Den Grünen kommt eine Schlüsselrolle in Rödinghausen zu

Rödinghausen. Katerstimmung bei den Sozialdemokraten und Aufbruchstimmung bei CDU, FDP und erst recht bei den Grünen. Dass ein solcher Rutsch für die SPD in Rödinghausen möglich ist, hatte so wohl niemand wirklich erwartet und auf Oppositionsseite allenfalls gehofft. Aber wie werden die künftigen Diskussionen und Debatten in- und außerhalb der politischen Gremien verlaufen? Fakt ist, dass die SPD nun gezwungen ist, sich Mehrheiten zu suchen. Ihr Stimmenanteil ist aber nicht nur in Zahlen (von 14 auf 12) gesunken, sondern auch noch in Anteilen, da der Rat nun 28 Sitze hat – zwei mehr als zuvor. Und selbst, wenn in der Stichwahl am 27. September Siegfried Lux zum SPD-Bürgermeister gewählt werden sollte, würde es auch mit seiner Stimme nie für eine alleinige Mehrheit reichen. Die Grünen müssen sich jetzt ein eigenes Profil bilden Wenn man die politischen Lager in Rödinghausen gemäß der Einteilung des damaligen CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler vor mehr als 30 Jahren in &bdquo;links" (SPD und Grüne) und &bdquo;bürgerlich" (CDU und FDP) sieht, überwiegt das linke Lager mit 18 Stimmen deutlich. Geislers Theorie, die die überwiegend bundespolitische Ausrichtung der Lager beschreibt, lässt sich aber nicht zwingend auf die kommunale Ebene übertragen. Dazu weichen die Themen und Aufgaben in einer Gemeinde zu stark von denen der Bundes- und Landtagsfraktionen ab. Die Grünen werden sich darauf einstellen können, bei der Durchsetzung von Vorhaben in der Gemeinde Rödinghausen künftig von zwei Seiten umschwärmt zu werden. Wie gut das funktioniert, hängt aber auch davon ab, ob die neue Fraktion vorwiegend geschlossen abstimmt, oder ob die sechs Grünen-Ratsmitglieder bei Abstimmungen jeweils ihrer eigenen Überzeugung folgen – was dem vom Wähler erteilten Mandat am stärksten entgegenkommen würde. Nur nicht vereinnahmen lassen &bdquo;Die Grünen müssen jetzt erst mal beweisen, dass sie das Vertrauen der Wähler auch verdient haben", sagt die SPD-Fraktionschefin Karin Menke. Dafür bleiben jetzt fünf Jahre Zeit. Vor allem aber müssen sich die Grünen ein eigenes Profil in der politischen Arbeit Rödinghausens bilden und aufpassen, sich nicht von den etablierten Fraktionen für deren eigene Vorhaben vereinnahmen zu lassen und letztlich nur als Steigbügelhalter bei Abstimmungen herzuhalten. Und schließlich kommt es noch auf eine bestimmte Person an, die künftig die Geschicke Rödinghausens leiten wird: entweder Bürgermeister Siegfried Lux (SPD) oder Bürgermeister Sven Eric Adam (parteilos). Lux stellte sich selbst als Teamplayer vor und müsste dies angesichts geschwundener absoluter Mehrheit nun interfraktionell unter Beweis stellen. Das sei für ihn aber normal, sagte er gegenüber der NW im August. Er wolle immer alle Fraktionen mitnehmen. Jetzt bliebe ihm zur Durchsetzung eigener Ideen auch kaum etwas anderes übrig. Parteiloser Neuling "lehrt das Fürchten" Adam hingegen würde sich für seine Vorhaben grundsätzlich Mehrheiten suchen wollen und &bdquo;die gute Arbeit, die unter der Regie des scheidenden Bürgermeisters geleistet wurde, fortsetzen". Er würde dazu nur etwas andere Wege wählen. Beobachtungen am Wahlabend zufolge wird er bis zur Stichwahl am 27. September wohl von CDU und FDP unterstützt, die ihre Wähler mobilisieren wollen, Sven Eric Adam ihre Stimme zu geben. Beide Fraktionen wollten sich dazu aber noch nicht offiziell erklären. Tanja Maron, die für die CDU als Bürgermeisterkandidatin angetreten war, wird nun Ratsmitglied ihrer Fraktion. Wird Sven Eric Adam Ende der kommenden Woche Bürgermeister, wird auch Siegfried Lux für die SPD in den Rat einziehen. Sollte Lux Bürgermeister werden, wird Adam kein politisches Amt bekleiden. Aber er hat dann auf jeden Fall bewiesen, dass es einem parteilosen Bürger, der seine Kandidatur um das höchste Amt in seiner Gemeinde erst sieben Monate vor dem Wahltermin öffentlich gemacht hat, gelingen kann, seinen Kontrahenten aus den etablierten Parteien &bdquo;das Fürchten" zu lehren.

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