Bäche unter der Lupe: So ist der Zustand der Löhner Gewässer

Löhne. Deutschlands Bäche sind offenbar in einem schlechten Zustand - allerdings nicht überall. Nach einer Recherche der Neuen Westfälischen mit ARD und &bdquo;Correctiv“ weisen zwar die meisten Bachabschnitte teils erhebliche Defizite in der Lebensraumqualität auf. Die untersuchten Gewässer in Löhne aber schneiden vergleichsweise gut ab. Das ist das Ergebnis einer Mitmachaktion, die die ARD unter dem Titel &bdquo;Unsere Flüsse“ im Frühjahr ins Leben gerufen hatte. Weil große Fließgewässer hierzulande regelmäßig untersucht werden, der ökologische Zustand kleiner Bäche aber weitgehend unbekannt ist, sollten durch das Projekt Wissenslücken geschlossen werden. Zwischen Mitte Mai und Ende September 2024 konnten Menschen online einen Fragebogen zu ihrem Fluss oder Bach online ausfüllen und Fotos einreichen. Ein Wissenschaftsteam vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) hat die Einsendungen ausgewertet - darunter auch drei aus Löhne. Einer ragt heraus Unter anderem waren hier Schülerinnen und Schüler der Umwelt-AG von der Goethe-Realschule dem Aufruf gefolgt und hatten den Mittelbach an Kemenas Mühle unter die Lupe genommen. Der etwa 100 Meter lange untersuchte Abschnitt kommt beim Forschungsteam gut weg: In der Gesamtbewertung erhält er eine glatte 2 und damit das Prädikat &bdquo;gut“. Dazu trägt nicht nur die naturbelassene Farbe und das natürliche Plätschern bei, sondern auch das gesamte Erscheinungsbild. Kleinere Äcker, Weiden und Gärten säumen den Mittelbach, der sich zudem stark geschwungen durch die Landschaft bewegt. Die Strömung ändert sich dabei häufig durch unterschiedliche Gewässerbreite, Steine oder Totholz. Die Ufer sind zwar stellenweise mit Holz, Beton, Pflaster oder Steinen befestigt, überwiegend aber von Bäumen, Büschen, Stauden, Röhricht und Feuchtwiese geprägt. Damit, so die Forscher, biete der Mittelbach eine gute Lebensqualität. Damit hebt sich der Mittelbach aus dem Reigen der untersuchten Fließgewässer durchaus ab. Zusammengezählt nämlich weisen drei Viertel der erfassten Bachabschnitte Defizite in der Lebensraumqualität auf: 76 Prozent wurden mit den Kategorien &bdquo;mäßig“ (18 Prozent), &bdquo;unbefriedigend“ (28 Prozent) oder sogar &bdquo;schlecht“ (29 Prozent) bewertet. Nur 20 Prozent erreichen eine gute Lebensraumqualität und 5 Prozent die Bewertung &bdquo;sehr gut“. Zwei Gewässer sind ausbaufähig Der Mühlenbach in Mennighüffen weist dabei laut Auswertung ähnliche Merkmale auf, wie der Mittelbach. Natürliche Unterschiede wurden lediglich beim Gewässergrund festgestellt: Während in Gohfeld Kies und Schotter das Gewässer dominieren, findet man im Mühlenbach hauptsächlich Sand. Aber auch Kies, Steine und Totholz wurden dort gefunden. Ein anderer Fund hingegen dürfte sich eher Minuspunkte geben: Durch unsachgemäße Entsorgung taucht laut Beobachtern viel Plastikmüll im Mühlenbach auf. Wie sich das auf die Lebensraumqualität auswirkt, scheint allerdings noch unklar zu sein: Auf eine Bewertung hat das Forschungsteam vorerst verzichtet. Das gilt auch für die Werre, die zwar ebenfalls begutachtet, aber noch nicht ausgewertet wurde. Allerdings wird der Fluss auch in regelmäßigen Abständen durch das Landesumweltministerium erfasst. Die jüngsten Ergebnisse stammen aus Dezember 2021. Damals war der ökologische Zustand des Löhner Abschnitts nur als &bdquo;mäßig“ eingestuft worden. Insbesondere wurden dabei die Anteile von Arsen sowie von Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln bemängelt. Immerhin: Die übrigen Teile der Werre, etwa in Herford oder Detmold, erschienen den Gutachtern sogar &bdquo;schlecht“ oder &bdquo;unbefriedigend“. Damit reiht sich die Werre ein in einen ganzen Reigen bemängelter Flüsse. Denn das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, alle Oberflächengewässer bis 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, wurde bisher weit verfehlt. Zu oft werden Gewässerverläufe geändert oder es geraten Düngemittel ins Wasser. Deutschland schneidet dabei besonders schlecht ab: Während europaweit 2021 etwa 37 Prozent der Flüsse und Seen in einem mindestens guten Zustand waren, waren es hierzulande nur neun Prozent. Gemeinsame Recherche Diese Recherche ist Teil einer Kooperation von der Neuen Westfälischen mit ARD und Correctiv. Das Lokaljournalismus-Netzwerk Correctiv.Lokal recherchiert zu verschiedenen Themen, darunter in einem Schwerpunkt über die Klimakrise. Weitere Infos unter correctiv.org/klima

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