Neuer Bürgermeister setzt auf schnelles Internet und ist stolz auf seine Bürger

Herr Lux, wie haben Sie sich im Amt eingelebt, wenn man nach knapp zwei Monaten überhaupt davon sprechen kann? SIEGFRIED LUX: Es ist besonders durch die momentane Situation eine Menge zu tun und zu entscheiden. Ich hätte noch vor ein paar Wochen nicht gedacht, dass Corona bei so vielen Entscheidungen eine Rolle spielen würde. Dass so viel zu tun ist, ist aber auch gut. Es finden derzeit viele Gesprächsrunden und virtuelle Konferenzen statt, da findet man schnell in die Themen hinein. Wie sehr bestimmt Corona denn momentan Ihren Arbeitsalltag? LUX: Für mich spielt dabei eine besondere Rolle, dass wir bei allem Vorbild sein müssen. Wir sind da auch in vielen Bereichen unterwegs und führen Gespräche. Zum Beispiel in Schulen oder auch mit den Kirchengemeinden und Vereinen. Da müssen wir uns ständig abstimmen, was in Sachen Corona und Bekämpfung der Pandemie getan werden kann. "Ich bin froh, dass die Bürger so besonnen handeln." Wie wirkt der momentane Lockdown auf die Gemeinde? LUX: Ich bin froh, dass wir in der Verwaltung so qualifizierte Mitarbeiter haben. Besonders im Bereich Ordnung und Sicherheit kommt uns das gerade zu Gute. Ich bin aber auch froh, dass die Bürger in RödinghausenLUX: Ich bin froh, dass wir in der Verwaltung so qualifizierte Mitarbeiter haben. Besonders im Bereich Ordnung und Sicherheit kommt uns das gerade zu Gute. Ich bin aber auch froh, dass die Bürger in so besonnen und gut auf die Umstände reagieren und mit ihrem Verhalten helfen, dass wir hier gut miteinander auskommen. Die Zahlen bei uns sind aber Gott sei Dank wieder überschaubar. Trotzdem pflichte ich da aber ausdrücklich unserem Landrat bei, der den Bürgern sagt, dass jeder einzelne mitverantwortlich ist für das, was passiert und wie sich das Pandemiegeschehen weiter entwickelt. Wenn alle verantwortungsvoll handeln, werden wir diese Situation meistern und schon bald in eine Normalität zurückkommen. Wie haben Sie denn in Rödinghausen den Bereich Ordnung und Sicherheit personell verstärkt? LUX: Wir haben intern Personal umbesetzt und Mitarbeiter aus Bereichen, die aktuell nicht so stark gefordert sind, im Ordnungsbereich eingesetzt, sofern das möglich war. Das klingt schon recht routiniert. Aber ist bei Ihnen nach knapp zwei Monaten im Amt schon so etwas wie Routine eingekehrt? LUX: Routine will ich nicht sagen, aber ich habe mit dem Dienst für meine Gemeinde etwas gefunden, das mir außerordentlich Spaß macht und wo ich auch Möglichkeiten habe, Dinge zu bewegen oder auch anders zu machen - zu erneuern. Immer natürlich der Situation geschuldet. Allein was die Digitalisierung betrifft hat Corona viele Dinge beschleunigt und wir haben im dem Bereich deutlich an Fahrt zugenommen. Trotzdem wäre mir wirklich lieber gewesen, wir hätten diese Fortschritte unter anderen Umständen gemacht. "30 Megabit reichen als Internetanschluss nicht" Wobei Rödinghausen da ja gar nicht mal schlecht dran ist. LUX: Das stimmt vielleicht im Vergleich zu anderen Kommunen. Aber selbst wenn die Mehrzahl der Haushalte bei uns eine durchschnittliche Internetbandbreite von 30 Megabit pro Sekunde hat, reicht das natürlich noch nicht, um als digitale Kommune zukünftig für eine vernünftige Teilhabe der Menschen zu sorgen. Sie benutzten vor der Kommunalwahl mehrfach den Begriff "Teamplayer", der Sie seien. Wie äußert sich das konkret in Ihrer Arbeit? LUX: Ich habe hier viele qualifizierte Mitarbeiter im Rathaus, die sich natürlich selbst gerade auch zu ihren Bereichen, zu ihrem Spielfeld äußern sollen. Ich stelle erstmal nur viele Fragen. Über anstehende oder erforderliche Veränderungen sprechen wir dann gemeinsam. Aber auch darüber hinaus gibt es viele Menschen in der Gemeinde, die sich engagieren. Zum Beispiel in der Feuerwehr. Wenn dabei Rödinghauser Feuerwehrleute eingesetzt sind, wie bei dem Großeinsatz am Wochenende, und die Kreisfeuerwehr schickt später ein Dankschreiben für unsere Einsatzkräfte, dann macht mich das stolz. Natürlich werde ich über alles, was im Rathaus und außerhalb passiert informiert, aber die erste Expertise geben natürlich unsere Fachleuten. Ihr Start im Amt lief ja dann aber doch nicht so, wie Sie sich das vielleicht vorgestellt haben, wenn man an die konstituierende Ratssitzung denkt, in der Ihre Stellvertreter nicht gewählt werden konnten? Wie haben Sie das empfunden? LUX: Das war schon eine Überraschung, zumal interfraktionell alles abgestimmt war. Die Person, die sich bei der Abstimmung nicht daran gehalten hat, hat meines Erachtens nicht verantwortlich gehandelt. Denn in dieser Pandemie sind wir nun gezwungen, (eine) weitere Sitzungen abzuhalten, bei der sich Menschen - wenn auch unter allen Hygieneauflagen - begegnen. Obendrein ist das immer auch ein zusätzlicher nicht zu unterschätzender personeller Verwaltungsaufwand. "Facebook ist für mich kein Ventil" Sie wurden dazu in Ihrem Facebook-Profil auch sehr deutlich. Haben die sozialen Medien da für Sie auch eine Ventilfunktion? LUX: Ich habe dazu auch den Fraktionsvorsitzenden schon direkt meine Meinung gesagt. Aber man muss darüber auch erst mal eine Nacht schlafen. Ein Ventil ist das für mich nicht. Ich habe dort ja auch niemanden angeprangert, sondern lediglich meine Meinung geäußert, dass verantwortungsvolles Handeln anders hätte aussehen können und auch müssen. Mir liegt nicht daran, hinterm Berg zu halten, sondern offen anzusprechen, wenn mich dabei etwas bewegt hat. Transparenz ist auch hier das Stichwort. Merken Sie eigentlich besonders im politischen Teil Ihrer Arbeit, dass es schwieriger werden könnte, wenn man die absolute Mehrheit, wie sie Ihr Vorgänger hatte, nicht mehr im Rücken hat? LUX: Wir haben unter allen Fraktionen immer miteinander diskutiert und das wird auch weiterhin so sein. Ich erhoffe mir sogar, dass wir in den einzelnen Ausschüssen nun noch mehr diskutieren und die Themen nicht mehr in die Ratssitzungen vertagt werden. Denn wir haben ja alle einen gemeinsamen Nenner: die Gemeinde Rödinghausen und das Wohl ihrer Bürger. Die SPD hatte früher zwar die Möglichkeit, vieles einfach durchzuwinken, aber es ist nicht so gewesen, wie vielfach behauptet. Fast 95 Prozent der Beschlüsse waren einstimmig. Das hätten wir nicht geschafft, wenn wir vorher nicht darüber gesprochen hätten. Sie sprachen vorhin die Digitalisierung an. Was bedeutet das für Sie in Bezug auf eine Kommune? LUX: Eine Kommune muss auch smart sein. Damit meine ich zum Beispiel auch, dass wir eine intuitive Internetseite haben wollen, auf der man mehr können muss, als sich vielleicht ein paar Informationen anzusehen oder auch Formulare herunterzuladen. Das muss aber auch Hand in Hand mit dem Kommunalen Rechenzentrum gehen. Da sind wir dabei. Was wir zukünftig nicht brauchen sind Insellösungen, sondern vernünftige Vernetzung mit einem richtungsweisenden Konzept. "Dorffunk-App" und "Politik bei uns" Was meinen Sie genau mit "smart"? LUX: Digitalisierung muss auch gelebt werden. Gerade jetzt in einer Pandemie mit Homeschooling merken wir das und die Schulleitung unserer Gesamtschule ist froh, dass wir alle Schüler mit Endgeräten ausgestattet haben. Das läuft noch nicht ganz reibungslos, aber schon recht gut. Aber in der Schule allein hilft es ja nicht - ich muss es auch in der Verwaltung haben um so Kontakt mit den Menschen zu halten. Eine Möglichkeit ist da auch die Dorffunk-App und die Plattform &bdquo;Politik bei uns", die ich gern einführen möchte. Die muss man den Menschen nur erklären. Das heißt, es gibt auch in Sachen Internet in Rödinghausen noch Luft nach oben. Aber der Kreis Herford hat ja jetzt Fördermittel bekommen, mit denen der Glasfaserausbau schnell realisiert werden soll. Wie wird sich das auswirken? LUX: Wir haben hier schon noch einige weiße Flecken, was die Internetanbindung betrifft. Auch die 30 Megabit pro Sekunde in den Haushalten reichen zukünftig nicht, um Videokonferenzen mit mehreren Leuten im Homeoffice abzuhalten und in der Familie gleichzeitig noch andere Internetangebote wie z.B. von Netflix oder das Musikstreamen zu nutzen. Aber die Glasfaserversorgung ist auch teuer. Wir sind da aber in Gesprächen. Zunächst müssen aber auch die weißen Flecken behandelt werden, denn da gibt es eben noch welche, die noch unterhalb dieser 30 Megabit liegen. Wir müssen aber auch über Mobilfunk sprechen, denn wenn man durch die Gemeinde fährt, merkt man, dass es an einigen Stellen deutliche Lücken gibt. Jahreswechsel im kleinsten Kreis Aber viele Unternehmen in der Gemeinde Rödinghausen verfügen schon über Gigabit-Leitungen. LUX: Ja, das stimmt. Genauso wie die Schulen. Aber was passiert jetzt mit denen, die das nicht haben? Der Kreis hatte sich dazu bereit erklärt, für diese Fälle die Federführung zu übernehmen, wenn es auch etwas gedauert hat. Aber da sind jetzt die Beschlüsse gefällt, die Mittel bewilligt und die Verträge mit der Deutschen Glasfaser unterschrieben worden. Wie da jetzt genau vorgegangen wird, wird gerade erarbeitet und ein Zeitplan abgestimmt. Aber mein Ziel ist es, dass zunächst zeitnah die weißen Flecken verschwinden und wir dann aber auch nach Möglichkeiten suchen, in den bereits versorgten Bereichen mit entsprechenden Glasfaseranbindung schneller und smarter zu werden. Wie werden Sie in diesem besonderen Jahr Weihnachten und den Jahreswechsel verbringen? LUX: Ich werde mit meiner Lebensgefährtin im kleinsten Kreis feiern. Unter Coronabedingungen natürlich zu Hause und ganz still. Natürlich sind gerade auch meine Planungen und Entscheidungen immer deutlich abhängig und auch situativ geprägt von der Entwicklung des aktuellen Pandemiegeschehens.

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