Neue Gefahrensituationen nach Poller-Abbau in Löhne?

Löhne. Der Streit um abgebaute Poller und Sperrpfosten auf Löhner Radwegen geht in eine neue Runde. Nachdem die Stadtverwaltung zuletzt angekündigt hatte, sämtliche betroffene Stellen hinsichtlich möglicher Ersatzmaßnahmen zu überprüfen, liegen die Ergebnisse mittlerweile vor. Demnach sollen an nicht einmal einem Viertel der Standorte künftig Blumenkübel oder andere Bauten zum Einsatz kommen, die überwiegende Mehrheit bleibt indes unangetastet. Während sich das Amt für Straßenbau und Verkehr auf Vorgaben von Land und Bund beruft, kritisieren Anwohner und Radverkehrsexperten das Vorgehen - und wehren sich mithilfe einer Petition. Wie berichtet, hatte Landes-Umweltminister Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen) im Januar dieses Jahres einen &bdquo;Erlass zu Verkehrseinrichtungen und Verkehrshindernissen auf Flächen für den Radverkehr“ veröffentlicht. Darin werden Kommunen in Nordrhein-Westfalen angewiesen, sämtliche Poller, Umlaufgitter und andere Wegsperren auf Radwegen zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen. Begründet wird das mit Sicherheitsgründen, nachdem es in der Vergangenheit zu teils tödlichen Unfällen gekommen war. Fast alle Poller mussten weg Nach Angaben des Löhner Amtes für Straßenbau und Verkehr mussten insgesamt 91 Standorte im gesamten Stadtgebiet untersucht werden. Das Ergebnis wurde jetzt dem städtischen Bauausschuss vorgelegt, der sich am Mittwoch, 30. Oktober, mit den Resultaten beschäftigt. Demnach mussten an nicht weniger als 81 der überprüften Stellen tatsächlich Poller entfernt werden. Zu dieser Erkenntnis seien Verkehrsbehörde, Straßenverwaltung und Kreispolizeibehörde gekommen, heißt es in der Ausschussvorlage. Der Abbau ist mittlerweile weitgehend abgeschlossen - und betrifft auch Sperrpfosten, die bislang zur Regulierung des Verkehrs eingesetzt wurden. Unter anderem wurden Poller auf fahrradfreundlichen Parallelrouten zu stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen entfernt, die noch vor kurzer Zeit den Begegnungsverkehr von Rad- und Autofahrern unterbanden. Das trifft etwa auf Standorte am Friedhofsweg oder am Lakenpohl zu. Zudem verschwanden auch Poller, die einst zur Unterbindung von Schleichwegen installiert wurden oder - wie beispielsweise an der Oststraße - die illegale Entsorgung von Abfall in Naturschutzgebieten erschweren sollten. Die Kritik wird lauter In Teilen der Öffentlichkeit stößt dieses Vorgehen auf Unverständnis. Nachdem die Löhner CDU schon Anfang September auf den regulierenden Charakter etliche Poller hingewiesen und Ersatzbauten gefordert hatte, wuchs zuletzt auch der Ärger unter Anliegern. Am Lakenpohl in Mennighüffen etwa beobachteten Anwohner wie Martin Albsmeier, dass der Abbau der Sperrpfosten in unmittelbarer Nähe zu Grund- und Gesamtschule neue Gefahrensituationen hervorgebracht habe. &bdquo;Da standen sich mehrfach Rad- und Autofahrer Auge in Auge gegenüber“, sagt Albsmeier. Verständnis für das Vorgehen der Stadt Löhne bringt er wenig auf. Im Gegenteil. &bdquo;Der Erlass besagt doch, dass erst geprüft und dann abgebaut wird“, argumentiert Albsmeier. In eine solche Prüfung aber müssten seiner Ansicht nach die Folgen ebenso berücksichtig werden. &bdquo;Und die sind gravierend, erst recht für die Schüler der angrenzenden Grund- und Gesamtschule.“ Sind die neuen Gefahren gravierender? Ähnlich sieht das auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). &bdquo;Man könnte zu dem Schluss kommen, dass die neu geschaffenen Gefahren gravierender als die zu beseitigenden sind“, sagt deren Ortsgruppensprecher Georg Hofemann. Das Risiko, das von Pollern und Umlaufgittern ausgeht, ist ihm durchaus bewusst: Schon im Jahr 2021 hatte er gemeinsam mit dem Förderverein Radverkehr eine Bestandsaufnahme vorgenommen - mit dem Ergebnis, dass an einigen Stellen überflüssige Sperren von der Stadt entfernt wurden. &bdquo;Die Sperrpfosten im Bereich der Parallelachse zur Lübbecker Straße erschienen uns damals aber nicht als besonders gefährlich und als durchaus begründet zur Verhinderung von Kfz-Durchgangsverkehr“, sagt er. Anders sieht das aber die Stadt Löhne. Am Lakenpohl und anderen Standorten etwa sei man zu der Erkenntnis gekommen, &bdquo;dass die Voraussetzungen für die Anordnung von Sperrpfosten nicht vorliegen, da bei einer Freigabe keine besondere Gefahrenlage zu erwarten“ sei, wie Olaf Bokämper vom Amt für Straßenbau und Verkehr auf NW-Nachfrage sagt. Begegnungsverkehr allein reiche nicht aus, um eine solche Gefahrenlage festzustellen. Denn: &bdquo;Im Gegensatz zu anderen Straßen ist hier ein Hochbordstein für Fußgänger vorhanden.“ Zweierlei Maß Auch deshalb sieht die Stadtverwaltung für diese Stelle keine Ersatzbauten wie beispielsweise Blumenkübel vor. Überhaupt sollen diese nach aktuellen Plänen äußerst sparsam eingesetzt werden. An gerade einmal 20 Standorten, so heißt es von der Verwaltung, liegen die Voraussetzungen dafür vor. Tatsächlich finden sich darunter auch drei Stellen, unter anderem am bemängelten Friedhofsweg, wo laut Liste ein &bdquo;stark frequentierter Schulweg“ bauliche Maßnahmen erfordere. An neun weiteren Orten im Stadtgebiet sei zudem eine &bdquo;Verhinderung von Durchgangsverkehr“ erforderlich. Weitere fünf Standorte sollen noch einmal genauer geprüft werden. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass mindestens 56 abgebaute Poller vorerst nicht ersetzt werden. In den meisten Fällen hält die Stadtverwaltung einen solchen Schritt schlicht für nicht erforderlich oder umsetzbar. Darunter auch der Lakenpohl, der laut Liste kein erhöhtes Auto-Aufkommen zu erwarten habe und – falls doch – breit genug für Begegnungsverkehr sei. Für Blumenkübel reiche die Breite hingegen nicht aus. Durch sie würde die Fahrbahn so eingeengt, dass beispielsweise zwei Lastenräder nicht mehr aneinander vorbei fahren könnten. Es gibt auch Alternativen Georg Hofemann ist von dieser Ansicht derweil enttäuscht. &bdquo;Man sollte nicht nur schauen, was nicht geht, sondern auch mal prüfen, was möglich ist“, sagt er. So könnten Poller etwa auch auf einer kleinen Mittelinsel installiert werden, die eine Kollisionsgefahr mit Radfahrern minimiere. &bdquo;Der Durchgangsverkehr wäre unterbunden, die Radfahrer gesichert und selbst Rettungsfahrzeuge kämen dann noch durch.“ Auf eine solche Lösung hofft auch Martin Albsmeier. Bei der Stadt Löhne, so sagt er, komme er mit seinem Anliegen zwar nicht weiter. Stattdessen hat er aber unter www.change.org/Lakenpohl- eine Online-Petition ins Leben gerufen, um den Druck zu erhöhen. &bdquo;Ich greife nach dem letzten Strohhalm“, sagt Albsmeier. Einen Nerv scheint er damit getroffen zu haben: Binnen vier Tagen unterzeichneten bereits mehr als 100 Menschen. Nach den Ferien dürften noch einige Betroffene der beiden Schulen hinzukommen. &bdquo;Da werde ich noch ein bisschen trommeln“, so Albsmeier.

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