Vorsicht vor Betrügern: Bünderin bekommt Anruf von falschen Polizisten

Bünde/Rödinghausen. Birgit Westphal weiß, dass seit einiger Zeit wieder verstärkt zwielichtige Personen am Telefon ihr Unwesen treiben. Sei es mit dem WhatsApp-Trick, bei dem Menschen vorgegaukelt wird, das eigene Kind hätte ein neues Handy und braucht dringend Hilfe bei einer Überweisung, weil beim neuen Mobiltelefon das Online-Banking noch nicht funktioniert. Oder aber gleich im direkten Gespräch. Letzteres hat sie am Donnerstag erlebt. Ein Gespräch, das zwischen zehn und fünfzehn Minuten dauerte. Am anderen Ende der Leitung sprach vermeintlich jemand von der Polizei Herford und sogar Funkgeräte waren im Hintergrund zu hören. &bdquo;Ich bin bestimmt nicht naiv“, sagt Birgit Westphal im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. &bdquo;Aber bei diesem Gespräch musste ich doch erst mal schlucken. In den ersten drei Minuten habe ich wirklich gedacht, die Polizei ist dran. Das wirkte alles so echt und geübt.“ Die Geschichte, die ihr aufgetischt wurde, klang dann auch beunruhigend. &bdquo;Es meldete sich jemand mit Namen und Dienstgrad, der angab, zur Polizei Herford zu gehören. Er erzählte mir, dass in unserer Straße ein Überfall oder Einbruch stattgefunden habe. Sechst Täter seien es gewesen, von denen die Polizei zwei gefasst habe. Vier sollen demnach also noch auf der Flucht sein“, erinnert sich Birgit Westphal an die Schilderungen, die für sie zunächst völlig schlüssig und authentisch klangen. Dann bekam sie einen kleinen Schreck. Adresse auf angeblicher Einbrecherliste &bdquo;Der Mann am anderen Ende der Leitung teilte mir mit, dass seine Kollegen bei den zwei gefassten Tätern ein Notizbuch gefunden hätten. Darin wären Adressen notiert gewesen – neben 16 weiteren auch unsere“, sagt Westphal, die von sich selbst sagt, dass sie grundsätzlich ein gesundes Misstrauen habe. Was sie zunächst überhaupt nicht an der Echtheit des Anrufs zweifeln ließ, waren die Hintergrundgeräusche im Telefonat. Ständig sei Funk zu hören gewesen, als würde tatsächlich jemand von einer Wache oder einer Leitstelle anrufen. &bdquo;Zwischenzeitlich sagte der Anrufer sogar, ich solle bitte einen Moment warten, weil er seinen Kollegen am Funk antworten müsse.“ Das Gespräch dauert bereits einige Minuten, als Birgit Westphal zum ersten Mal stutzig wurde. &bdquo;Er fragte, nach Sicherungsmaßnahmen am Haus und ob ich allein wohne. Ich sagte, dass wir einen Hund haben, der bei einem Einbruchsversuch schon anschlagen würde.“ Die Antwort des Mannes am Telefon überraschte Birgit Westphal: &bdquo;Er sagte, dass die Einbrecher aber auch Waffen haben können. Das wunderte mich schon, weil es von der Polizei eigentlich immer heißt, dass ein Hund entsprechender Größe schon ein guter Schutz ist“, erklärt Westphal. Sogar auf die Frage, warum die Polizei sich denn telefonisch melden und kein Team persönlich vorbeikommen würde, waren die Betrüger vorbereitet. Denn Birgit Westphal bekam zur Antwort, dass ja noch vier Täter flüchtig seien. Wenn man nun mit einem Streifenwagen dort auftauchen würde, würden die schnell merken, dass man die Adressliste hat. Dann wären die Flüchtigen weg. Und einen zivilen Dienstwagen zu schicken, müsse man erst einmal mit der Staatsanwaltschaft abklären. Falscher Beamter fordert am Telefon Kooperation ein Gewissermaßen drohte der falsche Polizeibeamte Birgit Westphal sogar, denn er sagte ihr, dass sie nun mit der Polizei kooperieren müsse und dass sie mit niemandem über das Gespräch reden dürfe, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Das sei auch der Grund, warum sie von dem Überfall vermutlich noch nichts gehört habe. Wenn sie doch darüber spreche, müsse sie mit einer Haftstrafe von bis zu einem Jahr rechnen. Sogar ein entsprechender Paragraf wurde genannt, den Birgit Westphal während des Telefonats natürlich nicht sofort überprüfen konnte. &bdquo;Dann wurde ich sogar noch dem vermeintlichen Vorgesetzten, dem Chefermittler verbunden“, erzählt die Rödinghauserin, die diesen Gesprächspartner dann aber eher plump fand. &bdquo;Der sprach dann mit einem Akzent und fragte mich plötzlich nach meiner Handynummer, meinen Bankdaten und nach meinem Autokennzeichen. Das lehnte ich dann aber ab, weil mir das dann doch zu blöd war und ich mir nicht vorstellen konnte, was die Polizei mit meinen Kontodaten will. Und es wäre für die echte Polizei doch auch leicht, mein Autokennzeichen festzustellen“, so Westphal weiter. Plötzlich habe der Mann mit Akzent nur noch davon gesprochen, dass sie nun Geld überweisen müsse. Westphal: &bdquo;Da habe ich das Gespräch dann sofort beendet.“ Die Rödinghauserin weiß um Aussagen von Menschen, die von den verschiedenen Betrugsversuchen am Telefon hören und sich damit brüsten, dass ihnen selbst so etwas nicht passieren könne. Sie selbst sei ebenfalls immer skeptisch, aber hier habe es doch Minuten gedauert, bis sie einen Betrugsversuch witterte. &bdquo;Der erste Mann klang wirklich echt“, sagt sie. Westphal erstattet Anzeige Was zunächst ebenfalls keine Zweifel bei ihr aufkommen ließ, war die Herforder Telefonnummer, die sie auf dem Display sah. &bdquo;Viele sagen immer, dass man doch einfach auflegen solle, wenn man so einen Anruf bekommen“, sagt Birgit Westphal. &bdquo;Wenn man aber Kinder hat, denen natürlich immer mal etwas passiert sein kann, dann legt man nicht einfach gleich auf, wenn sich am anderen Ende jemand von der Polizei meldet. Und mit dieser Angst und Sorge arbeiten die Betrüger.“ Birgit Westphal hat noch direkt am Donnerstag Anzeige erstattet. Von der Polizei in Bünde habe sie nach eigenen Angaben erfahren, dass sie wohl nicht die einzige gewesen ist, die in den vergangenen Tagen einen ähnlichen Anruf bekam.

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