Autobahn dicht: Löhner Feuerwehr bringt Schülerin aus Minden zur Abi-Klausur

Löhne. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer auf der A30 werden sich am 16. April gewundert haben: Während sie an diesem Tag im Stau gestanden haben, lief plötzlich eine junge Frau in einem gestreiften Shirt mit Rucksack über die voll gesperrte Autobahn. Ihr Ziel: Pünktlich zu ihrer Abitur-Klausur erscheinen. Dabei wurde sie überraschend von besonderen Helfern aus Löhne unterstützt. Die 18-Jährige Merle aus Minden war gemeinsam mit ihrer Mutter auf dem Weg Richtung Bielefeld, um ihre Psychologie-Klausur zu schreiben, als sie sich plötzlich mitten im Stau befand: &bdquo;Eigentlich fahre ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Oberstufenkolleg, diese haben aber Dienstag gestreikt. Auch auf der A2 hat uns das Navi ein hohes Verkehrsaufkommen angezeigt. Nur deshalb sind wir über die A30 gefahren – mitten in den Stau“, erzählt sie. Auf der Autobahn kam es am 16. April um 7.30 Uhr morgens zu einem Verkehrsunfall mit zwei beteiligten Pkw. Beide standen auf der linken Fahrbahn in Fahrtrichtung Osnabrück, was eine Vollsperrung ab der Anschlussstelle Löhne zur Folge hatte. Die Feuerwehr sicherte die Unfallstelle ab, durch den Verkehrsunfall kam es jedoch zu langen Staus in und um Löhne. Kurzentschlossen zu Fuß über den Seitenstreifen &bdquo;Wir haben erst mal abgewartet, ob sich wohl noch etwas tut, aber schnell ging nichts mehr. Wir haben dann im Internet geguckt, was überhaupt passiert ist. Dort stand jedoch, dass sich die Vollsperrung wahrscheinlich bis 10 Uhr ziehen wird.“ Zu spät für die Schülerin, denn die Klausur war für 9 Uhr terminiert: &bdquo;Ich habe dann bei der Polizei angerufen und gefragt, was ich tun soll. Die war sehr verständnisvoll, konnte mir jedoch nicht weiterhelfen,“ erinnert sich Merle. Wie soll sie nun pünktlich zur Klausur erscheinen? &bdquo;Wir waren gerade mit den Aufräumarbeiten beschäftigt, als wir eine junge Dame auf dem Seitenstreifen gesehen haben. Im ersten Moment waren wir natürlich verwundert, warum dort jemand lang läuft und ob es sich bei ihr beispielsweise um eine Angehörige handelt“, erzählt Feuerwehrmann Björn Schäffer von der Feuerwehr Löhne. Er war an dem Morgen selbst vor Ort: &bdquo;Natürlich haben wir sie, als sie in Rufweite gewesen ist, direkt angesprochen und gefragt, ob wir ihr helfen können,“ so Schäffer. In der Hoffnung, es vielleicht doch noch pünktlich zur Klausur zu schaffen, hatte sich Merle, nach Absprache mit der Autobahnpolizei, zu Fuß auf den Weg über die vollgesperrte Autobahn gemacht. Sie wollte sich an der Ausfahrt Kirchlengern von ihrem Vater abholen lassen: &bdquo;Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Die Polizei hat mich natürlich gewarnt, aber ich bin dann trotzdem losgelaufen“, erzählt sie. Feuerwehrleute bieten Hilfe an An der Unfallstelle angekommen, sprach sie erst mit weiteren Polizisten, dann wurde die Feuerwehr auf Merle aufmerksam: &bdquo;Das waren wirklich sehr liebe und nette Männer, die sofort ihre Hilfe angeboten haben“, erinnert sich die Schülerin. Währenddessen stand sie auch mit der Schule in Kontakt: &bdquo;Meine größte Angst war, dass ich mein Abitur nicht schreiben darf. Die Schule hat mich versucht zu beruhigen, aber ich war wirklich sehr aufgeregt.“ Das haben auch die Feuerwehrmänner gemerkt: &bdquo;Man konnte ihr ansehen, wie stark sie unter Stress stand. Es war an dem Tag zusätzlich auch unheimlich kalt“, erinnert sich auch Björn Schäffer. &bdquo;Wir waren uns direkt einig, dass wir Merle im Fahrzeug mitnehmen – da gab es keine Diskussion,“ so der Feuerwehrmann. Die Einsatzstelle sei darüber hinaus sehr weit auseinander gezogenen gewesen: &bdquo;Wenn man überlegt, dass sie noch knappe 1,5 Kilometer hätte zu Fuß gehen müssen, um die Anschlussstelle zu erreichen, wäre sie mindestens 20 Minuten unterwegs gewesen. Solange hätte die Polizei auch die Strecke gesperrt halten müssen, damit sichergestellt werden kann, dass Merle heile und unversehrt an der Ausfahrt ankommt. Mit dem Einsatzfahrzeug waren das wiederum keine fünf Minuten – das war für alle Parteien erleichternd – auch für die Polizei,“ erklärt der Feuerwehrmann. Den Tag gerettet Der Plan, sie an der Autobahnabfahrt abzusetzen, sei für die Feuerwehrleute jedoch keine Option gewesen, dort herrsche viel Verkehr: &bdquo;Stattdessen haben wir sie bis &bdquo;Karlchen’s Backstube“ mitgenommen und der Polizei Bescheid gegeben“, erzählt Schäffer. Es hätte keine Sekunde zur Debatte gestanden, Merle nicht zu helfen: &bdquo;Uns freut, dass wir da noch eine weitere gute Tat tun konnten.“ Gleichzeitig mahnt Björn Schäffer: &bdquo;Merle hat vorher mit der Polizei gesprochen, die ihr aufgrund der Dringlichkeit, erlaubt hat, am Seitenstreifen zu laufen. Das sollte man trotzdem nicht nachmachen,“ sagt er mit einem Zwinkern. Aber hat Merle es denn noch pünktlich zu ihrer Klausur geschafft? &bdquo;Ich war nicht mehr ganz pünktlich, aber ich durfte trotzdem noch mitschreiben. Die anderen hatten noch nicht angefangen“, erzählt sie. Während Merle Richtung Ausfahrt eskortiert wurde, sei auch die Vollsperrung aufgehoben worden: &bdquo;Meine Mama hat mich dann auf dem Parkplatz eingesammelt. Die Aktion hat mir aber so oder so den Tag gerettet. Ich bin mit viel besserer Stimmung in die Klausur gegangen“, freut sich die Mindenerin. In der Schule und im Bekanntenkreis habe sich ihr Abenteuer ebenfalls herumgesprochen: &bdquo;Alle fanden das sehr witzig, wem passiert so etwas schon?“ Am Ende haben Merle und die Einsatz-Crew dann noch ein Erinnerungsfoto geschossen: &bdquo;Sonst glaubt mir das in der Schule doch niemand“, lacht die Schülerin.

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