Erste weibliche Bürgermeisterin von Löhne? Kandidatin der Grünen bewirbt sich

Löhne. Dass sie die einzige Bewerberin in einem Feld männlicher Mitbewerber ist, sieht die Bürgermeisterkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Silke Welling, durchaus als Stärke. Die andere Perspektive, die Fähigkeit, sich in die Situation der Bürgerinnen und Bürger hineinzuversetzen und die klare Bereitschaft, gemeinsam zu Kompromissen zu finden, macht die 57-Jährige als durchaus weibliche Eigenschaften aus. Weibliche Eigenschaften, die einer erfolgreichen Politik als potenzieller Bürgermeisterin nicht im Wege stünden. Ganz im Gegenteil. &bdquo;Ich möchte Bürgermeisterin werden, weil ich der Meinung bin, dass hier in der Stadt Löhne auch grüne Aspekte viel, viel mehr zum Tragen kommen müssen“, sagt sie. Jeder hätte Umwelt und Klima zwar irgendwie auf seiner Karte stehen, aber: &bdquo;In der Umsetzung hapert es. Da müssen wir weiter vorankommen“, betont Welling. Dem Vorwurf, die Löhner Grünen seien jedoch vielleicht nicht grün genug, etwa in Bezug auf die Förderung des Radverkehrs, weicht Welling nicht aus. &bdquo;Vielleicht liegt das daran, dass Politik aus Kompromissen besteht.“ Es sei nicht einfach, mit sieben Mandaten den Ton anzugeben. Im Zweifel trage ihre Fraktion auch schon mal Beschlüsse mit, die sie nicht für die allerbeste Option halten. Bessere Kommunikation in Rat und Verwaltung Wie die Entscheidung für Asphalt auf dem Weg im Werreauenpark. Hier habe es für die von den Grünen präferierte Lösung keine Fördergelder gegeben. Um aber eine dauerhafte Neugestaltung des Weges nicht länger zu verzögern, habe man schließlich für den herkömmlichen Asphaltweg gestimmt. &bdquo;Wenn man sieht, dass wir mit unseren grünen Wünschen nicht dagegen ankommen, dann muss man pragmatisch handeln.“ Wenn die Grünen stärker wären, könne man gewisse Dinge eher durchsetzen. Lesen Sie auch: Günstiger oder ökologischer? Entscheidung bei Werreauenpark-Sanierung in Löhne drängt Mit ihr als Bürgermeisterin gebe es auf jeden Fall einen stärkeren Fokus auf grüne Ansätze. Für die Rolle bringe sie schon eine Menge Erfahrung mit, auch wenn sie natürlich kein &bdquo;Verwaltungsmensch“ sei. Es komme da aber auch auf das Team an und die Fähigkeit, ein solches zu führen. Das wolle sie auf Augenhöhe tun. Sie setze auf eine gute Gesprächskultur und vor allem &bdquo;sehr viel Wertschätzung für die Mitarbeiter“. Vor den Mitarbeitenden der Löhner Stadtverwaltung habe sie viel Respekt. &bdquo;Das sind eigentlich die großen Macher.“ Eine bessere Gesprächs- und Umgangskultur wünscht sie sich auch im Rat. &bdquo;Das ist das Erste, was ich anfassen möchte.“ Sie und ihre Fraktion hätten sich oft nicht wirklich mitgenommen gefühlt. &bdquo;Gerade wenn wir kein Geld haben, müssen wir gucken, dass wir gemeinsam zum Ziel kommen. Und gemeinsam zum Ziel kommt man nur, wenn man auch gemeinsam startet.“ Es sei darum wichtig, alle Fraktionen von vorneherein mit einzubeziehen. Die, die es gern in die Hand nimmt Das sei in der vergangenen Legislaturperiode leider nicht so gewesen. Darum habe sie in einigen Zusammenhängen selbst interfraktionelle Sitzungen beantragt. &bdquo;Die Diskussionen verlaufen anders, wenn sich die Fraktionsvorsitzenden, der Bürgermeister und die zuständigen Dezernenten vorher schon ausgetauscht haben.“ Es sei ganz wichtig, dass alle den gleichen Wissensstand haben. Dann sei es auch einfacher, Kompromisse zu schließen. Auch mit einer womöglich dann im Rat vertretenen AfD? &bdquo;Dem muss man sich stellen. Wenn sie Teil des Rats ist, muss man sie auch anhören“, sagt Welling und betont das &bdquo;anhören“ deutlich. Selbst mit so vielen unterschiedlichen Fraktionen sehe sie sich aber in der Lage, eine gute Gesprächskultur dort zu schaffen. Das nötige Organisationstalent für den Job als Bürgermeisterin bringe sie in jedem Fall mit. &bdquo;Ich bin sehr gut im organisieren, planen, managen“, meint sie. Das sei ihr als Mutter von drei Kindern schließlich ein Leben lang abgefordert worden. Und: &bdquo;Ich bin nie ein passiver Mensch gewesen. Ich war eigentlich immer schon in jeder Lebenslage diejenige, die es gerne in die Hand nimmt.“ Als Frau in einer Männerdomäne Silke Welling wäre die erste hauptamtliche Bürgermeisterin der Stadt Löhne und ist aktuell auch eine der wenigen sichtbaren Frauen in der Löhner Politik. Ob es Frauen in der Löhner Politik besonders schwer haben, könne sie nicht leicht beurteilen. &bdquo;Ich persönlich finde es nicht schwer. Aber es ist schon bezeichnend, dass so wenig Frauen da sind“, sagt sie. Ob da familiäre Gründe eine Rolle spielen oder ganz andere Dinge, da könne man nur spekulieren. Vielleicht liege es aber auch nicht nur am Geschlecht. &bdquo;Man sieht ja alleine am Altersdurchschnitt, wie die Leute an ihren Posten festhalten.“ Auch interessant: Wie diese vier Frauen einen Löhner Ortsteil in der Nachkriegszeit politisch geprägt haben Welling jedenfalls würde sich über mehr Frauen im Löhner Rat freuen. Könnte das der Politik guttun? &bdquo;Die Kommunikation unter Frauen ist eine andere“, meint Welling. Auch Empathie, eine oft vielfach als weiblich geltende Eigenschaft, sieht sie eher als nützlich. &bdquo;Oft wird ja gesagt: Empathie, da kommst du in der Politik nicht weit mit. Als Frau sage ich, Empathie ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Bei jeder Sache, die man bearbeitet und beschließt, muss man sich fragen: Wie würde ich persönlich mich mit dem Beschluss fühlen, wenn ich betroffen wäre?“ Als Beispiel nennt sie hier die Debatte um den Neubau der Bäder, bei der für sie die Bedürfnisse von jungen Familien sehr wichtig seien, auch wenn ihre Kinder inzwischen erwachsen seien. Nach ihrer Stärke gefragt, nennt sie dann jedoch andere Eigenschaften als die Empathie, nämlich: Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und eine positive Lebenseinstellung. Und ihre größte Schwäche? &bdquo;Vielleicht rede ich zu viel“, sagt sie und lacht. Dann überlegt sie noch einmal und ergänzt: &bdquo;Dass ich manchmal zu verbissen bin und vielleicht eher loslassen müsste.“ Offen für Kritik Kritik nehme sie sehr ernst und denke dann auch darüber nach. &bdquo;Ich bin dann im Zweifel auch bereit zu sagen: Das ist nicht gut gelaufen, das lag jetzt an mir. Oder: Das habe ich nicht gut gemacht.“ Unreflektierte Kritik sei aber etwas anderes. &bdquo;Da muss man sich ein dickes Fell anschaffen.“ Auch in Bezug auf das Urteil über die Grünen als &bdquo;Verbotspartei“. Das sei ihr auch schon beim Haustürwahlkampf begegnet. &bdquo;Manchmal trifft es einen, manchmal aber auch nicht, da viel Unwissenheit dahinter steht.“ Insgesamt hat sie den bisherigen Haustürwahlkampf aber als sehr positiv empfunden. Selbst in den wenigen Fällen, wo Menschen gar nicht mit ihr reden wollten, sei alles sehr höflich geblieben. Apropos mit Menschen reden. Als Bürgermeisterin wolle sie den Kontakt zu den Löhnerinnen und Löhnern nicht abbrechen lassen. &bdquo;Ich hätte immer ein offenes Ohr und würde auch die Bürgersprechstunde ausweiten.“ Anfragen und Anliegen von Bürgern müssten systematisch abgearbeitet werden und auf keinen Fall liegen bleiben. Das gilt aus Wellings Sicht auch für wichtige Investitionen in die Zukunft. &bdquo;Das heißt nicht, sich höher zu verschulden, aber das, was wirklich notwendig ist, auch zu tun.“ Die Alternative wäre, sich nur noch auf die Pflichtaufgaben zu konzentrieren. &bdquo;Aber wollen wir das? Hat eine Stadt nicht neben der Daseinsvorsorge auch eine Fürsorge?“ Auch sonst würde sie nichts streichen, was schon begonnen ist. Wenn es noch nicht begonnen wäre, würde sie am ehesten auf die Grünachse verzichten, sieht aber auch den Vorteil im Zusammenspiel mit dem Bahnhofsumbau. Den findet sie auch weiterhin sehr wichtig. &bdquo;Das ist ein Aushängeschild der Stadt.“

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