Wahlkampf in den USA: Zwei Löhner berichten von ihren Erfahrungen

Löhne. Am Dienstag, 5. November, wird in den USA eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident gewählt. Kaum eine Wahl außerhalb Deutschlands sorgt auch bei uns für so intensive Diskussionen wie die Entscheidung der US-Amerikaner zwischen Kamala Harris, die für die Demokratische Partei antritt und Donald Trump, der der Kandidat der Republikanischen Partei ist. Wir haben mit zwei gebürtigen Löhnern über ihre Einschätzung gesprochen. Sie leben an ganz unterschiedlichen Orten in den USA. Janka Pieper (geborene Albert) ist seit 2006 in den USA. Während des Studiums ging sie nach Amerika. Mit ihrer Familie lebt sie in Chicago. An der North-Western-University arbeitet sie im Bereich internationale Beziehungen. Seit 2019 hat sie die amerikanische und die deutsche Staatsbürgerschaft und nimmt zum zweiten Mal an Präsidentschaftswahlen teil. &bdquo;So spannend war es noch nie“, sagt sie. Vom Wahlkampf bekommt sie in Chicago nicht viel mit. Die Metropole liegt im Bundesstaat Illinois. Dieser ist keiner der umkämpften &bdquo;Swing-States“, in denen sich Republikaner und Demokraten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. &bdquo;In Illinois wird blau gewählt“, sagt sie. Blau ist die Farbe der Demokraten. Nur in den Staaten, in denen es knapp ist, werden Millionen von Dollar in den Wahlkampf gepumpt. In Fernseh- und Radiospots oder auch in den Haustür-Wahlkampf. Auf dem Laufenden bleiben: Liveticker zur Präsidentschaftswahl in den USA Vier Jahre Trump sind genug Und doch gibt es natürlich auch in Chicago kaum ein anderes Thema. &bdquo;Wir machen uns schon große Sorgen. Es wird immer enger“, sagt sie. Sie hofft, dass Kamala Harris die Wahl gewinnt. Das sei aber alles andere als sicher. In ihrem Umfeld nimmt sie eine angespannte Stimmung wahr. &bdquo;Das wird wahrscheinlich ein paar Tage dauern, bis das endgültige Ergebnis feststeht.“ Falls Donald Trump die Wahl verliere, sei die Frage, ob er das Wahlergebnis überhaupt anerkenne. &bdquo;Ich habe gerade noch in den Nachrichten gehört, dass sich die Regierung auf Gewalt vorbereitet.“ Erschreckend sei, dass jemand, der mit Lügen um sich schmeiße und ein verurteilter Straftäter sei, überhaupt so weit kommen konnte. &bdquo;Aber da kann man ja durchaus gewisse Parallelen zu Deutschland ziehen“, sagt sie mit Blick auf die Erfolge der AfD in einigen Bundesländern. Sie hofft, dass Trump verliert. &bdquo;Vier Jahre Trump hat uns täglich runtergezogen. Das möchte ich nicht noch mal erleben.“ Christoph Schumacher ist ebenfalls gebürtiger Löhner und im Jahr 2008 in die USA ausgewandert. Er war mit Janka Pieper in einer Stufe am Städtischen Gymnasium. Der 45-jährige IT-Consultant lebt mit seiner Familie in Bloomington im Bundesstaat Indiana. &bdquo;Das ist nicht weit entfernt von Löhnes Partnerstadt Columbus“, sagt er. Auch aus seiner Sicht ist es schwer nachvollziehbar, dass Donald Trump so gute Chancen hat. &bdquo;Viele wählen aus Gewohnheit die Partei, die sie schon immer gewählt haben. Und das, obwohl sich viele hochrangige Republikaner gegen Trump stellen“, sagt Schumacher, der nicht wählen kann, weil er deutscher Staatsbürger ist. Mehr zum Thema: Das sagt ein Herforder US-Experte zur Wahl Wirtschaftslage könnte Trump helfen Bedenken habe er, dass es nicht nur unmittelbar nach der Wahl zu gefährlichen Situationen kommen könne. &bdquo;Es gibt ja auch die Sorge, dass Trump im Falle seiner Wahl in der zweiten Amtszeit erst so richtig los legt“, sagt Schumacher. Allerdings habe er keine Garantie zum Durchregieren. &bdquo;Er ist ja von den Mehrheitsverhältnissen im Kongress und Senat abhängig.“ Dass das Rennen so eng ist, könne auch an der ökonomischen Situation liegen. &bdquo;Viele haben die Hoffnung, dass Trump es wirtschaftlich besser macht.“ Ein weiterer Punkt, den viele für Trump ins Feld führen, sei, dass er sich mit seinen Auftritten gegen das politische Establishment positioniere. &bdquo;Der ist klar und einfach, spricht aus, was viele Menschen denken“, heißt es dann. Auf der anderen Seite stehe der erbitterte Streit um die strikten Abtreibungsregeln in einigen Staaten, die vom republikanisch dominierten Supreme Court wieder möglich gemacht wurden. Daran gebe viel Kritik. &bdquo;Viele Menschen verstehen auch nicht, dass Trump einfach mit allem durchkommt.“ Es stehe fest, dass Indiana als Bundesstaat an Trump gehe. &bdquo;Der Rest ist schwer zu sagen.“ Falls Trump verliere, könne sich die Lage zuspitzen. &bdquo;Er wird das Ergebnis wahrscheinlich nicht akzeptieren und alles versuchen, dagegen anzugehen.“ Einen positiven Aspekt kann Schumacher dem polarisierenden Wahlkampf abgewinnen: &bdquo;Das Interesse an Politik in den USA ist stark gestiegen.“ Lesen Sie auch: Erdrutschsieg für Kamala Harris - Klingt schräg, ist aber möglich

Meistgelesen