Wie bunt ist Löhne? So fühlen sich queere Menschen in der Werrestadt

Löhne. &bdquo;Queeres Leben ist in Löhne aus meiner Perspektive recht unsichtbar”, erklärt Dennis Gärtner. Er ist einer der Organisatoren der Löhner Variante des Aktionstags gegen Queerfeindlichkeit am 17. Mai und auch im Bahnhofsverein &bdquo;Löhne umsteigen“ aktiv. Aber wie bunt ist denn die Werre-stadt nun wirklich? Welche Aktionen und Gruppen gibt es? Wir haben nachgefragt. Die Stadt Löhne solidarisiert sich mit der Community und hisst jedes Jahr als Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vor dem Rathaus am internationalen Tag gegen Queerphobie die Regenbogenflagge. Für queere Menschen, also Menschen, die nicht heterosexuell sind oder sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren, als ihnen bei der Geburt zugewiesen worden ist, ist die Regenbogenflagge, im Englischen &bdquo;Pride Flag“, ein wichtiges Bekenntnis zur eigenen Identität. Sie drücken damit ihre eigene Zugehörigkeit aus und solidarisieren sich – insbesondere während des sogenannten Pride Month, der weltweit jeden Juni gefeiert wird. Büchertisch im Pride Month Einen Monat lang kommen &bdquo;LGBTQAI+“-Communities zusammen, feiern die Freiheit und protestieren gegen die Unfreiheit, Diskriminierung und den Hass, mit dem viele von ihnen weiterhin konfrontiert sind. Die englische Abkürzung &bdquo;LGBTQAI“ steht für Lesbians, Gays, Bisexuals, Transgender, Intersex, Agender und Queers. Manchmal wird diese Abkürzung noch um ein Sternchen oder ein Plus ergänzt – als Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter. Gelebte Sichtbarkeit ist auch der Löhner Stadtbücherei ein Anliegen. Auch dort wird der Sichtbarkeitsmonat gefeiert: &bdquo;Seit mehreren Jahren gibt es bei uns während des ,Pride Month’ einen extra Büchertisch“, sagt Meike Lohmeier, stellvertretende Leitung der Stadtbücherei. &bdquo;Wir richten eine kleine Bücherausstellung ein, die sich genreübergreifend mit dem Thema und der Community beschäftigt“, erklärt sie. Darunter seien zum Beispiel Sach-, und Kinderbücher, Bilderbücher, Romane oder Comics: &bdquo;Die Bücher gehen ganz unterschiedlich an Queerness heran – in manchen sind die Charaktere queer, andere sind eher informativ. Die Buchempfehlungen kommen immer gut an, eben auch, weil wir versuchen, an jede Person, egal welchen Alters oder Wissensstandes, zu denken“, so Lohmeier. Queerfeindlichkeit in Löhne Queerfeindlichkeit sei in Löhne jedoch immer wieder präsent, berichtet Dennis Gärtner. Um mehr Sichtbarkeit für die queere Community zu schaffen, organisierte Gärtner gemeinsam mit anderen vor dem Löhner Bahnhof einen Aktionstag zum 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Queerfeindlichkeit. Einige Passanten hätten das Team dabei durch die alleinige Sichtbarkeit der Regenbogenflagge beleidigt und angeschrien. &bdquo;Wir wurden mehrfach angepöbelt und beschimpft, auch als der Bürgermeister gerade am Stand zu Gast gewesen ist”, erzählt er. Übertönt wurden die Diskriminierungen durch die Band, die am Aktionstag aufgetreten ist. Durch einen Tusch überspielten sie die Pöbeleien. Genau dieses Verhalten hätten Dennis Gärtner und das Organisationsteam in ihrer Aktion bestärkt: &bdquo;Momente wie diese sind der Grund, warum Engagement und Sichtbarkeit so wichtig sind. Und: Der immer wieder aufkommende Vorwurf, wir wären zu sichtbar, kann somit auch entkräftet werden. Wir sind hier. Wir existieren. Und wir werden nicht gehen“, sagt Gärtner nachdrücklich. Sichere Räume für queere Menschen Er fühle sich in Löhne zwar nicht unsicher, nehme aber im Allgemeinen für ihn beängstigende gesellschaftliche Verschiebungen wahr: &bdquo;Gerade durch das Erstarken rechter Parteien fühlt man sich immer unsicherer.“ Die gesamte gesellschaftliche Stimmung fühle sich sehr unwirklich an. &bdquo;Da ist momentan so viel Hass”, sagt der Löhner. Gleichzeitig habe er jedoch auch Hoffnung: &bdquo;Bei der Demo gegen Rechts, bei der auch ich gewesen bin, war es anders. Es tat sehr gut zu sehen, wie Menschen gegen den Hass, Queerfeindlichkeit und Rassismus aufgestanden sind.“ Gleiches beobachte er auch in anderen gesellschaftlichen Räumen: &bdquo;Auch Hasskommentare bei Facebook oder queerfeindliche Sticker nehmen zu“, ergänzt er. Für ihn stellt sich immer wieder die Frage, woher diese Verhaltensweisen kommen: &bdquo;Hass und Queerfeindlichkeit machen keinen Sinn. Was bewegt solche Menschen?“ Dennis Gärtner findet klare Worte: &bdquo;Wir als Gesellschaft müssen dem entschlossen entgegentreten. Wo soll das noch hinführen?“ Dennis Gärtner wünscht sich mehr sichere Räume für queere Menschen – auch in Löhne. &bdquo;Treffpunkte wie der Queerpoint in Bad Oeynhausen fehlen hier. Viele Konzepte haben einen Großstadtbezug. Auch in Kleinstädten sollte es Anlaufstellen geben.“ Treffpunkte und Aktionen werden gefordert Zwar gab es bis vor Kurzem eine queere Jugendgruppe im Kinder- und Jugendzentrum Riff, die auch bald wieder neu starten soll, insgesamt fehlten aber Orte und Gelegenheiten zum Austausch. Es gebe kaum Strukturen, die es queeren Menschen ermöglichen, sich auch untereinander zu verknüpfen und zu netzwerken: &bdquo;Mein persönlicher Wunsch wäre, auch eine Christopher-Street-Day-Veranstaltung für den Kreis Herford zu haben“, so Gärtner. Auch den Löhner Bahnhof als Dritten Ort könne man für mögliche Ideen miteinbeziehen: &bdquo;Ein interessanter Treffpunkt, der für alle Bevölkerungsgruppen offen und sicher ist – egal ob für queere Menschen, Geflüchtete oder Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen. Ins Gespräch zu kommen baut Vorurteile ab. Wenn einige Menschen mitbekommen, dass wir Schwulen keine Monster mit acht Armen sind, ist vielen schon geholfen“, sagt er und lacht. &bdquo;Wir wollen keine Toleranz, wir wollen Akzeptanz. In Löhne und überall.“

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