Nachfolgerin von Kühnert und Co.: Löhnerin wird stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos

In der Werrestadt ist sie schon seit geraumer Zeit ein Begriff. Und auch in Nordrhein-Westfalen ist Johanna Börgermann als Sprachrohr der Landesschülervertretung insbesondere in den Coronajahren reichlich Aufmerksamkeit zuteil geworden - inklusive einem TV-Auftritt bei Markus Lanz. Jetzt hebt die 22-Jährige ihr Engagement auf die nächste Stufe: Am Wochenende wurde die Löhnerin in Halle an der Saale zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jusos gewählt. Und damit in ein Amt, in dem schon einige spätere SPD-Größen ihre ersten politischen Schritte machten. Für Börgermann schließt sich damit ein Kreis – aus politischer wie persönlicher Perspektive. Ob aktuelle Politiker wie Olaf Scholz und Kevin Kühnert, oder längst verblasste Namen wie Klaus Uwe Benneter oder Rudolf Scharping – sie alle haben ihre Karriere einst als stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD-Jugendorganisation begonnen. Auch, wenn sie dabei nicht immer die Linie ihrer Hauptpartei vollumfänglich unterstützten. So ist es auch bei Johanna Börgermann: Beim Bundeskongress der Jungsozialisten etwa bezeichnete sie die Diskussion um Scholz und Pistorius als schädigende Debatte über die Frage, &bdquo;welcher alte weiße Mann Kanzlerkandidat wird“. Feminismus als Grundhaltung Ein Redebeitrag, der viel über die politischen Grundsätze der jungen Löhnerin verrät. Die 22-Jährige präsentiert sich als Kämpferin für Frauenrechte und will nach eigenen Worten &bdquo;die feministische Fahne hochhalten“. Die körperliche Selbstbestimmung, die Abschaffung des Abtreibungsverbotes, der Einsatz gegen sexualisierte Gewalt und eine Überwindung patriarchaler Strukturen sind ihr ein wichtiges Anliegen – innerhalb wie außerhalb der Partei. &bdquo;Fast täglich wird in Deutschland eine Frau ermordet, im Schnitt sind alle drei Minuten Frauen Opfer von häuslicher Gewalt“, sagt Börgermann. Gleichwohl schafften es weder die Gesellschaft im Allgemeinen noch die Sozialdemokratie im Speziellen, Wege aus dieser Misere zu finden. &bdquo;Da möchte ich ansetzen.“ Die Jusos nimmt Börgermann in ihrer Kritik ausdrücklich aus. Der Verband habe in den vergangenen Jahren viele Schritte gemacht und sei deutlich diverser geworden. &bdquo;Auch weil es tolle Frauen gab, die das vorangetrieben haben“, sagt sie. Dass ihr das Thema so wichtig ist, ist derweil kein Zufall. &bdquo;Antifeminismus ist das Bindeglied der globalen Rechten“, ist Börgermann überzeugt – und verleiht damit fast schon beiläufig ihrer antifaschistischen Überzeugung Ausdruck. Eine &bdquo;humane und solidarische Migrationspolitik“ stehen längst auf ihrer Agenda. Wenngleich die Löhnerin auf eine Gewichtung ihrer Themen verzichtet. &bdquo;Befreiungskämpfe“, so sagt sie, &bdquo;führt man ja nicht parallel, sondern gemeinsam.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Johanna Börgermann (@johannaboergermann) Es schließt sich der Kreis Für Börgermann gehören diese Positionen nicht nur zu ihren eigenen Idealen, sondern auch zu den Grundwerten der Sozialdemokratie. Die aber vermisst sie zuweilen in ihrer eigenen Partei, der sie seit 2021 angehört und für die sie sogar bei der Wahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Bundesversammlung mitwirken durfte. &bdquo;Unsere Aufgabe ist es, die Debatten – gerade in der SPD – nach links zu schieben“, sagt Börgermann auch mit Blick auf einen aktuellen Diskurs, in dem rechte Positionen salonfähiger würden und mittlerweile auch aus der Mitte der Gesellschaft kämen. &bdquo;Damit kommt man gegen die Rechten aber nicht, im Gegenteil: Man macht sie damit stark“, ist die 22-Jährige überzeugt. Ihr Verband sieht das offenbar ähnlich: Mit einer komfortablen Zustimmung von 75 Prozent wählten die Delegierten des Bundeskongresses – darunter auch die Löhner Jungsozialistinnen Imke Schröder und Malin Greimann – Johanna Börgermann in ihr neues Amt. Und das auch noch in dem Ort, in dem sie vor 22 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. &bdquo;Ich bin in Halle an der Saale geboren und erst 2009 nach Löhne gezogen“, verrät sie im Gespräch mit der NW. Und fügt augenzwinkernd hinzu: &bdquo;Vielleicht ist das ja jetzt ein Zeichen.“ &bdquo;Die Aufgaben sind riesig“ Im Bundesvorstand arbeitet sie nun an der Seite von Juso-Chef Philipp Türmer. Zwar hatte sie das Gremium schon vorher zu den Themenfeldern Internationalismus, Feminismus und Wirtschaft beraten. Als stellvertretende Vorsitzende aber möchte sie diese Punkte nun noch stärker bearbeiten. &bdquo;Das sind schon weiterhin meine Schwerpunkte“, sagt sie. Ob ihre politische Karriere noch darüber hinaus geht und sie eines Tages tatsächlich einen Weg wie so mancher Vorgänger einschlägt, lässt Börgermann indes offen. &bdquo;Man soll ja nie irgendetwas ausschließen“, sagt sie. Zunächst aber möchte sie sich ihrer neuen Aufgabe widmen, ebenso weiteren Ehrenämtern und natürlich ihrem Studium. Und dann ist da ja auch noch ein Bundestagswahlkampf, der gestemmt werden muss. &bdquo;Die Aufgaben sind riesig und jetzt gilt es erst mal zu verhindern, dass das Land weiter nach rechts rückt.“ Zur Person Johanna Börgermann wurde 2002 in Halle an der Saale geboren, 2009 verschlug es ihre Familie nach Löhne. In der Werrestadt besuchte sie zunächst die Grundschule Gohfeld, später das Städtische Gymnasium, wo sie 2022 ihr Abitur ablegte. Mittlerweile lebt sie in Düsseldorf und studiert dort Philosophie, Politologie und Ökonomie. 2017 wurde Johanna Börgermann in die Bezirks-, zwei Jahre später auch in die Landesschülervertretung gewählt. Insbesondere während der Coronapandemie verlieh sie der gebeutelten Schülerschaft eine öffentliche Stimme und beklagte immer wieder Missstände. Dieses Engagement führte sie 2021 zur SPD und 2022 in die TV-Sendung von Markus Lanz.

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