Seit 44 Jahren Oktoberfest in Löhne: Schaustellerfamilie Küchenmeister gibt seltene Einblicke

Löhne. Das Oktoberfest in Löhne startet in die 44. Auflage. Zahlreiche Fahrgeschäfte und Buden werden vom 3. bis 6. Oktober wieder für Kirmesflair auf dem Festplatz sorgen. Die Schaustellerfamilie Küchenmeister ist bereits seit dem ersten Oktoberfest mit dabei und kommt jedes Jahr wieder aufs Neue nach Löhne. Und das nicht ohne Grund. &bdquo;Die Kirmes ist in Löhne beliebt und hoch angesehen“, sagt Dirk Küchenmeister. Seniorchef Alfred Küchenmeister ist mit seinen 85 Jahren inzwischen zwar schon in Rente. &bdquo;Wir haben das 50 Jahre gemacht. Das reicht dann irgendwann auch mal.“ So ganz kann er das Kirmesgeschäft aber noch nicht loslassen. Insbesondere in Löhne engagiert er sich immer noch stark. Das wird auch während des Gesprächs deutlich. Immer wieder klingelt das Telefon, Menschen kommen auf uns zu und stellen Fragen. Um uns herum herrscht hektisches Treiben. Morgen geht es schließlich los. &bdquo;Da muss alles fertig sein.“ Auf dem Oktoberfest ist die ganze Familie involviert. Alfreds Enkelkind und älteste Dirks Tochter Kira (31) hat sich mit ihrer eigenen Bude selbstständig gemacht. Ihre Schwester Melissa (26) hat zwar mit ihrer Arbeit im Gericht eine andere berufliche Richtung eingeschlagen, hilft aber am Wochenende, tatkräftig bei der Kirmes mit. Schulbildung hat Priorität &bdquo;Den Kindern ist es freigestellt, ob sie den Beruf weitermachen oder sich für einen anderen Weg entscheiden“, erzählt Vater Dirk Küchenmeister. Der jüngste Sohn Dirk Junior (16) geht noch zur Schule, ist sich aber schon sicher: Er möchte in die Fußstapfen seines Vaters treten und eines Tages die Tradition der Schaustellerfamilie weiterführen. Davor steht aber der Schulabschluss an. Entgegen dem Klischee legt die Familie Küchenmeister großen Wert auf eine vernünftige Schulbildung. &bdquo;Bildung wird bei uns großgeschrieben. Auch die Noten werden von uns streng beobachtet.“ Um den Kindern die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen, sind sie zur Kirmes-Saison bei Pflege-Eltern untergebracht – befreundete Familien nehmen die Kinder bei sich auf. Unter der Woche können die Kinder so immer dieselbe Schule in Herford besuchen und die Schulbildung leidet nicht unter den ständigen Ortswechseln. &bdquo;An den Wochenenden holen wir unseren Sohn, aber immer wieder zu uns nach Hause“, betont Dirk. Dafür nimmt die Familie zum Teil sehr weite Fahrtwege auf sich. Der Autoscooter ist der Stolz der Familie Besonders am Herzen liegt dem Vater-Sohn-Duo der Autoscooter. Vor einigen Jahren haben sie das Fahrgeschäft gekauft. &bdquo;Da wird immer wieder hier ein Lämpchen, da ein Stoßdämpfer ausgetauscht.“ Die neueste Investition sind sogenannte Drift-Autos, die aus der Kurve sliden. Das nächste Projekt ist das größte Kinderkarussell in Deutschland, das mit Paw Patrol Motiven attraktiv für die Kinder neu gestaltet wurde. Es wird geputzt, gebaut und repariert – genau darin liegt für Dirk Küchenmeister der Reiz. Das Gefühl, etwas zu vollbringen, wenn am Ende einer Kirmes die Fahrgeschäfte und Buden für den Transport abgebaut und am nächsten Ort wieder aufgebaut werden, treibt ihn an. Das ist ein Projekt im Leben, bei dem ich immer wieder denke: &bdquo;Das habe ich geschafft“. Sehr viel Freude bereiten ihm die strahlenden Kinder und das Lachen der Erwachsenen, die im Autoscooter selbst wieder zum Kind werden. Das ganze Programm: Löhner Oktoberfest anders als in den Vorjahren: Das sind die Highlights Die Faszination des Schaustellerdaseins liegt für den Familienvater in der Gemeinschaft: &bdquo;Jeder kennt jeden. Und jede Woche lernt man ein neues Publikum kennen“. &bdquo;Das Schöne ist der Zusammenhalt unter den Kollegen“. Die Hilfsbereitschaft ist enorm. &bdquo;Wenn mal eine Zugmaschine ausfällt, springt sofort jemand anderes ein.“ &bdquo;Den Schaustellerberuf muss man leben.“ Und für die Schaustellerei lebt man auch. &bdquo;Das Kirmesgeschäft wird durch die Familie getragen. Generationsübergreifend“, erzählt Alfred Küchenmeister. Ab und zu braucht es dafür auch die alten Hasen. Von seinem Vater habe Dirk alles gelernt, was für den Schaustellerberuf notwendig ist. Bereits als Kind war die Kirmes Alltag, da hat man automatisch mitgemacht. &bdquo;Unsere Eltern haben uns das so vorgelebt. &bdquo;Das war mein Leben und das ist es auch immer noch“, sagt Dirk Küchenmeister. &bdquo;Die Kinder machen das weiter und besser“, meint Alfred Küchenmeister. Die neue Generation stehe mit der Vielzahl an Genehmigungen und zunehmender Bürokratie vor ganz anderen Herausforderungen. &bdquo;In meiner Zeit gab es das alles nicht.“ Schon immer aber war der Beruf des Schaustellers sehr vielfältig. Über den Kirmesbetrieb hinaus fallen unterschiedlichste Arbeiten an – vom Schwertransporter fahren und rangieren, übers Schweißen bei Reparaturen bis hin zum Streichen der Fahrzeuge. Von seinem Vater habe Dirk dabei viele Raffinessen und kleine Handgriffe gelernt. Das Leben als Schausteller sei nicht immer einfach. &bdquo;Am Anfang hatten wir eigentlich gar nichts. Der Opa ist im Krieg geblieben. Da kann man sich schon vorstellen, wie es bei uns so aussah.“ Die Familie habe sich alles selbst aufgebaut. &bdquo;Ich bin aber auch stolz, Schausteller zu sein, und darauf, was wir alles erreicht haben“, sagt Dirk Küchenmeister. Lesen Sie auch: Oktoberfest in Löhne mit Gewerbeschau, Kirmes und Party auf Sparflamme

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