Zwischen Knöpfen und Kabeln: Wo in der Löhner Werretalhalle für die passende Technik gesorgt wird

Löhne. Wenn Tamara Di Turo vom Kulturbüro durch die Tür neben der Bühne den Saal 2 betritt und das Startzeichen gibt, heißt es auf der Bühne &bdquo;Spot an“. Während sich alle Blicke nach vorne richten, sorgt ganz hinten im Technikraum Mathias Trojahn dafür, dass das richtige Licht zur richtigen Zeit angeht. Er ist seit 16 Jahren Veranstaltungstechniker in der Werretalhalle. In den nächsten anderthalb bis zwei Stunden verfolgt er jeden Gag, jede Geste, die auf der Bühne gemacht wird – um immer passend zu reagieren. &bdquo;Ich habe hier den besten Blick. Und den brauche ich auch“, meint er und deutet aus dem Fenster zum Saal auf die Bühne. Von dort aus können die Techniker über die Sitzreihen hinwegschauen. Der Technikraum befindet sich im Saal 2 ganz hinten. Vorne am Fenster steht das Tonpult, gerade frisch gewartet. Dahinter etwas höher ist das Lichtpult, hinter dem Mathias Trojahn auf einem Barstuhl sitzt. Viel Platz ist nicht in den Raum, der mit drei Personen schon voll wirkt. Zudem stapeln sich rundherum zahlreiche Koffer mit Equipment und Ersatztechnik. Die Luftzufuhr kommt durchs Fenster zum Saal. Viel Improvisationstalent gefragt &bdquo;Wenn irgendeine kleine Bewegung gemacht wird, muss ich reagieren“, erklärt Trojahn. Die zahlreichen Knöpfe auf seinem Pult sind nicht beschriftet, was passiert, wenn sie gedrückt werden, hat der erfahrene Lichttechniker vorher programmiert. Und die Funktionen werden auf jeden Musiker, jede Künstlerin passend zugeschnitten. Eine Generalprobe gibt es nicht, nur einen Soundcheck. Da ist viel Improvisationstalent gefragt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Trojahn das Licht einfach freihändig macht. Er bekommt von den Gästen von Sonderbar & Co. eine Art Bühnenscript, das Ablauf und die dazugehörigen Effekte beschreibt. Das reicht von einem eher losen Rahmen bis hin zu richtigen Büchern, in denen alles detailliert aufgelistet ist. Aber Unvorhergesehenes, meint Trojahn, passiere fast immer. &bdquo;Das ist eben live.“ Die Queenz of Piano, die gerade diesen Dezember zu Gast waren, hatten die Setliste vertauscht – die Stücke kamen auf einmal nicht in der Reihenfolge wie angekündigt. Manchmal überspringen auch gerade Comedians gerne ganze Passagen. &bdquo;Das wird dann überspielt, aber man muss eben genau aufpassen“, sagt Trojahn. &bdquo;Ganz oft vergessen die Künstler auch, das Headset zu muten“, meint Tamara Di Turo. Kleinigkeiten, die fast schon Routine sind und von denen das Publikum im besten Fall gar nichts mitbekommt. Ruhig bleiben, wenn etwas schiefläuft Das Gleiche gilt, wenn die auftretenden Künstler zu spät kommen. Denn dass sie im Stau stehen oder die Bahn Verspätung hat, komme immer wieder vor. &bdquo;Fatih Çevikkollu zum Beispiel kam um 19.56 Uhr erst an. Um 20.06 Uhr haben wir angefangen“, berichtet Di Turo. &bdquo;Da muss dann alles sehr getaktet laufen“, ergänzt Trojahn. Bei anderen kommen zur Verspätung noch weitere Komplikationen dazu. &bdquo;Gregor Gysi hatte Personenschutz dabei. Da musste vorher noch schnell geklärt werden, wo die mit ihm im Zweifel unbemerkt abhauen können“, berichtet Trojahn. Auch wenn er bei seiner Arbeit grundsätzlich unter gesunder Anspannung stehe, müsse er bei allem, was schieflaufen kann, immer ruhig und bei der Sache bleiben. Immerhin: &bdquo;Einen Stromausfall hatten wir noch nicht“, sagt er und lächelt. Und alles Sicherheitsrelevante werde immer wieder und ständig überprüft, damit da nichts schiefgehen kann – etwa bei der Befestigung der Scheinwerfer. Eigene Experten für Licht und Ton Den Überblick behalten muss Mathias Trojahn auch über Hunderte Kabel, die hinter der Bühne in Schaltkästen stecken. Sie verbinden jeden Knopfdruck auf dem Pult mit dem richtigen Scheinwerfer oder – beim Ton – Lautsprecher. Apropos Ton: Den macht Trojahn nicht, wie manch einer denken könnte, so nebenbei auch noch mit. Sowohl Ton- als auch Lichttechnik seien für sich gesehen so komplex und immer komplexer geworden, dass er – wie die meisten Veranstaltungstechniker – auf eins spezialisiert sei. Meistens bedient das Tonpult vorne ein Freiberufler, der entweder für die Veranstaltung engagiert oder von den Künstlern mitgebracht wurde. Dass Laien Ton- und Lichttechnik nicht so wirklich auseinanderhalten, zeige sich gar nicht so selten dort, wo die Techniker nicht in ihrem eigenen Raum arbeiten. &bdquo;Dass jemand zum Licht kommt und sagt: Mach mal leiser’, das ist nicht nur ein Gag.“ Trojahn könnte es dann höchstens dunkler machen. Vom Kleinstadtfest bis Wetten Dass... In Sachen Lichttechnik ist er der Experte für die Werretalhalle – und er hat viel Erfahrung schon mitgebracht. An der Wand im Technikraum hängt ein großes Foto von einer Lichtinstallation auf dem Festival of Lights in Berlin. Vor seiner Stelle in der Werretalhalle hat Trojahn bei den Anfängen des Festivals mitgewirkt, das 2005 zum ersten Mal stattfand. Seinen Job macht der Veranstaltungstechniker seit 2002. &bdquo;Den Beruf selbst gibt es ja erst seit den 90er-Jahren.“ In den mehr als 20 Jahren hat er als Techniker bei vielen Veranstaltungen und Anlässen gearbeitet. &bdquo;Vom Kleinstadtfest bis Wetten Dass...“, berichtet er. Und seit 2008 eben in der Werretalhalle, hauptsächlich im nur wenige Jahre zuvor eingeweihten Saal 2. Vorher hatte dieser weniger Saal- als die Fabrikhallen-Atmosphäre, die im Saal 1 noch immer herrscht. Dort gibt es keinen abgetrennten Technikraum, die Technik wird da aufgebaut, wo sie gebraucht wird.

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