Schlagertraum in Löhne und Bad Oeynhausen: Vanessa Mai rockt den Aqua-Magica-Park

Löhne/ Bad Oeynhausen. Kaum einen Moment steht sie still. Fegt über die Bühne und zeigt, dass Schlager auch rockig sein kann. Vanessa Mai tanzt mit ihren Fans vor der Bühne durch die laue Sommernacht. Rund 3.000 Besucher feiern auf dem &bdquo;Schlagertraum-Festival“ am Samstag im Aqua-Magica-Park. Viele haben sich in Schale geworfen: bunte Hemden, schrille Anzüge, lustige Sonnenbrillen, glitzernde Hüte, Blumenketten. In Gruppen sind sie unterwegs. Nalan, Gigi, Mercel und Mäggi haben es nicht weit. Die Freundinnen kommen aus Herford und Löhne. Gerade haben sie Olli P. noch auf der Bühne zugejubelt. &bdquo;Wir haben hier keinen bestimmten Star, den wir unbedingt sehen wollen. Wir machen uns hier ein paar schöne Stunden mit toller Musik und guter Stimmung“, erklären sie. Die gute Stimmung ist schnell da. DJ Rouven sorgt mit fetten Beats für eine gute Grundstimmung, die sich mit den Live-Auftritten der ersten Künstler noch gesteigert. Deutlich früher als erwartet steht Schlager-Urgestein Bernhard Brink auf der Bühne. Jung und Alt singen gemeinsam, was das Zeug hält - etwa beim Lied &bdquo;100 Millionen Volt“. &bdquo;Das kommt auch bei den jungen Leuten gut an“, weiß Brink. Bei &bdquo;Nicht einmal der Himmel“ schwingen einige sogar mit ein paar Discofox-Schritten das Tanzbein. Politische Botschaft vom Schlagerstar Neben guter Stimmung und mehreren Zugaben gibt es von dem 72-Jährigen auch politische Statements. &bdquo;Was auf der Welt abgeht, ist ja nicht zu glauben. Ich hoffe, dass wir bald in Deutschland eine Regierung haben, die mehr Klasse hat“, äußert sich Brink. Auch auf die Anschlagspläne bei den Taylor-Swift-Konzerten in Wien kommt er zu sprechen. &bdquo;Es werden immer mehr Menschen geboren, deshalb gibt es auch immer mehr Arschlöcher auf der Welt.“ Frank und Samantha sind mit Freunden aus Rahden aufs Festival gekommen. &bdquo;Wir sind große Schlagerfans und finden es toll, dass es hier in der Region so ein schönes Festival gibt“, sagt Samantha. Seit 15 Uhr feiern sie und das nicht nur mit Musik. Am späten Nachmittag türmt sich bereits ein stattlicher Turm leer getrunkener kleiner Hubertus-Tropfen-Fläschchen auf dem Stehtisch. Am Ende sind daraus zwei Twin-Towers geworden. Michelle, die angekündigt hat, nach 30 Jahren ihre Karriere zu beenden, sorgt bei ihren Fans für Jubel. Als ihr Auftritt beginnt, gibt es für Jenny Schwarze kein Halten mehr. &bdquo;Sie ist so hübsch und verbreitet immer good vibes“, sagt sie, bevor sie zum nächsten Hit der Künstlerin mitsingt. Mutter und Tochter singen nicht gemeinsam Jenny und ihre Freunde sind Wiederholungstäter beim Schlagertraum. &bdquo;Es ist hier ein kleiner Ort, aber hier sind die geilsten Acts überhaupt“, lautet ihr eindeutig positives Urteil. &bdquo;Wir lieben es.“ Liebe möchte auch Sängerin Michelle in die Welt tragen. Zu ihrem Song &bdquo;Wer Liebe lebt“ appelliert sie an ihr Publikum: &bdquo;Zeigt mir mal eure Liebe.“ Ein paar Stunden später singt Michelles Tochter Marie Reim auf der Bühne. Dort kommt es allerdings nicht zu einer kleinen Familienzusammenführung. Michelle steht nicht als Überraschung plötzlich neben ihr und schnappt sich das Mikrofon. Stattdessen interpretiert Marie Reim &bdquo;Verdammt ich lieb Dich“, den Megahit ihres Vaters Matthias Reim. Olli P., der am Samstag Geburtstag hat, singt unter dem Jubel der Fans nicht nur den Herbert Grönemeyer-Hit &bdquo;Flugzeuge im Bauch“. Seine Version von &bdquo;Griechischer Wein“ gehört auch zum Set, während sich Vincent Gross ein paar Stunden später in seinem Sommerhit einem anderen griechischen Nationalgetränk widmet. &bdquo;Ich trink Ouzo – was trinkst Du so?“, singt er und das Publikum stimmt ein. Nahbare Künstler geben Autogramme Anna-Carina Woitschack ist bereits zum zweiten Mal nach 2023 beim &bdquo;Schlagertraum“ dabei. Wie auch bei fast allen anderen Künstlern ist ihr Set eine Mischung aus eigenen Liedern und Hits von den Stars der Szene. Woitschack, die gerade auf dem Playboy-Cover zu sehen ist, zeigt sich gegenüber ihren Fans sehr nahbar. Nach ihrem Auftritt gibt sie gemeinsam mit Vincent Gross mehr als eine halbe Stunde Autogramme. Im Backstage-Bereich macht sie ein Selfie mit den Security-Leuten. Andere sind ganz schnell wieder verschwunden. Michelle ist am Abend auf dem Gelände nicht mehr zu sehen. Olli P. ist direkt nach seinem Auftritt gefahren. Zeit hatte er aber für jede Menge Selfies mit den Fans. Die Schlagerfans, viele von ihnen mit Kränzen im Haar und einheitlichen T-Shirts unterwegs, erleben ein schönes, gut organisiertes Festival. Die Getränkepreise sind im erträglichen Rahmen. Im Gegensatz zu den Parklichtern gibt es an den Getränkeständen kostenloses Trinkwasser für die Gäste. Mit guter Sicht auf die Bühne hat Veranstalter Karl-Wilhelm Bruns barrierefreie Plätze für Menschen mit Behinderungen reserviert. Vanessa Mai setzt Maßstäbe So kann auch eine Gruppe der Lebenshilfe den Auftritt von Vanessa Mai genießen. Viele Fans haben die Sängerin aus dem &bdquo;Schwabenland“ – so ordnet sie sich selbst geographisch ein – schon live gesehen. Sie werden von ihr mit &bdquo;Hallo Mai-Team begrüßt“. Mit ihrer Show setzt sie an diesem Abend Maßstäbe, sie tanzt über die Bühne, animiert das Publikum zum Mitmachen. Und sie wird von Gitarre und Schlagzeug live begleitet. Die anderen Künstler haben in Halb-Playback gesungen. Der Gesang war live, die Musik kam aus der Konserve. Schnell ist Mai mit den Fans in Kontakt. Plötzlich steht sie mit einer Flasche Herforder Pils in der Hand auf der Bühne. &bdquo;Ist das hier Euer Lieblingsbier?“, fragt sie. Viele stimmen zu, es gibt aber auch Pfiffe. &bdquo;Über Politik, Religion und Bier sollte man lieber nicht diskutieren“, sagt sie und singt das nächste Lied. Gegen 23 Uhr endet der Schlagertraum und die Menschen kehren in den Alltag zurück. Viele von ihnen mit einem Lächeln im Gesicht.

Meistgelesen