„Poller-Erlass“ mit Folgen: Ärger um ausgebaute Pfosten in Löhne

Löhne. Am Lakenpohl in Mennighüffen ist es in diesen Tagen ruhig, Radfahrer und Pkw sind nur vereinzelt unterwegs. Ein trügerisches Bild, wie Anwohner sagen. Denn wenn die Schulferien enden, dürfte die Zahl der Durchfahrer auf dem schmalen Weg wieder rapide ansteigen – und damit auch die gefährlichen Situationen. Seit an der Kreuzung zum Bredenpohl in unmittelbarer Nähe zur Gesamtschule die Absperrpfosten entfernt wurden, fürchten Beobachter um die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen. Ob die Stadtverwaltung Abhilfe schaffen kann, ist allerdings ungewiss. Noch bis vor wenigen Wochen markierten die Poller nicht nur eine Durchfahrtssperre für Pkw, sondern auch das Ende der Sackgasse, die der Lakenpohl laut Beschilderung noch immer sein soll. Daran aber scheinen sich zunehmend weniger Autofahrer zu halten. Anwohner jedenfalls berichten davon, dass die ersatzlose Entfernung der Pfosten mehr und mehr als Einladung verstanden werden. &bdquo;Die Straße ist dadurch zu einer Durchgangsstraße geworden“, sagen sie. Verärgerung macht sich breit, insbesondere gegenüber der Löhner Stadtverwaltung. Stadt erwartet keine besondere Gefahrenlage Der aber sind in diesem Fall weitgehend die Hände gebunden. Zwar hatte sie nach eigenen Angaben die Poller tatsächlich abbauen lassen. Freiwillig aber geschah das nicht, im Gegenteil. Schuld ist ein &bdquo;Erlass zu Verkehrseinrichtungen und Verkehrshindernissen auf Flächen für den Radverkehr“, den Landes-Umweltminister Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen) im Januar dieses Jahres veröffentlicht hatte. Darin werden Kommunen in Nordrhein-Westfalen angewiesen, sämtliche Poller, Umlaufgitter und andere Wegsperren auf Radwegen zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen. Begründet wird das mit Sicherheitsgründen, nachdem es in der Vergangenheit zu teils tödlichen Unfällen gekommen war. &bdquo;Poller und Sperrgitter stellen oftmals eine Gefahrenquelle dar und sollten nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden“, so Krischer. Lesen Sie auch: Pollerland Löhne: Diese Sperren und Gitter stehen Radfahrern im Weg Für den Lakenpohl gilt eine solche Ausnahme offenbar nicht. Nach Angaben von Olaf Bokämper vom städtischen Amt für Straßenbau und Verkehr wurde die Stelle eingehend geprüft, aber keine Voraussetzungen für eine Beibehaltung gefunden. &bdquo;Bei einer Freigabe ist keine besondere Gefahrenlage zu erwarten“, so Bokämper. Anwohner sehen die Sicherheit gefährdet Nachvollziehen können das viele Menschen nicht. Insbesondere am Lakenpohl nämlich sind zu Schulzeiten überdurchschnittlich viele Radfahrer unterwegs – auch weil die Straße Teil einer ausgewiesenen fahrradfreundlichen Parallelroute zur stark befahrenen Lübbecker Straße ist. Die Poller, so sagen manche Anwohner, hätten diese Fahrradfreundlichkeit erst sichergestellt. Und selbst wenn durch den Abbau eine Kollisionsgefahr beseitigt wurde, so habe dieser Schritt neue Gefahren nach sich gezogen. &bdquo;Ende September standen sich ein Fahrradfahrer und ein Auto direkt gegenüber, das war knapp“, berichtet ein Anwohner. Seine Schlussfolgerung: &bdquo;Der zunehmende Pkw-Verkehr gefährdet die Radfahrer mehr als die Poller.“ Ähnlich sehen das auch Teile der Löhner Politik. Noch bevor die Pfosten am Lakenpohl und anderen Orten der Werrestadt entfernt worden waren, hatte sich etwa die CDU besorgt über den Erlass des Umweltministeriums gezeigt. &bdquo;Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass es gute Gründe für diese Maßnahmen gab“, sagt Fraktionschef Maik Büssing. Dass Poller leicht übersehen werden können, räumt er zwar ein. Eine ersatzlose Streichung aber hält er für falsch: &bdquo;Zu hoffen, dass sich alle anderen Verkehrsteilnehmer schon an die Verkehrsschilder halten werden, ist einfach nur naiv.“ Alle Standorte werden noch einmal überprüft Mittlerweile ist auch der Rat der Stadt Löhne der Auffassung der Union gefolgt. In seiner jüngsten Sitzung beauftragte das Gremium die Stadtverwaltung mit einer Begutachtung sämtlicher demontierter Sperrpfosten. Gegebenenfalls, so der Beschluss, soll dort ein möglicher Ersatz wie etwa das Aufstellen Blumenkübeln geprüft werden. Während die Anwohner des Lakenpohls eine solche Maßnahme begrüßen würden, stellt sie für die Stadt Löhne eine Mammutaufgabe dar. Laut Olaf Bokämper wurden bislang 91 Standorte ausgemacht, die zu einem beträchtlichen Teil bereits von Pollern befreit wurden. Die müssten nun noch einmal genauer untersucht werden. &bdquo;In der kommenden Woche findet eine weitere Begehung statt“, sagt Bokämper. Dabei solle auch geschaut werden, ob und welche bauliche Maßnahmen konkret umgesetzt werden können. Noch besteht also Hoffnung auf eine Verbesserung am Lakenpohl – wenn auch nur eine begrenzte. Denn Blumenkübel oder andere Bauten dürfen laut Erlass nur in Ausnahmefällen und bei einer besonderen Gefahrenlage umgesetzt werden. &bdquo;Ein Begegnungsverkehr von Radfahrern und Kfz allein ist nicht ausreichend“, sagt Bokämper. Er will die Situation vor Ort nun erst einmal genauer beobachten. &bdquo;Dazu werden wir an mehreren Tagen die Verkehrsverhältnisse zu den markanten Hol- und Bringzeiten der Schule selbst beobachten und entsprechende Verkehrszählungen durchführen.“

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