Nach diesen Frauen könnten zukünftig Straßen und Plätze in Löhne benannt werden

Löhne. Dass nur wenige Straßen in Löhne nach Frauen benannt sind, liegt nicht daran, dass es zu wenig Namenspatroninnen gibt. Immer klarer wird das durch mehr und mehr Vorschläge für Straßennamen von Parteien, anderen Organisationen und nicht zuletzt auch Bürgern. Zu den insgesamt zehn schon vorliegenden Vorschlägen gesellen sich nun drei weitere hinzu. Das Bündnis &bdquo;Gemeinsam für Vielfalt“ hat sie exemplarisch zusammengetragen, um darauf hinzuweisen, dass Löhne gar nicht wenige vorbildhafte Frauenpersönlichkeiten für diesen Zweck zu bieten hat. Den Startpunkt für die aktuelle Diskussion setzte vor etwas weniger als einem Jahr der Soroptimist Club Bad Oeynhausen/Wittekindsland. Die Soroptimistinnen hatten auf das Fehlen von Frauennamen im Löhner Stadtbild hingewiesen und in einem Bürgerantrag die Benennung einer bislang namenlosen Straße nach der Löhner Geschäftsfrau Minna Poppensieker gefordert. Als symbolträchtiges Datum dafür hatten sie den Internationalen Frauentag gewählt. Zwar beschloss der Haupt- und Finanzausschuss das zu diesem Zeitpunkt nicht so wie gefordert, dafür war aber eine Debatte angestoßen. Und schließlich wurde auch im November eine neue Richtlinie beschlossen, nach der Frauennamen bei der Benennung bevorzugt werden sollen. In der Zwischenzeit sind zahlreiche Vorschläge gemacht worden, an die das Bündnis nun anschließt. In seinem Antrag nennt es vier Obernbecker Frauen. Recherchiert haben die Vereinsmitglieder dafür in Detlef Scheidings Büchern über die Stadtteilgeschichte. Marie Lemke Die Anregung, eine Straße nach Marie Lemke zu benennen, kam im November vergangenen Jahres zunächst von der Linken. Sie sei eine würdige Löhner Namensgeberin, schreibt nun das Bündnis in seinem Antrag. Marie Lemke wurde 1897 geboren und schloss sich nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 der Widerstandsbewegung an. Sie &bdquo;leistete in einem System der Unmenschlichkeit, Verbrechensherrschaft und des Kulturverfalls Widerstandsarbeit“, schreibt das Bündnis für Vielfalt. Luise Möller Darüber hinaus gebe es jedoch noch weitere politisch aktive Löhner Frauen, die es verdienten gewürdigt zu werden, heißt es in dem Antrag weiter. Wie Luise Möller. Sie wurde 1905 geboren. Sie war demnach mit Marie Lemke befreundet und seit 1945 Mitglied des Obernbecker Gemeindeausschusses - als einzige Frau. Neben Josef Lemke vertrat sie dort die KPD. Auguste Kreft Die nächste auf der Liste des Bündnisses ist Auguste Kreft (geboren 1893). Sie stammte ursprünglich aus dem Kreis Minden. 1924 kam sie mit ihrem Mann nach Obernbeck. Sie trat für die CDU in den Gemeindewahlen 1946 an. Zwar wurde sie nicht gewählt, sie zähle aber zu den ersten Frauen, die politisch in Erscheinung getreten seien, heißt es in der Begründung. Erna Möller Mit ihrem Mann und drei Kindern kam Erna Möller 1957 nach Obernbeck. Geboren wurde sie 1912 in Herford. Sie war in der SPD und der AWO aktiv, baute laut den Recherchen des Bündnisses die Altentagesstätte der AWO mit auf. 1964 wurde sie als erste Frau in den Obernbecker Gemeinderat gewählt und war die erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF). Marie Schmalenbach Neben den neuen Vorschlägen durch das Bündnis &bdquo;Gemeinsam für Vielfalt“ liegen einige schon länger auf dem Tisch. Darunter auch der Name Marie Schmalenbach (geboren 1835). Die Frau des Mennighüffer Pfarrers Theodor Schmalenbach hat sich einen eigenen Namen gemacht. Sie schrieb Gedichte und Liedtexte. Ihr Name gehörte zu einer Reihe von Vorschlägen durch die Löhner Bürger-Allianz. Karoline Sander Darunter war auch Karoline Sander aus Ostscheid. Sie sei im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasieaktion ermordet worden, schrieb die LBA damals in ihrer Begründung. Sie stehe für die Vielzahl der Menschen, die in Deutschland und Europa – aber eben auch im Gebiet der heutigen Stadt Löhne – durch die menschenverachtende totalitäre beziehungsweise faschistische Gewaltherrschaft ermordet wurde. Marga Kämper Vorgeschlagen hatte die LBA auch Marga Kämper. Die CDU-Kommunalpolitikerin war erste Frau im Rat, später stellvertretende Bürgermeisterin. Nach der Abwahl des damaligen CDU-Politikers Hermann Ottensmeier als stellvertretendem Bürgermeister trat sie aus dem Stadtverband aus und leitete die Gründungsversammlung der Löhner Bürger-Allianz. Vor einigen Jahren zog sie von Löhne nach Osnabrück - der Enkelkinder wegen. Ob so bald eine Straße nach ihr benannt werden würde, ist jedoch fraglich - Namensgeber müssen zu dem Zeitpunkt der Benennung für mindestens fünf Jahre verstorben sein und eine historische Bewertung muss in ausreichendem Maße möglich sein. Minna Poppensieker Mit ihrem Namen fing die Debatte an. Minna Poppensieker hatte 1937 an der Lübbecker Straße ein Geschäft für Porzellan, Keramik, Glas und Kunstgegenstände eröffnet und das Stadtbild als erfolgreiche Geschäftsfrau jahrzehntelang geprägt. Nach ihrem Tod im Jahr 1977 wurde der Laden noch einige Jahre unter dem Namen Hesse weitergeführt. Frieda Nadig Neben Frauen, die in Löhne geboren sind oder dort gewirkt haben, sind auch noch andere Namen in der Debatte gefallen. Frieda Nadig, von der Löhner SPD-Fraktion erst kürzlich ins Spiel gebracht, hat aber auch lokale Relevanz. Die gebürtige Herforderin gilt als eine der &bdquo;Mütter des Grundgesetzes“. Als eine von vier Frauen arbeitete sie im Parlamentarischen Rat an seiner Entstehung mit. Bei der ersten Bundestagswahl zog Frieda Nadig 1949 in den Bundestag ein, dem sie bis 1961 angehörte. Weitere Vorschläge Dazu gesellen sich noch weitere Vorschläge ohne Lokalkolorit, dafür aber mit übergreifender Relevanz. So brachte die LBA im vergangenen Jahr zunächst Luthers Ehefrau Katharina von Bora und die französische Hugenottin Marie Durand ins Spiel. Etwas später ergänzte die Bürger-Allianz das noch um die Philosophin Hannah Arendt. Bertha von Suttner war vom Löhner Rolf Reinert schon in einem Leserbrief an die NW im März 2023 vorgeschlagen worden, im November legte er mit einem Bürgerantrag nach. Darin forderte er, den neuen Platz im Werreauenpark nach der ersten weiblichen Friedensnobelpreisträgerin zu benennen. Über die neuen Vorschläge durch das Bündnis für Vielfalt wird am 14. Februar im Haupt- und Finanzausschuss entschieden. Die Verwaltung schlägt vor, sie - wie die bisherigen Anregungen auch - im weiteren Straßenbenennungsverfahren zu berücksichtigen.

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