Das Klärwerk in Löhne muss während des Hochwassers Rekordmengen verarbeiten

Löhne. Das Werrehochwasser Ende Dezember schlägt alle Rekorde: Die Werre wurde zum ersten Mal im Hochwasserrückhaltebecken eingestaut und auch das Klärwerk musste bisher ungekannte Wassermengen bewältigen. Klärwerksleiter Hans Kleine steht am Rand einer Schräge auf dem Werksgelände neben dem Haupttor. Er zeigt auf eine Fahrzeughalle, die etwas tiefer liegt. &bdquo;Wo ich jetzt stehe, begann am Weihnachten eine Seenlandschaft“, sagt er. Die Halle wurde geflutet, Fahrzeuge und anderes Gerät konnten noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Kleine und sein Team sowie viele andere Mitarbeiter der Stadtwerke haben während des Hochwassers auch darüber hinaus viel zu tun gehabt. 74.000 Kubikmeter Wasser an einem Tag &bdquo;Ich arbeite seit 30 Jahren hier. Die Wassermenge, die wir über Weihnachten zu bewältigen hatten, war die mit Abstand größte, die ich bisher erlebt habe“, sagt Kleine. Er hat die Zahlen, die die Dimension belegen. Heiligabend gab es auch eine Wasserbescherung. Der absolute Spitzenwert wurde am 24. Dezember mit 73.148 Kubikmeter erreicht. Dabei liefen mehr als 1.000 Liter pro Sekunde durch das Klärwerkssystem, was nach einiger Zeit zu einem Rückstau auf dem Betriebsgelände führte. An Heiligabend waren sechs Mitarbeiter vor Ort, um die Wassermenge kontrolliert verarbeiten zu können. Sie überwachten unter anderem die drei Pumpen, die im Pumpenhaus in neun Meter Tiefe das Wasser aus der Hauptleitung zur Weiterverarbeitung ins Klärwerk pumpten. Allerdings stießen die Pumpen an ihre Leistungsgrenzen. &bdquo;Das führt dann zu einem Rückstau. Das Wasser kann nicht mehr abfließen, sodass dann leider auch Keller unter Wasser standen“, sagt Kleine. Stadtwerke im Dauereinsatz Nicht nur die Rückwasserkanäle waren überlastet. Der Schmutzwasserkanal war ebenfalls betroffen, da über die Schachtabdeckungen und Drainagen sehr viel Fremdwasser in das System eindrang. Diese Situation führte zu den unterschiedlichsten Einsätzen im Kanalsystem, Gräben und Straßenabläufen. &bdquo;Der Bereitschaftsdienst im Bereich der Stadtentwässerung war während der Weihnachtstage im Dauereinsatz“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Sarah Schröder. Die Menge von 73.000 Kubikmeter ist ein vielfaches der Menge, die die Klärwerke in normalen Zeiten zu verarbeiten haben. &bdquo;Üblich sind 10.000 Kubikmeter am Tag“, sagt Kleine. Auch knapp vier Wochen nach dem Höchststand erreicht noch immer deutlich mehr Abwasser das Klärwerk. &bdquo;Vor ein paar Tagen waren es noch über 40.000 Kubikmeter. Jetzt sind es etwa 13.500 pro Tag. So langsam normalisiert sich die Situtation.“ Die Werre hat schon seit Anfang des Jahres wieder ihren normalen Pegel. &bdquo;Der Grundwasserstand ist aber noch sehr hoch. Das wirkt sich direkt auf die Abwassermenge aus“, sagt Kleine. Hohe Belastung für die Technik Mit etwas Abstand zieht Kleine eine positive Bilanz. &bdquo;Die Pumpen haben in dieser extremen Belastungsphase durchgehalten“, sagt er. Im August haben die Stadtwerke eine neue Rechenanlage ans Netz genommen. Durch die Rechenanlage fließt das gesamte Wasser und grobe Inhaltsstoffe werden wie bei einem Sieb zurückgehalten. &bdquo;Die hat auch einwandfrei funktioniert und ihre Feuertaufe bestanden“, sagt Kleine. Sehr zufrieden ist der Werksleiter mit der Teamleistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Weihnachten. &bdquo;Die sind alle gekommen, obwohl Heiligabend war“, sagt Kleine. Diesem Lob schließt sich Betriebsleiter Matthias Kreft an. &bdquo;Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen sehr für ihr Engagement und das zügige Handeln – vor allem während der Feiertage“, resümiert er die Ausnahmesituation. 5.000-jähriges Hochwasser Für eine besondere Ausnahmesituation ist das Pumpenhaus des Klärwerks ausgelegt. 2005 wurde das Gebäude errichtet. Für die Genehmigung war die Bezirksregierung zuständig. Das Haus wirkt sehr massiv. Links und rechts neben dem Eingang stehen zwei Wände im rechten Winkel zur Tür. In die Wände können Metallschienen eingeschoben werden, um das Pumpenhaus vor Überflutung zu schützen. &bdquo;Das musste damals so gebaut werden, dass es einem Pegel von 2,30 Meter widerstehen kann“, sagt Kleine. So ist das Pumpwerk nicht nur für ein 100-jähriges Hochwasser gerüstet, sondern für ein 5.000-jähriges Hochwasser. &bdquo;Ich glaube, wenn es soweit käme, hätten wir in Löhne ganz andere Probleme und die Arche Noah würde durchs Werretal schippern.“ Jahre später hätte man in Detmold eingeräumt, dass man es mit dieser Auflage wohl etwas übertrieben habe.

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