Igel in großer Not: Tier- und Naturschützer erklären, wie man helfen kann

Löhne/Kreis Herford. Im Moment vergeht kaum ein Tag, an dem der Autorin nicht das Wildtier des Jahres begegnet – oder mehr das, was davon auf der Straße noch übrig ist. Hunderttausende Igel fallen jedes Jahr dem Straßenverkehr zum Opfer. Und auch sonst haben die Tiere es nicht leicht, werden immer mehr gefährdet. Igel-Feind Nummer eins ist der Mensch. Der kann aber aktuell auch helfen. Wie erklären Friedhelm Diebrok vom NABU im Kreis Herford und Britta Pyka von der Igelhilfe Herford. &bdquo;Den Igeln geht es im Moment sehr schlecht. Das Leid, das wir zu sehen bekommen, ist unermesslich“, sagt Britta Pyka. Hauptproblem: Den Tieren fehlt die Nahrung. Igel, mit vollem Namen heißt die hier verbreitete Art Braunbrustigel, ernähren sich von Insekten, vorzugsweise von den ebenfalls nachtaktiven Laufkäfern. Diesen fehlt der Lebensraum, wodurch sie immer seltener anzutreffen sind. Zwar essen Igel auch Schnecken, aber eher aus der Not heraus, wie Pyka erklärt. &bdquo;Schnecken sind auch Überträger von Parasiten. Die frisst der nur, wenn er nichts anderes hat.“ Die diesjährige Schneckenplage bringt den Igeln also nichts. Dreck und Tannennadeln gegen den Hunger &bdquo;Wenn wir derzeit Igel aufnehmen und den Kot untersuchen, finden wir dort Dreck und Tannennadeln“, berichtet Pyka. Das zeige die enorme Notsituation der gefährdeten Tiere. Und im Moment haben diese auch gerade erst Jungtiere, die auch ernährt werden müssen. &bdquo;Damit die Babys noch bis zum Winter groß werden können, brauchen sie genug Nahrung.“ Wer den Igeln ganz akut helfen will, kann zufüttern. Allerdings mit getreidefreiem Katzenfutter, nicht mit Igelfutter. &bdquo;Im handelsüblichen Igelfutter sind Haferflocken drin. Damit können die Igel gar nichts anfangen.“ Auch Hundefutter hat zu viele Kohlenhydrate. Die Igel-Expertin empfiehlt: &bdquo;Katzenfutter, möglichst pures Fleisch und ohne Soße. Die Soße macht den Igeln Verdauungsbeschwerden.“ Das Füttern der Tiere sei aber nur eine Notlösung, sagt Pyka. Denn es löst das Grundproblem nicht, wie auch Friedhelm Diebrok vom NABU erklärt. &bdquo;Nur zuzufüttern ist auch keine Lösung.“ Wer den Igeln wirklich helfen wolle, könne das mit naturnahen und vor allem giftfreien Gärten. Wer etwa den Schnecken mit Schneckenkorn zu Leibe rücke, vergifte damit auch die Igel. Aber auch andere Gifte können für den kleinen Säuger zur Gefahr werden. Lebensräume im Garten Generell ist ein insektenfreundlicher Garten auch gut für den Igel. &bdquo;Es hängt wirklich viel von den Insekten ab“, betont Diebrok. Die Not des Igels sei da nur ein Aspekt von vielen. Laubhaufen, Trockenmauern und Totholz sind wichtige Elemente in einem igelfreundlichen Garten. Stattdessen aber gebe es immer mehr Gärten, in denen Schotter und bodentiefe Zäune das Überleben für Igel und ihre Nahrung schwierig machen. Gerade zum Herbst hin helfe dem Igel, wenn Laubhaufen liegengelassen werden. Denn dort halten sie gerne ihren Winterschlaf. Wer handwerklich begabt ist, kann sogar ein Igelhaus bauen. Der NABU hat schon vor einigen Jahren dafür auf seinem Youtube-Kanal eine Anleitung zur Verfügung gestellt. Naturschützer gibt Tipps für das selbstgebaute Igelhaus Todesfalle Mähroboter Und Pyka weist noch auf eine immer häufiger werdende Gefahr für Igel in den Gärten hin: Mähroboter. &bdquo;Igel haben keinen Fluchtinstinkt. Die bleiben liegen und der Mähroboter läuft weiter, der macht nicht Halt. Darum appellieren wir an die Gartenbesitzer, einen Mähroboter, wenn überhaupt, nur am Tage fahren zu lassen.“ Das schränke die Gefahr für die dämmerungsaktiven Igel zumindest ein. Selbst die kleinste Wunde könne aktuell für die Igel zum Tod führen. &bdquo;Da sind sofort die Fliegen dran.“ Diese legen ihre Eier in die Wunde. &bdquo;Die Maden fressen das Tier von innen auf.“ Pyka bittet darum alle die, die aktuell einen tagaktiven oder verwundeten Igel sehen, sich sofort bei der Igelhilfe zu melden. &bdquo;Die Leute warten teilweise viel zu lange. Die Sterberate der Tiere, die wir aufnehmen, ist sehr hoch, weil es oft schon viel zu spät ist.“ Im Kontakt mit der Igelhilfe Herford könne dann immer noch geklärt werden, ob ein sofortiges Eingreifen notwendig ist. Helfer gesucht Bei all dem Leid der Igel, hat der Herforder Verein im Moment auch viel zu tun. Im Moment gebe es noch etwas Kapazitäten - vor allem weil die Sterberate aktuell so hoch sei. Bis zu 35 Tiere könnten gleichzeitig betreut werden. Es fehle vor allem an helfenden Händen, sagt Pyka. &bdquo;Hätten wir mehr Helfer, könnten wir auch mehr Igel aufnehmen.“ Wer einen Igel in Not entdeckt oder wer selbst vielleicht helfen möchte, kann sich bei der Igelhilfe Herford melden, Tel. 0151 21386210. Sprechstunde ist Montag bis Freitag, 17 bis 19 Uhr. In dringenden Notfällen kann aber auch außerhalb der Sprechstunde angerufen werden. Igel ist das Wildtier des Jahres Weil der Braunbrustigel auf dem Land in den modernen Kulturlandschaften immer weniger Lebensräume findet, ist er längst zum Stadtbewohner geworden, sucht Unterschlupf in Gärten und Grünanlagen. Da es ihm aber auch da immer schwerer gemacht wird, er mehr und mehr gefährdet ist, hat die Deutsche Wildtierstiftung das stachelige Tier zum Wildtier des Jahres ernannt. Erwachsene Tiere haben 5.000 bis 7.000 Stacheln, die ihren Rücken bedecken. Bei Gefahr rollen sich die Tiere ein. Dieses Verhalten wird ihnen auch im Straßenverkehr zum Verhängnis, weil sie dann einfach überrollt werden. Solche Gefahren außen vor können Igel bis zu sieben Jahre alt werden. Die Deutsche Wildtierstiftung hat die wichtigsten Informationen zu diesem besonderen Wildtier hier zusammengefasst.

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