Kritik: Viele Mängel an Löhner Spielplätzen festgestellt

Löhne. Eigentlich sollen sie ein Ort der kindlichen Freude, der freien Entfaltung, auch des unbeschwerten Heranwachsens sein. In Löhne aber hat die Wahrnehmung der öffentlichen Spielplätze zuletzt arg gelitten. Eltern und Politik beklagen eingeschränkte Öffnungszeiten, abgebaute Spielgeräte und mangelnde Informationen durch die Stadtverwaltung. Insbesondere die CDU-Fraktion übt in regelmäßigen Abständen Kritik an den Zuständen mehrerer Flächen und stellt die Spielplatzpolitik grundsätzlich in Frage. Jetzt aber zeigen NW-Recherchen: Die Maßnahmen wurden von der Union ebenso mitgetragen, wie von den übrigen Ratsfraktionen. Und auch der Vorwurf, die Stadt bleibe weitgehend untätig, ist nach neuen Erkenntnissen nahezu haltlos. Erst war es nur der Spielplatz Holtkamp in Mennighüffen, der den Ärger von CDU-Fraktionschef Maik Büssing auf sich zog. Dort hatten Anwohner und Nutzer den Abbau gleich mehrerer Spielgeräte moniert und vergeblich auf Ersatz gewartet. Überrascht wurden auch die Nutzer des Spielplatzes am Stadtteilzentrum Raps, wo ohne jede Information plötzlich eine Rutsche fehlte. CDU erhebt schwere Vorwürfe Mittlerweile ist die Mängelliste der Christdemokraten weiter angewachsen: Auf dem Areal an der August-Stuke-Straße in Gohfeld fehlt seit Kurzem eine Schaukel, auf dem Schulhof-Spielplatz in Ostscheid ein Kletterturm samt Gerüst und am Schulhof-Spielplatz der Grundschule Mennighüffen-West werden Schaukel, Sandkastenanlage, Klettergerüst sowie ein Wippenband vermisst. Mitte Juni trudelte schließlich die bislang letzte Anfrage der CDU im Rathaus ein - dieses Mal zum Spielplatz "Auf der Riege", wo eine Nestschaukel entfernt wurde. Wie bei den vorherigen Anfragen, kritisiert die Union dabei insbesondere die fehlenden Hinweise an die Nutzer. In dem Schreiben spricht Maik Büssing gar von einem "Running Gag" und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Verwaltung: "Das Vorgehen der Stadt ist offenbar immer das Gleiche. Spielgeräte abbauen und das schon zum Teil vor mehreren Jahren, niemanden informieren und offenbar hoffen, dass es keiner merkt." Die Maßnahmen waren der Politik bekannt Tatsächlich aber kann von einem solchen Vorgehen keine Rede sein. Dass nämlich an mehreren Spielplätzen im Stadtgebiet Geräte abgebaut oder ausgetauscht werden müssen, ist schon seit Ende vergangenen Jahres öffentlich bekannt. In der Ratssitzung vom 14. Dezember hatte die Stadtverwaltung die Fraktionen über die Ergebnisse der jährlichen Hauptinspektion der Spielplätze informiert. Wegen "zahlreicher geänderter Regelwerke und DIN-Vorschriften", so hieß es damals, seien etliche Mängel festgestellt worden, die es nun zu beheben gelte. Die Rede war unter anderem von Erdarbeiten, der Ersatzbeschaffung von Einzelkomponenten wie etwa Netzschaukeln, ummantelten Stahlseilen oder Fangnetzen oder auch vom Aufstellen von Zäunen. Kostenpunkt: Rund 225.000 Euro, für die der Rat einmütig eine "außerplanmäßige Ausgabe" bewilligte - mit den Stimmen der CDU-Fraktion. Neue Normen, neue Geräte Auf Nachfragen, etwa zu konkreten Maßnahmen, ihrer Notwendigkeit oder betroffenen Spielplätzen hatte die Union seinerzeit verzichtet. Und stattdessen vorbehaltlos grünes Licht für das Abbauen von Spielgeräten gegeben. Dabei stand das gesamte Ausmaß der Spielplatzüberarbeitung zu diesem Zeitpunkt bereits fest. Wie die Stadtverwaltung auf NW-Nachfrage mitteilt, waren bei den Inspektionen im gesamten Stadtgebiet Mängel aufgetreten. Insgesamt, so heißt es, seien stolze 104 von 366 Prüfpunkten beanstandet worden. Eine beachtliche Menge, wie die Verwaltung einräumt. Dass die Vielzahl an Defiziten aber auf langjährige Untätigkeit zurückzuführen sei, weist man im Rathaus von sich. Zwar seien auch "gravierende Mängel" an manchen Geräten aufgetreten. Vor allem aber hätten neue Bestimmungen ein Einschreiten erforderlich gemacht. Stadtsprecherin Ursula Nolting verweist etwa auf zuvor zulässige Abstände, die nach überarbeiteter Norm nun als Mangel gelten. Als Beispiele nennt sie die Bodenfreiheit unter Nestkorbschaukeln oder auch Fangstellen zwischen Brettern und Holzkonstruktionen. Hinweisschilder sollen helfen - aber nicht überall Um den Vorschriften gerecht zu werden und die Kinder keinem Risiko auszusetzen, hätten manche Spielgeräte daher schnell abgebaut werden müssen. "Anhand der vorliegenden Prüfberichte wurde eine Priorisierung vorgenommen und die Arbeitsreihenfolge festgelegt", heißt es von der Verwaltung. Der Kostenrahmen sei überschlägig abgeschätzt worden, "um zügig in die Mängelbeseitigung einsteigen zu können." Dass manche Maßnahme dabei längere Zeit in Anspruch nehme, habe durchaus seinen Grund: "Ersatzteile müssen zwingend zwingend vom Hersteller des Spielgeräts erworben werden, da andernfalls die Gewährleistung erlischt." Warum die Stadtverwaltung all diese Gründe im Vorfeld des Ratsbeschlusses nicht benannt und auch keine konkrete Auflistung von Maßnahmen veröffentlicht hat, bleibt indes unklar. "Der Arbeitsauftrag für die Verwaltung wurde durch die Spielplatzberichte klar definiert", heißt es dazu lediglich auf NW-Nachfrage. Mittlerweile aber hat die Stadt dem Rat eine detaillierte Übersicht aller Spielplätze mitsamt festgestellten Mängeln, Ersatzbeschaffungen und Status der Maßnahmen vorgelegt. Auch die Spielplatzbeschreibungen auf dem Internetauftritt der Stadt wurden um entfernte Geräte ergänzt. Zudem teste die Verwaltung demnächst - auf Initiative der CDU-Fraktion - laminierte Hinweisschilder an den Spielflächen. Darauf soll über abgebaute Geräte und den Fortschritt der Veränderungen informiert werden. "Allerdings nicht nachträglich", wie die Verwaltung betont. Denn die meisten der bereits abgebauten Spielgeräte sollen schon bald ersetzt werden. Entsprechende Aufträge wurden nach Angaben der Stadt bereits erteilt.

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