Kein Ende in Sicht: Zwei Straßenbauprojekte in Löhne werden weiterhin nicht umgesetzt

Löhne. Wenn es um Straßenbauprojekte geht, dann kann man sich darauf verlassen, dass die Zeitpläne nicht eingehalten werden. Selten dauert es so lange wie bei der Nordumgehung. Zwischen den ersten Plänen und der Umsetzung lagen mehr als 40 Jahre. Noch sind aktuelle Projekte in Löhne von dieser Dauer weit entfernt. Allerdings sind auch hier die Verzögerungen beachtlich. Das zeigen wir an zwei Beispielen. Becker Kreuz Seit Jahrzehnten ist die am stärksten befahrene Kreuzung im Stadtgebiet ein Staugarant. Morgens und Abends kommt es immer wieder zu langen Wartezeiten an den Ampeln. Das Problem will Straßen NRW angehen. Schon lange. &bdquo;Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, sagte Andreas Meyer, Leiter der Bielefelder Niederlassung von Straßen NRW im November 2014 zur NW. Auch mehr als neun Jahre später hat sich dieser Handlungsbedarf ausschließlich auf dem Papier entfaltet. Es gibt konkrete Planungen, die im Oktober 2022 von zwei Mitarbeiterinnen von Straßen im Planungsausschuss vorgestellt wurden. An mehreren Punkten wird der Kreuzungsbereich entscheidend verändert. Den Stau reduzieren Die Abbiegespur an der Werster Straße wird verlängert. So entsteht mehr Platz für den Abbiegeverkehr. Zentraler Punkt der Umbauarbeiten ist der Neubau einer Fahrspur vom Becker Kreuz aus zu den Autobahnauffahrten. Ziel ist, den Rückstau rund um die Kreuzung deutlich zu reduzieren und die Stehzeit vor den Ampeln von jetzt 70 auf 50 Sekunden zu senken. &bdquo;Damit erhöhen wir den Durchfluss spürbar“, sagte Projektleiterin Beatrix Wachsmuth im Ausschuss. In der Sitzung gab es auch einen Zeitplan. Baubeginn sollte im Frühjahr 2023 sein. Wäre es dazu gekommen, dann hätten die Arbeiten Ende letzten Jahres abgeschlossen werden können. Dass das nicht klappen würde, zeichnete sich bereits vor einem Jahr ab. Die Flächen, die für die neuen Fahrspuren gebraucht werden, müssen gerodet werden. Dass hätte bis Ende Februar geschehen sein müssen. Dazu kam es allerdings nicht. &bdquo;Die Arbeiten verschieben sich mindestens um sechs Monate. Die Ausführungsplanungen sind komplizierter als gedacht“, sagte Sven Johanning, bis Ende 2023 Sprecher bei Straßen NRW. Es tut sich nichts Im Februar 2024 ist die Situation unverändert. Das Baufeld ist nicht gerodet. Die Anfrage der NW beantwortet nun Florian Wild, der neue Sprecher von Straßen NRW. &bdquo;Ab Herbst 2024 sollen die nötigen Gehölzarbeiten beginnen. Nach Möglichkeit soll gegen Ende des Jahres dann auch die Baumaßnahme beginnen. Wir befinden aktuell in den finalen Schritten bezüglich der Planung und der zu treffenden Vereinbarungen. Im Anschluss erfolgt dann die Ausschreibung der Baumaßnahme“, schreibt er. Bleibt abzuwarten, ob sich der &bdquo;dringende Handlungsbedarf“ Ende des Jahres in Bauarbeiten niederschlägt. Anschluss Großer Kamp Wenn es mal privat kurzfristig nicht so richtig läuft, dann wird von einem &bdquo;gebrauchten Tag“ gesprochen. Beim Projekt &bdquo;Großer Kamp“ wäre analog dazu angebracht, von &bdquo;gebrauchten Jahren“ zu sprechen. Seit rund zehn Jahren steht fest, dass die Brücke, die die B611 über den Großen Kamp führt, neu gebaut werden muss. Neben dem Neubau der Brücke soll auch die Anbindung der Straße, die das Industriegebiet erschließt, deutlich verbessert werden. Dass diese Planung von Anfang an nicht rund lief, ist eher untertrieben. Mal musste der Boden aufwendig entwässert werden, mal fehlten Genehmigungen, mal war das zuständige Planungsbüro überlastet. Zuletzt hatte im Frühjahr 2023 eine neue Ersatzbaustoffverordnung für Verzögerungen gesorgt. Vor etwa einem Jahr glaubte Baudezernent Ulrich Niemeyer, dass nun endlich die Hindernisse beseitigt seien. Schließlich waren alle Probleme der Gegenwart beseitigt. Da hatte er die Rechnung ohne die frühen Siedler im Unteren Werretal gemacht. Niemeyer kündigte im Oktober 2023 gegenüber der NW an, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Fläche genau unter die Lupe nehmen will, bevor dort schweres Gerät viele Kubikmeter Erde bewegt. Archäologische Untersuchungen Im Jahr 1934, so erläutert Ulrich Niemeyer, seien in der Nähe des Areals Siedlungsreste aus der vorrömischen Eisenzeit entdeckt worden. &bdquo;Der LWL geht davon aus, dass die Ausdehnung dieser Siedlung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in das Planungsgebiet hineinreicht“, so der Baudezernent. Daher müsse zunächst archäologisch untersucht werden, ob sich vor Ort tatsächlich ein Baudenkmal befindet, bevor mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Erstaunlich ist, dass die Verantwortlichen erst 90 Jahre nach den Funden auf die Idee gekommen sind, in diesem Bereich genauer zu suchen. Diese Untersuchungen sind mittlerweile auch abgeschlossen. &bdquo;Es wurden keine Siedlungsreste gefunden“, sagt Stadtsprecherin Ursula Nolting. So könnten jetzt die Ausschreibungen beginnen und ein Baubeginn in diesem Jahr wäre möglich. Ob es dazu wirklich kommt? Das wird erst dann klar sein, wenn die Bagger rollen. Möglicherweise wird in den nächsten Monaten im Bereich des künftigen Baufelds noch eine seltene Käferart entdeckt.

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