Nach Bedrohungen und Randale: Löhner Postfilialen-Betreiber wollen aufhören

Löhne. Eigentlich läuft es gut in der Postfiliale an der Lübbecker Straße 7b. Betreiberin Daniela Koch berichtet von rund 280 Postkunden pro Tag. Und ursprünglich hatten sie und ihr Mann Andre sich auch darauf gefreut, die zentrale Post in Löhne zu betreiben, als sie im November eröffneten. Das hat sich jetzt jedoch gewandelt. &bdquo;Es ist jetzt wiederholt zu Bedrohungen und Übergriffen durch Postkunden gekommen“, berichtet Andre Koch. Darum hätten er und seine Frau sich dazu entschlossen, den Postanteil des Ladens wieder aufzugeben. Auslöser für diese Entscheidung war ein Vorfall am Abend des 6. Juni. Bei einem Kunden, der sein Paket abholen wollte, funktionierte die elektronische Identifizierung aufgrund eines ausländischen Passes nicht. Das Paket konnte darum nicht rausgegeben werden. Ein Umstand, für den Daniela Koch nichts kann. Dennoch habe sie die Wut des Kunden direkt abbekommen. Polizei eskortiert aggressiven Kunden aus der Postfiliale &bdquo;Der hat uns Schläge angedroht und angekündigt, seine Freunde anzurufen, und mit ihnen den Laden kurz und klein zu hauen“, berichtet Andre Koch. Noch im Laden habe der Mann das Handy gezückt und genau das getan. Als er wiederholt die Aufforderung, den Laden zu verlassen, und das ausgesprochene Hausverbot ignoriert habe, riefen die Kochs die Polizei. Diese bestätigt, dass sie um 17.40 Uhr alarmiert wurde und zu dem Einsatz rausgefahren ist. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass etwas so eskaliert sei. Mehrfach schon habe er die Polizei rufen müssen, berichtet Andre Koch. Dazu kommen andere, ebenfalls grenzwertige Auseinandersetzungen. Sogar am gleichen Tag habe zum Beispiel ein weiterer Kunde Daniela Koch beschimpft, weil er aufgrund eines eigenen Fehlers ein Paket neu aufgeben und noch einmal bezahlen musste. Für sie sei das auf Dauer sehr belastend. &bdquo;Ich habe einfach Angst“, sagt Daniela Koch. Ihr geht es nach dem Ärger am Vortag sehr schlecht. &bdquo;Wenn man am Abend weinend im eigenen Geschäft steht, dann läuft etwas schief“, ergänzt ihr Mann. Löhner Postfiliale schließt erstmals außerplanmäßig Weil aktuell zu wenig Personal da sei, um einzuspringen, lassen die beiden ihren Laden für zwei Tage, am 7. und am 8. Juni, geschlossen. Das seien die ersten Tage, an denen sie seit der Eröffnung schließen mussten. An der Ladentür hängt eine Information, in der Andre Koch die Schließung erklärt. Der Laden hat normalerweise sechs Tage die Woche durchgehend geöffnet, montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 15 Uhr. Noch wenige Tage zuvor berichteten die Kochs der NW stolz davon, dass sie von Beginn an immer zuverlässig für die Kunden da waren. Denn sie hatten sich das Vertrauen erst erarbeiten müssen. &bdquo;Am Anfang schlug uns schon teilweise ein eisiger Wind entgegen“, meint Daniela Koch. Das sei in den Erfahrungen der Menschen mit der Post an der Bahnhofstraße begründet gewesen. Sie ist durch die neue Innenstadt-Filiale ersetzt worden. Der Vorgänger hatte, vor allem zum Schluss, immer wieder tageweise geschlossen. Postfiliale braucht viel Personal und ist nicht wirtschaftlich Diese Unzufriedenheit konnten die Kochs mit der Zeit beheben. Zahlreiche Postkunden kommen täglich, ausgesprochen gute Bewertungen im Internet zeugen davon, dass die Löhner die neue Post gut angenommen haben. Mit einem mobilen Scanner und einem auf Schnelligkeit optimierten Lagersystem können lange Schlangen in der Regel vermieden werden. Das Dampfstudio, in das die Post integriert ist, habe sich auch etabliert, berichtet Andre Koch. Und mit den meisten Kunden bestehe ein sehr gutes Verhältnis. &bdquo;Aber es gibt immer wieder welche, die treiben es auf die Spitze.“ All der Ärger, den die beiden stellvertretend für alle möglichen postbezogenen Probleme abbekommen, sei aber letztendlich nur die Spitze des Eisbergs. Da die Postfiliale alleine nicht wirtschaftlich sei, brauche es immer ein gut laufendes Beigeschäft. Außerdem sei das Ganze ziemlich personalaufwendig. &bdquo;Ich bin eigentlich dauerhaft auf der Suche nach Personal“, sagt Andre Koch. Sie wollen ihren Kunden eine gute Erfahrung bieten, aber nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit, erklären die beiden. Darum der Entschluss, die Post aufzugeben. Das werde nicht von heute auf morgen passieren, sagt Andre Koch. &bdquo;Wir wollen eine vernünftige Übergabe machen.“ Immer wieder Probleme mit Postfilialen in Löhne Das bestätigt auch Rainer Ernzer, Pressesprecher der Deutschen Post. &bdquo;Wir versuchen jetzt möglichst schnell einen Ersatz zu finden.“ Gemeinsam mit dem Ehepaar Koch wolle man versuchen, diesen Wechsel auch möglichst übergangslos zu gestalten, &bdquo;so dass auch die ganze Zeit eine Post vor Ort vorhanden ist“, sagt Ernzer. Leider komme es hin und wieder zu Unstimmigkeiten mit Kunden, das sei aber insgesamt zum Glück eher selten. &bdquo;Das ist traurig, dass das da jetzt so gelaufen ist“, meint der Postsprecher. &bdquo;Wir versuchen jetzt für die Kochs, für die Kunden und für uns die beste Lösung zu finden.“ Mit den Postfilialen in Löhne gibt es seit einigen Jahren immer wieder Probleme. 2023 hatten die Filialen in Mennighüffen, an der Königstraße und an der Bahnhofstraße in Obernbeck nacheinander geschlossen. Während die Innenstadt-Post das Versorgungsgebiet der Post an der Bahnhofstraße übernahm, hat die Post in Mennighüffen erneut eine Interimsfiliale eingerichtet. Für die Königstraße wird ebenfalls noch nach Ersatz gesucht, berichtet Postsprecher Rainer Ernzer. Der Hintergrund: Drei Schließungen und eine Neueröffnung: Post in Löhne vor vielen Veränderungen Dampfladen bleibt in Löhne Und jetzt nun eben auch in der Innenstadt. Die neue Post wird dann jedoch höchstwahrscheinlich an einer anderen Adresse zu finden sein. Denn das Dampfstudio wollen Kochs an gleicher Stelle weiterbetreiben. Dazu überlegen die beiden nun, mit Tabakwaren und Automaten das Sortiment zu erweitern. Tabakwaren würden ohnehin schon lange nachgefragt. Und: &bdquo;Ohne die Post sparen wir beim Personal eine Person ein“, sagt Andre Koch. Trotz alledem würden sich Daniela und Andre Koch in jedem Fall über eine langfristige Zukunft mit ihrem Standort in Löhne sehr freuen - auch ohne Post. &bdquo;Wir mögen Löhne sehr gerne“, sagt Andre Koch, der sich inzwischen auch bei der Stadtmarketing-AG Vitale City einbringt. &bdquo;Beim Paradise Sunset am 13. Juni werde ich die Cocktails mixen“, berichtet er.

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