Löhner Unternehmen sprechen sich deutlich gegen Rechtsextremismus aus

Löhne. &bdquo;Wie geht es Ihnen denn heute?“ Maureen Bob-Anyeji beugt sich freundlich lächelnd zu einer Seniorin im Rollstuhl und unterhält sich mit ihr. Seit einigen Monaten arbeitet die 65-Jährige im Seniorencentrum St. Laurentius als Betreuerin. Damit gehört sie zu dem Viertel der Belegschaft in dem Löhner Altenheim mit ausländischem Pass. &bdquo;Wir lieben es bunt“, sagt Heike Strüber, die die Einrichtung leitet, die zu den Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn gehört. 160 Mitarbeiter von Pflege bis Hauswirtschaft kümmern sich hier um insgesamt 154 Bewohner. Dass die Mitarbeiter zum Teil aus aller Herren Länder kommen, mache es natürlich nicht immer einfach. &bdquo;Es gibt schon Vorurteile. Wenn ein Mitarbeiter anders aussieht, gibt es immer mal Bewohner, die das nicht tolerieren. Da versuchen wir dann gegenzusteuern“, erklärt Strüber. Auf eigenen Beinen stehen Maureen Bob-Anyeji hat trotz der anderen Hautfarbe solche Erfahrungen im Laurentiusheim bisher nicht gemacht, berichtet sie. Sie ist 2012 ihrem Sohn nach Deutschland gefolgt, da war sie schon über 50 Jahre alt. Nicht zu arbeiten war für sie aber nie eine Alternative. Sie wollte auf eigenen Beinen stehen. &bdquo;Ich habe in Nigeria als Modedesignerin ein Geschäft gehabt“, sagt sie. Studiert habe sie jedoch einst &bdquo;Guidance Counseling“, psychologische Beratung. In Deutschland kehrte sie dann zu diesen Wurzeln zurück, machte 2015 eine Fortbildung zur Betreuungskraft. Während Bob-Anyeji nach langem Hin und Her inzwischen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis hat, hat diese ihr Kollege Mohammed Al Ani noch nicht. Der 57-Jährige ist 2015 mit seiner vierköpfigen Familie aus dem Irak gekommen und arbeitet im Seniorencentrum als Küchenhilfe. &bdquo;Wir danken Gott dafür, was wir hier für Chancen haben“, sagt er. Endlich habe er keine Angst mehr, dass die Kinder nicht mehr wieder kommen, wenn sie vor die Tür gehen. Zuwanderung gegen Fachkräftemangel Ohne zugewanderte Menschen wie Bob-Anyeji und Al Ani wäre der Fachkräftemangel im Pflegesektor wahrscheinlich noch schwerer zu stemmen, sagt Strüber. In nicht wenigen Fällen habe sie darum bangen müssen, ob nicht ein wertvoller Mitarbeiter auf einmal abgeschoben wird. Auch darum habe sie der Bericht von Correctiv über das Treffen von Rechtsextremen, darunter Funktionäre der AfD, in Potsdam und den dort diskutierten Plänen zu einer groß angelegten Vertreibung von Menschen aus anderen Herkunftsländern sehr entsetzt. &bdquo;Wir werden die Arbeit gar nicht ohne Zuwanderung schaffen.“ Hermes setzt auf ein Sprachpaten-Programm Ähnlich äußern sich auch andere Unternehmen in Löhne. Beim Standort des Logistikers Hermes Fulfilment arbeiten 392 Mitarbeitende mit 30 unterschiedlichen Nationalitäten, darunter Syrer, Polen und Eritreer. &bdquo;350 Beschäftigte haben einen deutschen Pass, haber aber teilweise eine internationale Herkunft, viele stammen zum Beispiel aus der Türkei“, teilt Hermes Fulfilment mit. &bdquo;Als international agierender Logistikdienstleister bekennen wir uns zu Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit“, sagt Betriebsleiter Thomas Saltenbrock. Diese Werte gebe es nicht bloß in der Theorie, sondern sie würden in allen Betrieben des Unternehmens gelebt. &bdquo;Bei uns im Logistikzentrum Löhne zum Beispiel mit einem Sprachpaten-Konzept.“ 28 Paten, die neben Deutsch noch andere Sprachen beherrschen, bieten darin ihren Kollegen Hilfe beim Übersetzen während der Arbeit oder auch bei Behördengängen an. &bdquo;Jeder Ausgrenzung von Menschen erteilen wir allein vor diesem Hintergrund eine klare Absage“, betont Saltenbrock. Deutliches Statement von Nolte Küchen Auch bei Nolte Küchen als einem weiteren der größten Arbeitgeber in der Werrestadt wird Wert auf Vielfalt, Toleranz und Respekt gelegt, betont Heiko Maibach, Geschäftsführer von Nolte Küchen und Express Küchen. &bdquo;Wir sind stolz darauf, in unseren Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 38 verschiedenen Herkunftsländern zu beschäftigen. Dies sind insgesamt 190 Personen, die täglich dazu beitragen, dass unser Unternehmen erfolgreich ist und bleibt“, sagt er. Mit Bezug auf die rechtsextremistischen Vertreibungspläne wird der Geschäftsführer sehr deutlich: &bdquo;Wir verurteilen jegliche Form von Hass und Diskriminierung und setzen uns aktiv dafür ein, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder unabhängig von seiner Herkunft wertgeschätzt und sicher fühlt.“ Das Unternehmen werde sich weiterhin gegen jede Form von Extremismus und Diskriminierung einsetzen. &bdquo;Wir glauben fest daran, dass der Respekt und das Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Perspektiven nicht nur für ein harmonisches Miteinander essenziell sind, sondern auch zu einer bereichernden und produktiven Arbeitsatmosphäre beitragen“, betont Maibach. Handwerkskammer fordert bessere Zuwanderung Auch in den zahlreichen Handwerksbetrieben arbeiten viele Menschen mit unterschiedlicher Herkunft. 1.158 Auszubildende im Handwerk in OWL hätten aktuellen Daten zufolge einen ausländischen Pass, das entspreche einem Anteil von 11 Prozent, berichtet Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. &bdquo;Der Anteil von Jugendlichen und Beschäftigten mit Migrationshintergrund, die über einen deutschen Pass verfügen, geht noch deutlich darüber hinaus.“ Das zeige, wie wichtig Zuwanderung für das Handwerk sei. Angesichts des großen Bedarfs an Nachwuchs und Fachkräften fordere die Handwerkskammer OWL, &bdquo;die mittelstandsgerechte Zuwanderung auszubauen, das Zuwanderungsrecht zu entbürokratisieren und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen durch effizientere Verwaltungsstrukturen deutlich zu beschleunigen“. Wertschätzung für die Demokratie Dass es einfacher wird, nach der Ankunft in Deutschland Arbeit zu finden, wünschen sich auch Maureen Bob-Anyeji und Mohammed Al Ani. Beide haben auf ihre Arbeitserlaubnis längere Zeit warten und für ihren Weg in den Job sehr hartnäckig bleiben müssen. Aber trotz dieser Erfahrungen überwiegt bei ihnen die Dankbarkeit gegenüber denen, die ihnen dabei unter die Arme gegriffen haben. Was haben die Nachrichten über das Treffen in Potsdam bei ihnen ausgelöst? &bdquo;Ich hoffe, dass man uns hier eine Chance gibt, zu zeigen, dass wir hier arbeiten und helfen wollen“, sagt Al Ani. Und Bob-Anyeji sieht im Rassismus und Rechtsextremismus auch eine Gefahr für die gesamte deutsche Gesellschaft. &bdquo;Es ist unglaublich wichtig, dass Deutschland seine Demokratie erhält.“ Sie sei ein unterschätzter Schatz, ein Bollwerk gegen Krieg und Korruption.

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