfstraße seinerzeit mit Fördermitteln finanziert wurde, gilt allerdings eine Zweckbindefrist, wie es aus der Gemeindeverwaltung hieß. Eine Änderung ist bis zum Auslaufen dieser Frist also nicht möglich bzw. es werde riskiert, bei einer Änderung Fördermittel zurückzahlen zu müssen. Die Grünen zogen daraufhin ihren Antrag zurück. Mehr Hintergrund: Grünen-Antrag macht Scheinproblem auf Wie die Idee zum Antrag aufgekommen ist Nun meldet sich der Grünen-Ortsverband Rödinghausen in einer Stellungnahme zur NW-Berichterstattung und zur Diskussion im Fachausschuss aber noch einmal ausführlich zu Wort. Die Grünen zeigten sich ihrerseits verwundert über die Irritationen, die der vorgebrachte Antrag bei den anderen Parteien ausgelöst hat, heißt es. &bdquo;Die Idee zu dem Antrag ist uns gekommen, da wir viele junge Eltern in unseren Reihen haben, die davon berichteten, dass den fahrradfahrenden Kindern keine sicheren Verkehrsflächen im Dorfkern zur Verfügung stehen und sie aufgrund der parkenden Autos auf die Fahrbahnmitte ausweichen müssen“, betont Maren Reinker in der Stellungnahme, die als Mutter von zwei kleinen Kindern selbst betroffen ist. &bdquo;Der Grundgedanke, dass die Verkehrsteilnehmer gegenseitig aufeinander Acht geben sollen, ist ja schön, jedoch hat sich nach 15 Jahren Erprobungszeit gezeigt, dass die sogenannten Mischflächen hauptsächlich als Parkfläche genutzt werden“, schildert Malte Schäffer seine Sichtweise. Er hatte den Grünen-Antrag im Fachausschuss vorgestellt. Um den subjektiven Eindruck der Benachteiligung schwächerer Verkehrsteilnehmer zu bestätigen, hätten die Grünen die Leitung einer Kita und eines Seniorenheimes befragt. Sabrina Witte, Kita-Leitung des DRK-Familienzentrum Holzwurm, wird in der Stellungnahme der Grünen folgendermaßen zitiert: &bdquo;Wir meiden bei Spaziergängen mit unseren Gruppen den unteren Bereich der Alten Dorfstraße, da wir uns mit den Kindern weder an den parkenden Autos vorbeiquetschen noch auf die Fahrbahn ausweichen wollen. Dies wäre viel zu gefährlich und unübersichtlich. Mit den Kinderwagen der Krabbelgruppe (Zwillingswagen) ist es sowieso unmöglich, ohne Gefahr den Bereich rund um die Post zu nutzen, da die Mischflächen leider an den Engstellen zum Parken genutzt werden und nicht an den breiten Stellen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford &bdquo;Polizei sieht hier überhaupt keinen Handlungsbedarf“ Die Gemeindeverwaltung hatte vor der Ausschusssitzung Kontakt zur Polizei aufgenommen, um zu erörtern, inwiefern es vor Ort zu Unfällen kommt. &bdquo;Hier besteht kein neuralgischer Unfallschwerpunkt und die Polizei sieht hier überhaupt keinen Handlungsbedarf“, schilderte Daniel Scholz, Geschäftsbereichsleiter Gemeindeentwicklung, Umwelt und Infrastrukturmanagement. Von 2019 bis 2024 haben sich laut Polizei 15 Unfälle an der Alten Dorfstraße ereignet. Die polizeiliche Unfallstatistik halten die Grünen aber für nicht ausreichend zur Bemessung der Sicherheit einer Verkehrsumgebung. &bdquo;Das individuelle Verkehrsnutzungsverhalten hängt von der gefühlten Sicherheit ab. Wenn sich schwache Verkehrsteilnehmer nicht sicher fühlen, werden sie die entsprechenden Wege meiden“, sagt Schäffer und beruft sich eigenen Angaben zufolge auf den verkehrswissenschaftlichen Forschungsstand. Manuel Tiegel von der Emida-Residenz am Hambachweg bestätigt in der Grünen-Stellungnahme den Eindruck: &bdquo;Als Residenzleiter der Hilden-Residenz, die sich in unmittelbarer Nähe des Dorfkerns befindet, beobachte ich, dass viele unserer älteren Bewohner auf Mobilitätshilfen wie Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind. Aufgrund der parkenden Fahrzeuge im Dorfkern sind sie häufig gezwungen, auf die Fahrbahn auszuweichen, was bei ihnen ein erhöhtes Unsicherheitsgefühl auslöst und letztlich dazu führt, dass sie den Bereich meiden.“ Fehlt Empathie für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer? Die Kritik, die seitens der FDP aufkam, lassen die Grünen nicht unkommentiert. &bdquo;Von der FDP, die ein Deutschlandticket für das Flatrate-Parken fordert, ist nicht zu erwarten, dass Empathie für die nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer aufgebracht wird“, heißt es. Dass Vertreter von SPD und CDU im Dorfkern keine Verkehrsprobleme sehen, sei aber doch überraschend gewesen. &bdquo;Wenn wir mit unserem Antrag die alltäglichen Probleme der Eltern, der Kinder, der Alten und Gehbehinderten ins Bewusstsein der Entscheidungsträger gerufen haben, haben wir schon etwas erreicht, auch wenn wir den Antrag zurückgezogen haben“, bewertet Malte Schäffer abschließend die Ausschusssitzung. &bdquo;Wenn die Zweckbindungsfrist für die Fördermittel ausläuft, werden wir das Thema erneut auf die Tagesordnung setzen, da sich der Wert einer Gesellschaft daran bemisst, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern verfährt. Das gilt auch für den Verkehr.“

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