Löhner Unternehmer hat sich gegen grenzenloses Wachstum entschieden

Löhne. Es wird wohl kaum einen Haushalt geben, in dem nicht mindestens ein Zollstock zur Grundausstattung gehört. Das Unternehmen &bdquo;Maßstab Diamant“ mit Sitz an der Oeynhausener Straße stellt im Jahr rund vier Millionen Maßstäbe her. Geschäftsführer Thomas Albers geht es dabei nicht um den letzten Cent Profit am Ende des Geschäftsjahres. &bdquo;Maßstab Diamant“ ist eines von wenigen Unternehmen in der Region, das sich an der Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie orientiert und eine entsprechende Bilanz erstellt hat. &bdquo;Unsere Kunden kommen aus allen Bereichen der Baubranche“, sagt Albers, der das Unternehmen am 1. August 2001 mit einem Geschäftspartner in Mennighüffen gründete. Der Start in die Selbstständigkeit sei gut gelaufen. &bdquo;Dann kam der 11. September 2001 mit den Anschlägen auf das World Trade Center. Durch die folgende Wirtschaftskrise wurden wir etwas ausgebremst“, erinnert er sich. Albers ist einer Branche unterwegs, deren Ursprünge weit zurück reichen. Im Foyer seines Unternehmens präsentiert er in einer kleinen Ausstellung historische Messwerkzeuge, die zum Teil über 100 Jahre alt sind. &bdquo;Im alten Ägypten wurden schon im Jahr 3.000 vor Christus Zählstäbe verwendet“, sagt Albers. Zollstöcke aus Buchenholz Ihre Bedeutung haben die Maßstäbe bis heute nicht verloren. Schon lange werden digitale Messinstrumente verwendet, die in vielen Bereichen einen Zollstock komplett ersetzen könnten. &bdquo;Die Digitalisierung hat sich auf unser Geschäft nicht negativ ausgewirkt. Die Nachfrage nach Maßstäben ist immer hoch geblieben“, sagt Albers. Die Rohlinge werden in zwei Unternehmen in Tschechien aus Buchenholz hergestellt. In Löhne werden sie dann nach den Wünschen der Kunden gestaltet. &bdquo;Je nach Anforderung können wir die Maßstäbe im Tampondruck oder im Fotodruck bearbeiten“, sagt Mitarbeiter Sven Schulz. Durch die unterschiedlichen Techniken sei eine individuelle Gestaltung der Zollstöcke möglich. &bdquo;Ganz entscheidend ist, dass die Zollstöcke ein CE-Prüfsiegel haben. Damit ist die Maßgenauigkeit garantiert“, sagt Albers. Auf einer Standardlänge von zwei Metern dürfe die Abweichung maximal 1,4 Millimeter auf der gesamten Länge betragen. Dass die Maßstäbe noch immer so gefragt sind, liegt nach Überzeugung von Albers nicht nur daran, dass die so praktisch sind. &bdquo;Wir bezeichnen sie als werbendes Werkzeug“, sagt er. Dass das die Kunden ähnlich sehen, zeigt die besonders hohe Nachfrage zum Jahresende. &bdquo;Dann werden die Maßstäbe als kleine Weihnachtsgeschenke geordert. Viele Leute freuen sich über einen schönen Zollstock zum Jahresende“, sagt der Geschäftsführer. Die enkeltaugliche Wirtschaft Das Unternehmen hat sich gut entwickelt. Seit vielen Jahren hat es seinen Sitz an der Oeynhausener Straße. 30 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Schon lange treibt den Geschäftsführer die Frage um, wie er sein Unternehmen nachhaltiger aufstellen kann. &bdquo;Wir brauchen eine enkeltaugliche Wirtschaft“, sagt er. Ein gesundes Unternehmen sei natürlich die Basis für Zukunftsfähigkeit. "Wir müssen uns aber von dem ständigen Schneller-höher-weiter verabschieden.“ Bei seiner Suche, nach einem &bdquo;enkeltauglichen Ansatz“ für wirtschaftliches Handeln ist er auf das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie gestoßen. &bdquo;Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist eine zivilgesellschaftliche Reformbewegung, die das Ziel verfolgt, wirtschaftliche Aktivitäten auf ein demokratisch definiertes Gemeinwohl auszurichten. Werte wie Kooperation, die Achtung der Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung sollen die Gestaltung sowohl von volkswirtschaftlichen als auch betriebswirtschaftlichen Prozessen leiten“, so definiert Wikipedia das Prinzip. Albers hat basierend auf diesen Grundlagen eine Gemeinwohlbilanz für &bdquo;Maßstab Diamant“ erstellt. &bdquo;Das hat eine Menge Arbeit gemacht, einige Prozesse haben wir umgestellt“, sagt er. Ein wichtiger Punkt sind die Lieferketten. &bdquo;Die Lieferanten der Rohlinge in Tschechien besuchen wir regelmäßig. Sie müssen uns garantieren, dass sie das Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung beziehen und ihren Mitarbeitern faire Löhne zahlen“, sagt er. Abschied von Just in time Mit Blick auf die CO2-Bilanz hat er sich von der Just-in-time-Lieferung der Rohlinge aus Tschechien verabschiedet. &bdquo;Wir haben im letzten Jahr unser Lager komplett umgebaut und erweitert. &bdquo;Wir werden jetzt nur noch einmal statt drei- bis viermal im Monat beliefert“. Teile der Verpackungen seien auf ein Kreislaufsystem mit Kunststoffboxen umgestellt worden. &bdquo;Maßstab Diamant arbeitet nur mit heimischen Banken zusammen und zahlt den Mitarbeitern eine freiwillige betriebliche Altersversorgung.“ Die Mitarbeiter können auch das Dienstrad-Modell nutzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen zahle das Unternehmen die Hälfte der monatlichen Leasingrate. Diese und viele weitere Maßnahmen werden in einem Punktesystem bewertet. Auf dieser Basis wird die Bilanz erstellt. &bdquo;Die ist zwei Jahre gültig. Wir werden natürlich auch gefragt, was wir uns vorgenommen haben, um beim nächsten Mal auf eine höhere Punktzahl zu kommen. Was wir hier machen, ist weit mehr als ein Feigenblatt.“ In der Region gibt es nur wenige Unternehmen mit einer Gemeinwohlbilanz. Der bundesweit bekannte Outdoor-Artikel-Hersteller Vaude aus Baden Württemberg gehört ebenfalls zur Gemeinwohlbewegung.

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