Löhner Schulen planen Abschied vom christlichen Bekenntnis: Glaube an die beste Bildung

Dass der Glaube ganze Berge versetzt, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Und bedeutet im Prinzip, dass man durch festen Glauben und Überzeugung außergewöhnliche Dinge erreichen kann. An den Grundschulen im Löhner Stadtgebiet passiert jetzt genau das, wenn sie zum Schuljahr 2026/2027 zu Gemeinschaftsschulen werden sollen. Denn auch wenn diese Umbenennung offiziell einen Abschied vom christlichen Bekenntnis bedeutet, so ist es doch der Glaube, der die Verantwortlichen zu diesem Einschnitt bewegt. Nämlich der Glaube, dass alle Beteiligten von einem solchen Schritt profitieren. Und dass selbst die Kirchengemeinden das Vorhaben unterstützen, zeigt, dass es eigentlich längst überfällig ist. Ja, es ist eine Besonderheit des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes. Denn Bekenntnisschulen, an denen die Kinder nach den Grundsätzen der jeweiligen Konfession erzogen werden sollen, gibt es in nahezu keinem anderen Bundesland. Während sie selbst im ach so frommen Bayern längst Geschichte sind, findet sich die Schulform sonst nur noch in Niedersachsen. Und selbst dort geht der Gesetzgeber deutlich liberaler mit den Vorgaben um. Absurde Situation Der Knackpunkt ist dabei weniger der Lehrplan, als viel mehr das Personal. Das nämlich darf an Bekenntnisschulen ausschließlich aus der jeweiligen Konfession rekrutiert werden. Heißt: Wer an einer evangelischen Grundschule in Löhne unterrichten möchte, muss auch evangelisch getauft und Mitglied der Kirche sein. Ausnahmen sind zwar möglich, allerdings nur für Lehrkräfte. Bei Leitungspositionen hingegen kennt der Gesetzgeber zumindest in NRW kein Pardon: Atheisten, Muslime oder Katholiken haben an sechs von sieben Löhner Grundschulen keine Chance. Zum Hintergrund: Löhner Schulen planen Abschied vom christlichen Bekenntnis: Das sind die Gründe In der Praxis treibt diese Regelung derweil recht skurrile Blüten. So haben in Löhne schon Bewerber ihre Konfession gewechselt, um überhaupt eine Leitungsposition übernehmen zu können. Ob das im Sinne der Kirche ist, mag einmal dahin gestellt sein. Noch absurder aber wird die Situation, wenn – wie in Löhne-Ort oder im Grundschulverbund Mennighüffen – die Schulleiterstelle gar nicht erst besetzt wird. Dort werden die Aufgaben kommissarisch übernommen. Mit den gleichen Pflichten, aber zu deutlich schlechterer Bezahlung. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Während die Schulaufsicht des Kreises über die ohnehin schon schwierige Besetzung von Schulleiterstellen klagt, werden mancherorts Menschen ausgeschlossen, die durchaus wollen, aber nicht dürfen. Und das nur wegen eines Titels, der einerseits nur auf dem Papier existiert, andererseits längst überholt ist. Das jedenfalls belegen offizielle Zahlen. Nach Angaben des Schulministeriums etwa waren im Schuljahr 2023/2024 landesweit nur noch knapp 47 Prozent aller Grundschüler überhaupt getauft. Der Anteil konfessionsloser Grundschüler lag hingegen bei mehr als 20 Prozent. Im Klartext: Nicht einmal die Hälfte aller Grundschüler gehören einer christlichen Kirche an und jedes Fünfte ist sogar konfessionslos. Und die Tendenz ist eindeutig: Bis 2035 rechnet die evangelische Kirche von Westfalen mit einer Halbierung ihrer aktuellen Mitgliederzahlen. Willkommen im 21. Jahrhundert Die Frage sei gestattet, warum eine Schule mit einer Schülerschaft, die nicht einmal zur Hälfte aus Christen besteht, zwangsläufig von gläubigen Christen geleitet werden muss. Im Interesse einer guten Bildung für unsere Kinder sollte es doch auf die Qualität der Leitung ankommen, nicht auf ein Bekenntnis zu irgendeiner Religion. Lesen Sie auch: Große Umbrüche in den Löhner Kirchengemeinden Zumal die Gemeinden von Löhne-Ort bis Gohfeld, von Mennighüffen bis Obernbeck selbst betonen, dass sich durch eine Umbenennung nichts, aber auch gar nichts an der kooperativen Praxis zwischen Kirche und Schulen ändern wird. Im Gegenteil betonen sie sogar die Glaubensfreiheit der Schüler als fundamentales Grundrecht. &bdquo;Da darf es nichts geben, was dem widerspricht“, bringt es Pfarrerin Ann-Kristin Schneider auf den Punkt. Hinzuzufügen ist diesem Statement im Prinzip nichts. Außer vielleicht, dass die Position der Kirche in diesem Fall gleichsam eindeutig wie bemerkenswert ist. Manchmal versetzt der Glaube eben wirklich Berge. Im Zweifel auch ins 21. Jahrhundert.

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